Chronik/Wien

Der Öffi-Chef am Apparat

Herr Gebauer ist Stammgast in der U4. Als solcher ist er einiges gewohnt. Seinem Ärger macht er nun am KURIER-Telefon Luft: „Überall liegen Gratiszeitungen herum, die Leute essen und trinken einfach ungeniert“, sagt der Döblinger. Im Vergleich zur U-Bahn in New York oder Istanbul seien die Waggons der Wiener Linien eine Katastrophe: „Ginge es nach mir, ich würde das Essen in der U-Bahn verbieten.“

Wiener-Linien-Chef Günter Steinbauer hört sich die Argumente seines Gegenübers geduldig an, dann antwortete er. „Verbote haben nur Sinn, wenn ich sie auch überwachen kann. Wir können aber nicht jedem Fahrgast einen Kontrolleur zur Seite stellen.“

Er halte daher mehr von der aktuellen Kampagne, die die Menschen informiere, statt zahnlose Verbote auszusprechen. Mit witzigen Kino-Spots, Bahnsteig-Durchsagen und Plakaten werben die Wiener Linien um mehr Rücksichtnahme in den Öffis. Vor allem laute Musik, Essen und Telefonate in voller Lautstärke sollen im Sinne aller vermieden werden.

Viel zu höflich

Bei den Anrufern der KURIER-Telefonsprechstunde fällt das Thema auf fruchtbaren Boden. „Ich finde die Kampagne noch viel zu höflich“, sagt eine KURIER-Leserin aus Mariahilf. Vor allem das Essen ist ihr ein Dorn im Auge. Als Lehrerin fordere sie ihre Schüler immer auf, nicht in den Öffis zu essen. „Die Fahrkarten-Kontrolleure sollten viel öfter darauf hinweisen.“ – „Ziel der Kampagne war es auch, unsere Mitarbeiter zu motivieren, öfters darauf hinzuweisen“, erklärt Steinbauer.

Eine Anruferin aus Favoriten kritisiert hingegen die Kampagne. Diese sei nur „Eigenwerbung“ und „Schönfärberei“. Eine Einzelmeinung, konstatiert Steinbauer. Die meisten Rückmeldungen seien positiv, auch die Mitarbeiter vor Ort würden von viel Zuspruch zur neuen Kampagne berichten, sagt der Wiener-Linien-Geschäftsführer.

Neue Schilder

Viele Anrufer meldeten sich auch zu den neuen Schildern für Bus- und Bim-Haltestellen. Wie der KURIER berichtete, sollen diese modernisiert werden. Für die alten Schilder wäre kein Platz mehr. Eine Anruferin befürchtet vor allem hohe Kosten durch den Austausch.

Steinbauer beruhigt: „Es wird nur schrittweise umgebaut, wenn wir eine Haltestelle neu bauen, modernisieren oder verlegen müssen.“ Es gehe darum, die Haltestellen strukturierter zu machen. Neben neuen Schildern sollen die Abfahrtszeiten besser dargestellt werden und Lautsprecher in das Wartehäuschen integriert werden. „Wir werden das nun bei den Stationen des neuen 26er in der Donaustadt beobachten und evaluieren“, sagt Steinbauer.

„Ich finde, das ist eine Schnapsidee. Bewährtes über Bord zu werfen, ist ein Fehler“, sagt ein erboster Leser aus der Leopoldstadt.

Steinbauer: „Wir haben uns viel überlegt. Über Design lässt sich aber bekanntlich gut streiten.“