Der Fall Leonie wird ab Dienstag vor Gericht aufgerollt
Es wird wohl einer der größeren Prozesse, die in diesem Jahr im Landesgericht für Strafsachen in Wien verhandelt werden. Ab heute, Dienstag, 10.30 Uhr müssen sich jene drei afghanischen Männer vor einem Schöffensenat verantworten, die für den Tod der 13-jährigen Leonie verantwortlich sein sollen. Das Mädchen wurde
in den Morgenstunden des 26. Juni des Vorjahres leblos auf einem Grünstreifen in der Donaustadt gefunden.
Fotoverbot
Die Gesichter der Angeklagten bleiben der (breiten) Öffentlichkeit aber verborgen. Schon vorab wurde ein Film- und Fotografierverbot bei dem Prozess bekannt gegeben. Geht es nach den Anwälten von Leonies Angehörigen, soll die Öffentlichkeit komplett von der Verhandlung ausgeschlossen werden. Eine Entscheidung darüber wird der Schöffensenat am Dienstag treffen. Schon vorab fix ist, dass Prozessbeobachter auf alle Fälle bei der Vorführung eines Videos nicht dabei sein werden.
Dieses Video zeigt laut Anklageschrift die Vergewaltigung der zu diesem Zeitpunkt bereits bewusstlosen Leonie. Es war in der I-Cloud eines Verdächtigen gefunden worden.
Das Mädchen hatte im Vorfeld acht Ecstacy-Tabletten verabreicht bekommen. Aufgrund der Drogenüberdosis setzte bei Leonie die Atmung aus. Sie erstickte.
Insgesamt sechs Verhandlungstage sind laut derzeitigem Stand geplant. Ein Urteil soll am 6. Oktober fallen. Den Männern wird Vergewaltigung mit Todesfolge und schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen vorgeworfen.
Falsches Alter
Bis zuletzt hatten sich die Verdächtigen die Schuld gegenseitig zugeschoben. Unklarheiten gab es im Vorfeld wegen des Alters der Männer. Zumindest der angeblich Jüngste dürfte falsche Angaben gemacht haben. Ali H. hatte angegeben, zum Zeitpunkt der Tat 16 Jahre alt gewesen zu sein. Ein Gutachten geht davon aus, dass er zumindest 18 Jahre alt war; was eine Rolle bei der Strafbemessung spielt. Dem ältesten Beschuldigten – er war zum Zeitpunkt der Tat bereits über 21 Jahre alt – drohen im Falle eines Schuldspruchs zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft. Die beiden anderen Männer müssen mit bis zu 20 Jahren rechnen.
Am ersten Verhandlungstag soll vor dem Gerichtsgebäude eine Mahnwache abgehalten werden. Veranstaltet wird sie von Vertreterinnen von Gewalt betroffenen Frauen und Familien.
Leonies Mutter sagte im Vorfeld im Zuge eines KURIER-Interviews: „Ich empfinde Verachtung und Hass. Sie haben mir mein Kind genommen und meine Familie umgebracht.“ Ob sie den Prozess mitverfolgt, ist unklar. Ihre Anwälte haben ihr dringend davon abgeraten.