Chronik/Wien

DC Tower: Höhenangst an der Donau

Eine Botox-Spritze im 52. Stockwerk mit Blick auf Wien? Das könnte vor allem für internationale Kundschaft ein reizvolles Angebot sein, ist Schönheitschirurg Artur Worseg überzeugt.

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Im Jänner eröffnet er seine neue Ordination im Donaustädter DC Tower – mit 250 Metern das höchste Hochhaus Österreichs. „Gerade Patienten aus dem russischen Raum lieben das Moderne“, erklärt er seine Standortwahl. Nachsatz: „Natürlich ist das auch ein wenig eine Ego-Geschichte.“

Nicht allzu viele denken derzeit so: Wenige Monate nach Eröffnung des neuen Wiener Wahrzeichens sind erst etwa 50 Prozent der Büroflächen vermietet. Tatsächlich im DC Tower seine Zelte aufgeschlagen hat bisher nur der Pharmakonzern Baxter, der sich im Oktober in den Stockwerken 18 bis 24 eingemietet hat.

Herausforderung

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„Die Vermietung stellt sich als herausfordernd dar“, formuliert es Stefan Wernhart vom Wiener Immo-Dienstleister EHL diplomatisch. Bei der Suche nach Büroflächen stehe derzeit noch die Kosten-/Flächenoptimierung im Vordergrund. Sie ist schwierig bei Quadratmeterpreisen von deutlich über 20 €, die für die oberen Geschoße hingeblättert werden müssen. Worseg zahlt für seine Ordi gar an die 35 €.

Zum Vergleich: Über ganz Wien gerechnet liegt der Durchschnitt für Büroflächen zwischen 13,50 und 14 €. Ausländische Investoren, die etwa weniger preisbewusst agieren, sind aber derzeit in Wien Mangelware. „Vielmehr ist der Büromarkt geprägt von Umzügen innerhalb der Stadt“, sagt der Experte.

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Dass der DC Tower ein Ladenhüter bleibt, glaubt er aber nicht: „Bei den hochwertigen Neu-Flächen wird es zu einer Verknappung kommen.“ Darauf setzt auch Thomas Jakoubek, Vorstand des Tower-Eigentümers WED. „Wir werden die Flächen sicher nicht verscherbeln“, betont er. Wöchentlich gebe es ein bis zwei neue Interessenten. Grund zur Sorge gebe es keinen: „Für die Vollvermietung haben wir uns zwei Jahre nach Fertigstellung gegeben.“ Ob der ursprünglich geplante zweite DC Tower (168 Meter) gebaut wird, ist aber noch völlig offen.

Immerhin: Wer etwas für sein Aussehen tun will, muss künftig nicht unbedingt zu Dr. Worseg in den 52. Stock hinauffahren. Noch im Jänner eröffnet John Harris im zweiten Stock einen Fitness-Tempel mit 1700 m².

Bau

Nach einer Bauzeit von rund drei Jahren wurde der DC Tower mit einer Gesamthöhe von 250 Metern im Oktober eröffnet. Eigentümer ist die Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum AG, entworfen hat den Turm der Pariser Architekt Dominique Perrault. Die Nettonutzfläche beträgt 72.700 m², 44.000 m² davon sind Büroflächen.

Mieter

Baxter ist bereits eingezogen, die Worseg-Ordination und John Harris folgen im Jänner. Im unteren Bereich entsteht ein Hotel der Kette Melià mit 350 Betten. Sie wird auch ein Restaurant und eine Bar im 57. und 58. Stock betreiben.