Chronik/Wien

Das arme Schweinchen Lillyfee!

Zwei Meerschweinchen - zurückgelassen in einem Käfig bei den Mistkübeln einer Schule im 3. Bezirk.

Ein Kaninchen - ausgesetzt in einem Plastiksackerl auf der Schmelz.

Drei Kätzchen - abgestellt in einer Transportbox in der Donaustadt.

Traurig, oder? Das ist die Bilanz an ausgesetzten Tieren der vergangenen paar Tage, die die Wiener Tierschuztombudsstelle am Freitag veröffentlicht hat. Wie immer um diese Jahreszeit wollen die Menschen verreisen, kommen dann aber urplötzlich drauf, dass sie ja noch ein Haustier haben. Und sich das mit dem Urlaub nur schwer vereinbaren lässt.

Und dann diese Geschichte:

Ein 15-jähriges Mädchen names Joy aus Hietzing entdeckt im Internet ein Mini-Schwein, eingesperrt in einen Meerschweinchenkäfig. (Kleiner Exkurs: Mini-Schweine als Haustiere zu halten, ist gerade "in", weil es ein bisschen besonderer ist, als sich einfach eine Katze oder einen Hamster zuzulegen).

Jedenfalls hat Joy (die Tierpflegerin werden will) Mitleid, kauft mithilfe ihrer Mutter das Mini-Schwein namens "Lillyfee" und zieht es mit dem Flascherl auf. Weil Joy sich schlau machte und in Erfahrung brachte, dass Mini-Schweine nicht gern allein leben, schaffte sie ein zweites Mini-Schwein an - Charlie.

Gemeinsam mit ihrer Mutter hat sie sich informiert, wie solche Schweine zu halten sind: Mini-Schweine brauchen eine Suhle, einen fixen Fressplatz und einen Unterschlupf. Der Unterschlupf wurde gebaut, im Garten eine Grube für die Suhle gegraben (aktuell bevorzugen Charlie und Lillyfee allerdings das Plantschbecken).

Und dann zeigt ein Nachbar die Familie an. Ein Brief von Wiener Wohnen flattert ins Haus, bevor das Veterinäramt anrückt und Mängel feststellt. Weil man nämlich Biologin oder Tierpflegerin sein muss, um Mini-Schweine halten zu können. Joys Mutter versteht die Welt nicht mehr: "Ich habe vier Kinder, da werde ich ja Schweine auch durchbringen."

Mehr ist dazu eh nicht zu sagen. Außer: Ein Plantschbecken ist ja wohl besser als ein Leben im Meerschweinchenkäfig.

Wär' schön, wenn das auch das Veterinäramt so sieht. Arm ist Schweinchen Lillyfee nämlich dann, wenn es von Joy (und Charlie) weg muss.

Ab sofort kommentieren Christoph Schwarz und Julia Schrenk an dieser Stelle regelmäßig Amüstantes, Skurriles und manchmal auch Nachdenkliches, das (wahrscheinlich) nur in dieser Stadt passiert.