Chronik/Wien

Chinesische Schlepper zwangen Frauen zur Prostitution

Sie wollten in Europa ein neues Leben beginnen – und landeten im Bordell. Zwei junge Chinesinnen, die gerade erst nach Wien geschleust worden waren und in Massagesalons den zahlenden Kunden zur Verfügung stehen mussten, brachten den Fall ins Rollen. Wie erst jetzt bekannt wurde, klickten am 28. Oktober für die beiden mutmaßlichen Haupttäter – ein Mann und eine Frau – die Handschellen. „Insgesamt wurden sechs Opfer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren ausgeforscht“, sagt Polizei-Sprecherin Adina Mircioane. Drei Massagestudios wurden geschlossen.

Mindestens 10.000 Euro mussten die Frauen für die Reise nach Österreich zahlen. Den Lohn sollten sie in den Studios abarbeiten. „Als sie in Wien angekommen sind, wurden ihnen die Dokumente abgenommen. Dann wurden sie nach Traiskirchen geschickt, um dort um Asyl anzusuchen“, erklärt Mircioane. Und das mit falschem Namen. Dann mussten sich die Frauen die Kontrollkarten besorgen, mit denen sie legal als Prostituierte arbeiten konnten. „Der Verdienst ging zur Gänze an die Täter“, sagt die Polizei-Sprecherin.

Zwei Monate waren die jungen Frauen in den Studios, dann gingen sie zur Polizei. Seit Ende des vergangenen Jahres wurde ermittelt – Ende Oktober schlugen die Ermittler zu.

Hausdurchsuchungen

Bei den mutmaßlichen Tätern handelt es sich um einen 39-jährigen Mann und eine 29-jährige Frau, beide gebürtige Chinesen. Ein weiterer Landsmann fungierte als Kontaktmann in China. Bei Hausdurchsuchungen wurden rund 20.000 Euro, Laptops, Handys, Dokumente und Ausweise sichergestellt. Die mutmaßlichen Täter sind nicht geständig. Sie geben an, die Frauen hätten sich bei ihnen via Annonce gemeldet. Man hätte nur die Räume zur Verfügung gestellt.

Für den Aufbau der Studios soll der 39-Jährige zuständig gewesen sein. Er eröffnete Massagesalons in der Schwendergasse, der Löhrgasse (beide Rudolfsheim-Fünfhaus) und der Linzerstraße (Penzing). Die Frau dürfte sich um die Unterbringung und das Rundherum gekümmert haben.

„Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass grenzüberschreitender Menschenhandel oft nicht gleich sichtbar ist. Vielmehr ist es so, dass diese schrecklichen Taten in Hinterzimmern geschehen und erst durch polizeiliche Ermittlungen und Vertrauen der Opfer in die Polizeiarbeit zutage treten“, sagt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.