Caritas sammelt wieder für "Gruft"-Winterpaket
Von Elias Natmessnig
Die Krise in Europa hinterlässt immer tiefere Spuren. Mehr als 106.000 warme Mahlzeiten wurden bis Ende November in der Gruft ausgegeben – knapp 400 pro Tag. „So viele warme Mahlzeiten mussten wir in der Geschichte der Caritas noch nie ausgeben“, sagte Caritas-Präsident Michael Landau am Mittwoch. Das sei ein „trauriger Negativrekord“. Vor zehn Jahren wurden noch 72.000 Essen verteilt.
Immer mehr Hilfesuchende wenden sich an die Gruft und andere Notquartiere wie die Zweite Gruft in der Lacknergasse in Währing. Denn die Zahl der Menschen, die in Wien in prekären Wohnverhältnissen leben oder die von Obdachlosigkeit bedroht sind, ist in den vergangenen drei Jahren um 27 Prozent gestiegen.
Lebensbedrohlich
Prekär wird die Lage vieler Obdachloser in der kalten Jahreszeit. Wenn die Temperaturen sinken, kann es schnell zu lebensbedrohlichen Situationen kommen.
Die Stadt hat heuer die Maxime ausgegeben, dass kein Mensch auf Wiens Straßen frieren müsse. „Das ist gut und richtig, aber erst in den kommenden Wochen werden wir sehen, ob das Angebot ausreicht“, sagte Landau. Denn trotz der Aufstockung der Betten seien viele Notquartiere bereits jetzt voll belegt.
Deshalb schnürt die Caritas wieder ein Winterpaket. Für eine Spende von 50 Euro erhält ein Obdachloser einen winterfesten Schlafsack und eine warme Mahlzeit. Unterstützt wird die Aktion heuer von Schauspieler und Jedermann-Darsteller Cornelius Obonya. „Ich bin der Meinung, niemand – egal welcher Nationalität – lebt freiwillig auf der Straße“, sagte Obonya bei der Präsentation. Da könne man mit dem Gruft-Winterpaket gegensteuern. „50 Euro zu geben tut nicht weh. Wenn man dafür erreichen kann, dass ein Mensch die Nacht überlebt, ist das wenig“, sagte gestern Obonya.
Verteilt werden die Schlafsäcke nicht nur in der Gruft. Zusätzlich ist die Caritas auch sieben Tage in der Woche auf der Straße unterwegs, um jenen zu helfen, die keine Wohnung mehr haben. Dieses Team verteilt nicht nur wärmendes Gewand. „Die Streetworker der Caritas stellen für viele auf der Straße auch so etwas wie ein letztes Netz und ein mögliches Ticket zurück in die Mitte der Gesellschaft dar“, sagte Landau.
Um mit den Obdachlosen zu kommunizieren, werden freiwillige Dolmetscher benötigt. Diese werden vor Ort angerufen, um via Handy zu übersetzen. „Wir brauchen noch Dolmetscher für Bulgarisch, Türkisch, Französisch, Arabisch und Italienisch“, bittet Sozialarbeiterin Susanne Peter um Mithilfe. Freiwillige können sich unter freiwillig@caritas-wien.at melden. Kältetelefon: 01/480 45 53
Was wird sonst noch gebraucht?
Im Moment benötigt die Caritas vor allem Taschentücher, Feuerzeuge, Taschenkämme, Speiseöl, Fleisch- und Fischkonservendosen, Waschbare Wolldecken, Winterjacken, Sportschuhe und Jeans in allen Größen.