Buslinie 13A erhitzt die Gemüter
Von Bernhard Ichner
Die Fronten sind verhärtet: Auf der einen Seite stehen die Wiener Linien, die den 13A während des acht Jahre dauernden U-Bahn-Baus in beide Richtungen durch die Neubaugasse führen wollen. Und auf der anderen Seite Bezirkspolitik, Unternehmer und Anrainer aus Neubau, die dagegen auf die Barrikaden steigen und dafür plädieren, dass der Bus Richtung Alser Straße über Stift- und Siebensterngasse geführt wird. Das schließen aber wiederum die Wiener Linien aus, weil die Stiftgasse ab Mitte 2019 eine einzige Baustelle inklusive Baustellenverkehr sei. Dafür denkt man nun laut über eine Zweiteilung der 13A-Strecke wie zu Weihnachten nach. Für den grünen Neubauer Bezirksvorsteher Markus Reiter einer „verantwortungslosen Drohung“.
Dass man mit den Wiener Linien punkto Stiftgasse auf keinen grünen Zweig kommt, ist für den Bezirkschef unverständlich – sei diese doch doppelt so breit wie die Neubaugasse. „Außerdem gibt es auf der Siebensterngasse Richtung Kirchengasse im Gegensatz zur Neubaugasse keinen Individualverkehr – damit hätte der 13A dort auch weniger Konkurrenz.“
Die Wiener Linien hätten hier „nicht seriös geprüft“, sagt Reiter, der um die Sicherheit von Passanten und Verkehrsteilnehmern besorgt ist. „Der Gegenverkehrsplan berücksichtigt viele Alltagssituationen wie Baustellen, 10.000 Fußgänger pro Tag oder entgegenkommende Fahrzeuge einfach nicht.“
Proteste
In dieselbe Kerbe schlagen Unternehmer wie etwa Kurt Wilhelm, der eine seiner vier „Wald & Wiese“-Filialen in der Neubaugasse betreibt. Er sieht die „wahrscheinlich bestgehendste Geschäftsstraße Wiens“ gefährdet. Dabei liege die Lösung mit der ungleich breiteren Stiftgasse doch so nah. Diese Route wäre auch Ben Yosfan, dem Juniorchef des „Maschu Maschu“, lieber. Er fürchtet, dass der Schanigarten in der Neubaugasse trotz anders lautender Versprechen der Wiener Linien unbenutzbar wird.
Erst am Dienstag übergab der Obmann der Einkaufsstraße, Buchhändler Karl Hintermayer, der MA62 2500 Protestunterschriften gegen die beidseitige Linienführung des 13A in der Neubaugasse.
Beim KURIER-Lokalaugenschein echauffieren sich aber auch Privatpersonen über den Gegenverkehrsplan. „Dadurch würden Entschleunigung und Flair der Neubaugasse zerstört“, findet etwa Thomas Rilk, der seit 35 Jahren in der Siebensterngasse wohnt. Konstanze Thau, deren Wohnung direkt an der Neubaugasse liegt, fürchtet ebenfalls um den gemütlich-urbanen Charakter des Grätzels. Sie rechnet mit einer „Staub-, Lärm- und Abgasbelästigung“.
Zwei Kreisläufe
Bei den Wiener Linien lässt man die Vorwürfe aus dem siebenten Bezirk nicht auf sich sitzen. Insbesondere den Vorwurf, man drohe mit der Zweiteilung der Strecke, weist Sprecher Michael Unger zurück. „Das ist keine Drohung, sondern ein Fakt: Wir können nicht fahren, wo man uns nicht lässt“, sagt er.
Die Stiftgasse sei aber definitiv keine Option, weil dort die Errichtung einer U-Bahn-Station sowie eines Tunnels und der Baustellenverkehr permanent Staus verursachen würden. Das habe in weiterer Folge auch Auswirkungen auf den Rest der Strecke und sei den 40.000 13A-Fahrgästen pro Tag nicht zuzumuten, erklärt Unger. Die Zweiteilung der Strecke bedeute dagegen „zwei unabhängige Kreisläufe“.
Beide Seiten hoffen nun auf Bewegung beim jeweiligen Gegenüber, man sei an einem sachlichen Dialog interessiert, heißt es hier wie da. Gesprächstermine gibt es derzeit aber keine.