Brauners neuer Job: Vertrag bis zum Pensionsantrittsalter
Von Julia Schrenk
Seit 24. Mai ist Renate Brauner „Bevollmächtigte der Stadt Wien für Daseinsvorsorge und Kommunalwirtschaft“. Die ehemalige Finanzstadträtin (SPÖ) soll für die Stadt das in ihrem bisherigen Job gesponnenen Netz an Kontakten nutzen und „national und international“ eine Rolle als „Türöffnerin und Stadtbotschafterin“ im Bereich der Daseinsvorsorge (Fachbegriff für öffentliche Dienstleistungen und Infrastruktur) einnehmen.
Allein die Bezeichnung von Brauners neuem Job war ein gefundenes Fressen für die Opposition. Ein „Versorgungsposten“ sei das, ätzte ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch. „Das müssen Kobolde gewesen sein, denen , Daseinsvorsorge’ als Beratungsfeld eingefallen ist“ twitterte Neos-Klubchefin Beate Meinl-Reisinger.
Neues Büro
KURIER-Recherchen ergaben nun, dass Brauner noch im Juni ihren neuen Job antreten wird. Schon im Mai bezog sie ihr neues Büro in der Auerspergstraße nahe dem Rathaus – gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen. Wie berichtet, nimmt Brauner ihre einstige stellvertretende Büroleiterin Eveline Larisch in den neuen Job mit, sowie eine zweite Mitarbeiterin aus dem Stadtratsbüro, die Büroarbeiten erledigen wird. Bezahlt werden alle drei von der Wien Holding. Jenem Konzern der Stadt Wien, unter dessen Dach 75 Unternehmen vereint sind und für den Brauner als Stadträtin zuständig war.
Unterzeichnet wurde Brauners Vertrag von Sigrid Oblak. Sie ist nicht nur Direktorin der Wien-Holding, sondern gilt als enge Vertraute Brauners. „Das Mitarbeitergespräch zwischen den beiden stelle ich mich lustig vor“, sagt eine Insiderin zum KURIER. Peter Hanke, jetzt Finanzstadtrat statt Brauner und davor neben Oblak zweiter Direktor der Wien Holding, soll vom Vertrag nichts gewusst haben. Im Hanke-Büro weist man das zurück.
Laut einem Sprecher der Wien Holding läuft Brauners Vertrag drei Jahre. Brauner, die im Oktober 62 Jahre alt wird und für die die alte Politiker-Pensionsregelung gilt, wird 2021 65 und erreicht damit ihr Pensionsantrittsalter.
Kein Stadtratsgehalt
Wie viel Brauner in ihrem neuen Job verdient, wollte ein Sprecher der Wien Holding nicht sagen. „Es ist deutlich weniger als ein Stadtrats-Gehalt. Die Summe liegt brutto im vierstelligen Bereich.“ Die Reisekosten für Brauners Tätigkeit als „Stadtbotschafterin“ werden künftig zum Großteil von der Eurocomm, dem Auslandskommunikationsnetzwerk der Stadt Wien, bezahlt. Die Eurocomm fällt in Oblaks Verantwortungsbereich.
Ob der Job der „Bevollmächtigten für Daseinsvorsorge“ nach dem Auslaufen von Brauners Vertrag noch einmal vergeben wird, könne jetzt noch nicht gesagt werden: „Ich kann nicht in die Zukunft blicken“, sagt der Holding-Sprecher. Man werde schauen, wie gut der Job „funktioniert“.