Bezirkschef: „Böhmischer Prater bleibt erhalten“
Von Bernhard Ichner
Sein 135-jähriges Bestehen feiert der Böhmische Prater am kommenden Wochenende. Im historischen Vergnügungspark mitten im Laaer Wald scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Das um 1890 erbaute Holzringelspiel dreht sich ebenso noch wie das Raupenkarussel von 1929. Großeltern, die die Attraktionen zum Teil noch aus ihrer Kindheit kennen, sind heute mit ihren Enkerln hier.
Trotz derart treuer Besucher ist die Vorfreude der fünf verbliebenen Schausteller-Familien auf das Jubiläum nicht ungetrübt. Denn da mit 31. Dezember 2017 sämtliche Pachtverträge ausliefen und man sich mit der Immobilienverwaltung der Stadt (MA 69) bis dato auf keine neuen einigen konnte, sehen die Unternehmer ihrer beruflichen Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegen (der KURIER berichtete). Hilfe erhoffen sie sich vom Favoritener Bezirkschef Marcus Franz (SP).
Konsens
Der berichtet nach einem Treffen mit den Schaustellern im Park Hrabalek (der zeitgleich mit dem 135-Jahr-Jubiläum seinen ersten Geburtstag feiert) von zwei Verbesserungen gegenüber dem letzten Vertragsentwurf, der von den Unternehmern kollektiv abgelehnt wurde. Zum einen habe man die Kündigungsfrist von drei auf sechs Monate erhöht. Zum anderen hätten die Rathausbeamten nach der Kritik an den vorgeschriebenen Öffnungszeiten eingelenkt. „Die hängen jetzt von der Witterung sowie von kaufmännischen Aspekten ab. Da haben wir einen Konsens erzielt“, sagt Franz.
Bei einigen anderen Punkten spießt es sich allerdings noch. So beanstanden die Unternehmer etwa, dass ihr Vertrag ohne Angabe von Gründen gekündigt werden könne. Dies in Kombination mit sechs Monaten Kündigungsfrist und nur zehn Jahren Vertragslaufzeit mache Investitionen mit Fremdfinanzierung fast unmöglich, argumentieren sie.
Zudem wünscht man sich ein Weitergaberecht an Familienmitglieder oder die Möglichkeit einer Unterverpachtung. Und auch das Thema der bestandsfreien Rückgabe an die MA 69 brennt einzelnen Geschäftsleuten unter den Nägeln. Schließlich hätten sie in die Gebäude, für die sie gegebenenfalls keine Abnehmer finden, investiert.
Nachverhandlungen
In einigen Punkten sieht Franz durchaus noch Verhandlungsspielraum – etwa bei der Weitergabe einer Attraktion innerhalb der Familie. In anderen erachtet der Bezirkschef den neuen Vertrag aber als „sinnvoll und juristisch korrekt“. Er glaubt, dass man noch im Herbst zum Abschluss kommt.
Daher versucht er, punktuell zu kalmieren. So seien die Kündigungsgründe sehr wohl definiert und selbst wenn es Beanstandungen gäbe, würde dem betroffenen Betrieb eine Frist zur Behebung eingeräumt. „In den letzten 80 Jahren ist niemand gekündigt worden“, so Franz.
Zudem würden die Verträge nach zehn Jahren nicht gekündigt. Vielmehr gehe es um eine neuerliche Bestandsaufnahme – und im Fall von längerfristigen Investitionen seien längerfristige Verträge möglich. Auch eine Unterverpachtung sei mit Zustimmung der Behörde denkbar. Und vom Fall, dass kein Nachfolgepächter gefunden werde, gehe die Stadt nicht aus.
Über alle Parteigrenzen hinweg sei jedenfalls klar, dass der Böhmische Prater als Kulturgut erhalten werden müsse. Eine Umwidmung – etwa in Wohngebiet – sei ausgeschlossen. Franz: „Da fährt die Eisenbahn drüber.“
Bessere Öffi-Anbindung und eine WC-Anlage
Dass der Bezirk Favoriten hinter dem Böhmischen Prater steht, belegen drei Zukunftsprojekte. Zum einen untersuchen die Wiener Linien im Zuge der Verlängerung der Linie 6 gerade die Möglichkeit eines Shuttlebusses von der alten Anker-Brot-Fabrik zum Vergnügungspark, sagt Bezirksvorsteher Marcus Franz ( SPÖ). Die FPÖ habe zudem den Einsatz von E-Bussen zur besseren öffentlichen Anbindung beantragt.
Zum zweiten setze man sich mit der problematischen Parkplatzsituation auseinander. Nachdem heuer bereits der Otto-Geißler-Platz für Besucher aus der Parkraumbewirtschaftung ausgenommen wurde, könnten sich in absehbarer Zukunft auch weitere Parkmöglichkeiten ergeben, erklärt Franz. So beginnt die Asfinag 2019 mit dem Abriss von Brücken und Ausfahrten zur ehemaligen Anschlussstelle Simmering – wodurch an der Ostbahn Raum für einen Parkplatz frei werde. Die Gehzeit zum Böhmischen Prater betrage von dort etwa fünf Minuten.
Schließlich erwägt der Bezirk auch die Finanzierung einer dringend benötigten öffentlichen WC-Anlage im Vergnügungspark. In der Minimalvariante in Edelstahlausführung und mit geschlechtergetrennten Kabinen würde diese 180.000 Euro kosten. Die Errichtung sei im Rahmen des Budgets für 2020 denkbar, meint Franz.