Bereits 18.000 Asylwerber in Wien in Grundversorgung
Die große Zahl an Asylsuchenden stellt die Stadt vor große Aufgaben. Bei der Suche nach Quartieren ist daher Kreativität gefragt. So wird auch das ehemalige Publizistik-Institut in der Schopenhauergasse zur Unterkunft für 180 Menschen umgebaut. Neben Unterkünften braucht der Fonds Soziales Wien (FSW), der die Flüchtlingsversorgung koordiniert, aber auch weit mehr Geld. Schon im Voranschlag von 2015 wurde ein Mehrbedarf von 20,5 Millionen Euro beantragt. Begründet wurde das mit der Kostensteigerung von Personal, Verpflegung und Energiekosten.
Damals rechnete man noch mit 9000 Asylwerbern, die im Schnitt in der Grundversorgung sein würden. "Nicht budgetär vorhersehbar waren die zwischenzeitig stark gestiegene Anzahl von schutzsuchenden Personen sowie jenen, die durch die Verzögerung der Asylverfahren für längere Zeit in der Grundversorgung verweilen", steht in einem Antrag für den Ausschuss für Gesundheit, Soziales und Generationen, der dem KURIER vorliegt.
Plus 53 Prozent
Demnach stieg die Zahl der Asylwerber in Grundversorgung vom September 2015 bis November von 11.661 Personen auf 17.886 Personen. Das ist ein Anstieg von 53 Prozent innerhalb von nur zwei Monaten. Nicht eingerechnet sind 2000 Flüchtlinge, die noch nicht registriert sind, aber versorgt werden müssen. Dadurch braucht der FSW heuer noch einmal 22,5 Millionen Euro mehr. Zusammengerechnet sind das 43 Millionen Euro Mehrbedarf für 2015. Und es wird noch mehr: Für 2016 rechnet die Stadt inoffiziell mit 35.000 Asylwerbern in der Grundversorgung.
"Durch diese enorme Erhöhung werden nur die Symptome, nicht aber die Ursache bekämpft – ein dringend notwendiger Masterplan fehlt im Bund wie auch im Land Wien", kritisiert FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
Im Büro der zuständigen Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SP) bestätigt man die Zahlen: "Wien hatte Anfang des Jahres 8000 Asylwerber in Wien, jetzt sind es 20.000. Daraus ergibt sich natürlich auch ein finanzieller Mehrbedarf."
Helfer fühlen sich im Stich gelassen
Man hat uns vor elf Wochen in emotionale Geiselhaft genommen. Das erklärten die freiwilligen Helfer vom Ferry-Dusika-Stadion in einem Posting auf Twitter.
Seit Anfang September wird das Stadion in der Leopoldstadt als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Seit Beginn an machen dort Freiwillige Dienst (...) Der Umgang mit uns hat längst jede Grenze des Ertragbaren überschritten. Unter normalen Umständen wären wir wohl längst gegangen. Aber: Man hätte ihnen „von offizieller Seite“ gesagt, dass das Stadion geschlossen werden würde, wenn die Helfer ihrer Arbeit niederlegen.
Beim Fonds Soziales Wien (FSW) kennt man die Probleme: „Wir versuchen, den Bestand zu reduzieren“, sagt ein Sprecher. Wien übererfülle die Quoten. „Eine feste Unterkunft ist immer noch besser als in Zelten zu schlafen.“
Der Samariterbund stockte sein Personal im Stadion kürzlich von drei auf 13 Personen auf – im Auftrag des FSW. „Auch wir finden die Situation nicht gut, aber es gibt keine Alternativen“, sagt Sprecherin Martina Vitek.