Bei der UNO City entsteht das größte Streetart-Gemälde Wiens
Von Anna Perazzolo
Fast hätte das Wetter das Projekt gekippt. Und zwar gekippt im wahrsten Sinne des Wortes: Der Regen von vergangener Woche hat die Wiese vor der UNO City, wo derzeit ein riesiges Mural entsteht, dermaßen aufgeweicht, dass sie eingesunken ist.
„Mit dem 32 Tonnen schweren Kran, der den Künstler auf die Höhe der Wand hebt, konnten wir also nicht auf die Wiese fahren“, sagt Jakob Kattner. Er ist der künstlerische Leiter des Vereins Calle Libre, der das Projekt rund um das Mural initiiert hat.
Metallplatten, die auf der Wiese als Untergrund aufgelegt wurden, konnten das Problem aber lösen. „Und seit 12. Juni wird gemalt“, sagt Kattner.
"Frieden ist immer harte Arbeit"
Erste Ergebnisse sind - unter anderem von der U-Bahn aus - bereist zu sehen. In 50 Metern Höhe malt der australische Künstler Fintan Magee eine weibliche Figur mit Taube. Thematisch geht es dabei um die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen, konkret um das Ziel Frieden: Das Mural untersuche die menschlichen Elemente in der Rolle der UNO und die Zerbrechlichkeit des Friedens, sagt Kattner. „Der Frieden und die Stabilität sollten nie als selbstverständlich angesehen werden. Frieden ist immer harte Arbeit.“ Als Inspiration für das Streetart Kunstwerk diente ein Bild Picassos, worauf ein Kind mit einer Taube zu sehen ist, heißt es.
Fintan Magee adaptierte aber nicht nur das Motiv sondern arbeitet daneben auch mit dem Glasmustereffekt. „Dadurch schaut es so aus, als ob die Frau hinter einer Milchglaswand wäre“, sagt Kattner. Mit seiner Technik und seiner künstlerischen Qualität konnte sich der australische Künstler gegen neun weitere Mitbewerber behaupten.
Drei Jahre dauerte die Planung
Der Weg bis zur Umsetzung des Projekts sei aber ein langer gewesen. Schon vor mehr als drei Jahren hat Calle Libre das Projekt an die UN herangetragen. „Die UN hat sich gleich begeistert gezeigt, allerdings ist sie nur die Pächterin. Das Gebäude gehört der Republik Österreich“, sagt Kattner. Danach habe deshalb ein Spießrutenlauf um die nötigen Genehmigungen begonnen.
Die Finanzierung sei ebenfalls herausfordernd gewesen. Zirka 100.000 Euro werden für das Projekt benötigt. Unterstützung habe man beim Bezirk Donaustadt, beim Außenministerium und anderen Projektpartnern gefunden, die die Hebebühne und die Farbe sponsorten.
Eröffnung am 28. Juni
Die Mühe hat sich aber bezahlt gemacht: Am 28. Juni wird das fertige Mural präsentiert. Ganze 1.000 Quadratmeter stehen dem Werk dann zur Verfügung. „Das Kunstwerk ist das größte seiner Art in Wien", sagt Kattner.
Eine taktile Platte, damit das Werk auch barrierefrei von Menschen mit Sehbeeinträchtigung erlebt werden kann, wird dann ebenfalls angebracht.