Aufstand des KAV-Personals gegen das neue Gehaltsschema
Von Josef Gebhard
Meist sind es besorgte Anrainer, die eine Petition starten, um zum Beispiel gegen ein Bauprojekt mobil zu machen. Dass Mitarbeiter der Stadt Wien dieses Instrument der direkten Demokratie nutzen, um ihrem Ärger öffentlich Luft machen, kommt hingegen nicht alle Tage vor.
Schauplatz des aktuellen Aufruhrs ist der Krankenanstaltenverbund (KAV), Anlass das neue Besoldungsschema für die städtischen Mitarbeiter, das im Vorjahr eingeführt wurde.
Im Wesentlichen sieht das neue System höhere Einstiegsgehälter bei gleichzeitig flacheren Lohnkurven vor. „Das ist die größte personalpolitische Reform der Stadt in der Zweiten Republik“, verkündete der zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) seinerzeit bei der Präsentation.
Im KAV sehen das mittlerweile längst nicht alle Mitarbeiter so. Viele stoßen sich daran, dass das Modell nur für neu in den Dienst eingetretene Kollegen gilt. Für sie bringe die Besoldungsordnung „deutliche monetäre Verbesserungen, während die langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im KAV diesbezüglich derzeit keine Möglichkeiten haben, ins neue Besoldungssystem zu wechseln“, heißt es in der Petition, die seit Kurzem online unterzeichnet werden kann.
„Schwer verärgert“
Initiator ist Heinrich Schneider, Personalvertreter im Wilhelminenspital. „Die Belegschaft ist schwer verärgert“, sagt er zum KURIER. „Noch nie in den vergangenen 20 Jahren habe ich einen solchen Unmut erlebt.“
Krass benachteiligt seien vor allem jene Kollegen, die Ende 2017, also kurz vor der Umstellung, in den KAV eingetreten seien.
Ein Beispiel: Eine OP- oder Intensiv-Pflegekraft, die erst zu Beginn des Jahres 2018 in den Krankenanstaltenverbund zu arbeiten begonnen hat, verdient in der Gehaltsstufe 1 pro Monat rund 600 brutto mehr als ein Kollege, für den noch das alte Besoldungsschema gilt. Pro Jahr seien das schon knapp 7000 Euro, rechnet Schneider vor.
„Wir fordern daher, ähnlich wie es bei den Niederösterreichischen Landeskliniken umgesetzt wurde, dass alle Mitarbeiter die freiwillige Wahlmöglichkeit zum Wechsel ins neue Besoldungssystem der Stadt Wien erhalten“, sagt Schneider. Finden sich für seine Petition mindestens 500 Unterstützer, muss sie vom Petitionsausschuss des Gemeinderats behandelt werden. Wenig entgegenkommend zeigt man sich im Büro von Stadtrat Czernohorszky, der für Personal-Angelegenheiten zuständig ist: „Man ist seinerzeit bewusst den Weg gegangen, das Besoldungsschema neu aufzusetzen“, betont eine Sprecherin. „Es war immer klar, dass es keine Optiermöglichkeit in das neue System geben wird“, sagt sie.
Nachbesserungen
Laut Christian Meidlinger, Vorsitzender der zuständigen Gewerkschaft younion, sei eine zweijährige Evaluierungsphase für die Neuregelung vereinbart worden. „Wir sind an der Sache dran. Es finden laufend Verhandlungen mit der Stadt statt, Schwächen des alten Systems werden behoben.“
Er habe Verständnis dafür, dass manche Mitarbeiter ungeduldig seien, erklärt Meidlinger, es müsse jedoch Rechtssicherheit bestehen.