Chronik/Wien

Ambulanz-Kosten steigen massiv an

Bald beginnt die Schnupfen- und Grippesaison und damit wieder die schwierigste Zeit für die Ärzte in den Wiener Spitalsambulanzen. Vor allem an den Wochenenden sind diese heillos überfüllt, Wartezeiten von mehreren Stunden sind keine Seltenheit. Verantwortlich dafür ist vor allem das mangelende Angebot an Kassen-Ordinationen, wo die Patienten günstiger versorgt werden könnten. So gab es mit Ende des zweiten Quartals in Wien elf unbesetzte Stellen für Allgemein- und acht für Kindermedizin.

Welch gewaltige Kosten durch diese Fehlverteilung für die Stadt entstehen, haben jetzt die Neos mit einer Anfrage an Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) erheben lassen. Demnach beliefen sich die ambulanten Endkosten der Spitäler des Krankenanstaltenverbunds (KAV) inklusive AKH im vergangenen Jahr auf knapp 500 Millionen Euro (siehe Grafik).

Kosten in den Ambulanzen der Wiener Gemeindespitäler (2016)

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Die Kosten wuchsen in den vergangenen Jahren massiv an, ergab eine Nachfrage des KURIER im Gesundheitsressort: 2013 lagen sie noch bei 464,5 Millionen Euro. Nach einem leichten Rückgang 2014 betrugen sie im Jahr darauf bereits 477,3 Millionen Euro, um schließlich im Vorjahr schon knapp die halbe Milliarde zu erreichen. Seitens der Stadt erklärt man dies vor allem mit der wachsenden Patientenzahl.

Kassen zahlen wenig

Die Krankenkassen übernehmen von dieser enormen Summe gerade einmal 18,2 Prozent (Stand 2016). Dieser Wert ergibt sich aus dem Pauschalbetrag, den die Kassen pro ambulanten Patienten beisteuern. Heuer betrug er laut Anfrage lediglich 60,86 Euro. In den vergangenen zwölf Jahren lag die Deckungsquote nie über 18,6 Prozent. Das heißt: Mehr als 80 Prozent der Kosten für die Patientenversorgung in den Ambulanzen muss die Stadt selbst auslegen.

Die Neos ließen sich auch die Ambulanzkosten in einzelnen Fachgebieten aufschlüsseln. Was dabei auffällt: Die Kinderambulanzen waren 2016 mit insgesamt 30,2 Millionen Euro besonders teuer. Zum Vergleich: Die Notfall-Ambulanzen kamen mit 26,7 Millionen Euro aus.

"Besonders anhand der Kinderambulanzen lässt sich die Fehlentwicklung in unserem Gesundheitssystem am besten veranschaulichen", sagt Neos-Klubchefin Beate Meinl-Reisinger. Für sie stehe dies sinnbildlich für den fehlenden Weitblick von SPÖ und ÖVP, wobei erste seit fast zehn Jahren für das Gesundheitsministerium zuständig sei.

Wien könne sich aber nicht aus der Verantwortung stehlen: "Wir fordern Bürgermeister Michael Häupl und die Wiener SPÖ auf, sich auf die Hinterfüße zu stellen und Druck zu machen. Sie sollen sich zu den Wiener Hausärzten und der Stärkung des niedergelassenen Arztbereichs bekennen", sagt Meinl-Reisinger. Das System, in dem Krankenkassen und Spitalsträger gegeneinander statt miteinander arbeiten, müsse ein Ende haben. "Die Lösung ist eine Finanzierung des Gesundheitssystems aus einem Topf", sagt die Neos-Chefin.

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Zur Entlastung der Spitäler – vor allem an den Wochenenden – soll das Gründen von Gruppenpraxen erleichtert werden. Mit großzügigeren Öffnungszeiten könnten sie die Versorgung außerhalb der Krankenhäuser verbessern.

Maßnahmen

Gemeinsam mit der Gebietskrankenkasse arbeite man bereits an einem Ausbau der Versorgung im niedergelassenen Bereich, betont ein Sprecher von Frauenberger. So wurde Anfang September in der Donaustadt eine zweite Primärversorgungseinheit eröffnet, in dem drei Ärztinnen gemeinsam mit Vertretern anderer Gesundheitsberufe arbeiten. Sie stünden an 52 Wochen im Jahr jeweils 50 Stunden für die Patienten zur Verfügung. "Ein weiterer Ausbau dieser Einheiten ist geplant", sagt der Sprecher. Zudem verweist er auf die Allgemeinmedizinische Ambulanz im AKH, die abends und an Wochenenden Patienten mit leichteren Beschwerden behandelt. Damit soll die Notfall-Ambulanz entlastet werden. Für Kinder gebe es ähnliche Einrichtungen – ebenfalls am AKH, aber auch im SMZ Süd.

Dass gerade Kinderambulanzen so viel kosten, hänge laut dem Sprecher schlichtweg damit zusammen, dass Kindermedizin ein viel größerer Fachbereich sei als die Notfallmedizin. "Der absolute Vergleich der Endkosten ist daher nicht aussagekräftig", betont er.