Alkoholverbot am Praterstern bleibt: Weitere Schritte an Plätzen geplant
Seit 27. April 2018 gilt am Wiener Praterstern sowie im angrenzenden Park Venediger Au ein Alkoholkonsumverbot - sofern dieser nicht in Lokalen oder beim Würstelstand stattfindet.
Der Verkehrsknotenpunkt Praterstern wird täglich von rund 150.000 Menschen frequentiert. Er ist eine wichtige ÖBB-Station und wird weiters von den U-Bahn-Linien U1 und U2 angefahren. Die Trink-Verbotszone erstreckt sich über das gesamte Umfeld des Bahnhofs und umfasst auch die Venediger Au.
Laut einer Statistik der Polizei hat es bis April dieses Jahres 2.038 Anzeigen, 207 Organmandate, 1.651 Abmahnungen und 181 Beschlagnahmungen gegeben.
Praterstern ist jetzt sicherer
Am Dienstag zogen Bürgermeister Michael Ludwig, Öffi-Stadträtin Ulli Sima und Sozialstadtrat Peter Hacker eine positive Bilanz über die Maßnahmen am Praterstern. „Mit 150 000 Menschen ist der Praterstern einer der meist frequentierten Verkehrsknotenpunkte Wiens. Wir haben im Vorjahr ein ganzes Maßnahmenbündel inklusive einem Alkoholkonsumverbot am Praterstern verhängt. Nach einer umfassenden Evaluierung - unter Einbeziehung aller Zielgruppen und der Polizei - zeigt sich ein sehr positives Bild am Platz“, sagte Ludwig.
Rund 2.600 Personen wurden vor Ort befragt, 80 Prozent der Passanten sind mit ihrer persönlichen Sicherheit am Praterstern zufrieden. Und drei von vier Frauen fühlen sich durch das Alkoholkonsumverbot sicherer. Bestätigt wird das durch die Erfahrungen der Wiener Linien, die einen deutlichen Rückgang an Vorfällen bestätigen.
Aufbauend auf dieser sehr umfassenden und alle Aspekte berücksichtigenden Evaluierung wurde ein Gesamt-Konzept für die zukünftige Anwendung bei Verkehrsknotenpunkten mit Nutzungskonflikten erarbeitet. Es sieht einen Mehrstufenplan und maßgeschneiderte soziale, medizinische und ordnungspolitische Maßnahmen vor. Sie müssen in jedem Einzelfall geprüft werden.
Jetzt will sich die Stadt weiteren Plätzen widmen. Im Bereich der U6 Stationen Josefstädter und Gumpendorfer Straße sowie am Franz-Jonas-Platz in Floridsdorf sollen ähnliche Maßnahmenpakete wie am Praterstern umgesetzt werden. Das von Floridsdorfs SPÖ-Bezirksvorsteher Georg Papai geforderte Alkoholkonsumverbot wie am Praterstern wird am Franz-Jonas-Platz - vorerst - nicht umgesetzt.
„Alle Floridsdorfer Parteien, die für ein Alkoholverbot am Franz-Jonas-Platz gestimmt haben, wollen eine Verbesserung für den Floridsdorfer Knotenpunkt. Wenn nun die Expertinnen und Experten der Stadt Wien und der Polizei zu dem Schluss kommen, dass es andere Maßnahmen braucht, um in der Sache zu einer für die Bevölkerung spürbaren Lösung zu gelangen, dann will ich diesen Überlegungen eine Chance auf eine wirkungsvolle Umsetzung einräumen", sagt Papai.
Das Thema Alkoholkonsumverbot sei für ihn aber noch nicht vom Tisch. "Es gibt einen aufrechten Beschluss, in dem sich die Bezirksvertretung mehrheitlich für ein Alkoholverbot am Franz-Jonas-Platz und in angrenzenden Straßenzügen ausspricht. Wir werden alle alternativen Maßnahmen, die die Stadt Wien und die Polizei nun umzusetzen plant, sehr genau an ihrem wahrnehmbaren Ergebnis messen. In drei Monaten muss es dazu eine Evaluierung geben. Ich selbst werde mir täglich ein Bild vom Franz-Jonas-Platz machen und erwarte für uns Floridsdorferinnen und Floridsdorfer eine rasch erlebbare Verbesserung.“
Politik ist für umfassende Maßnahmen
Verbesserungen soll es auch an anderen stark frequenierten Plätzen der Stadt geben. "Die vielen Maßnahmen zeigen ihre Wirkung und nach dem Praterstern widmen wir uns nun weiteren Plätzen. Gemeinsam mit Stadtrat Hacker setzen wir im Bereich der U 6 Stationen Josefstädterstrasse und Gumpendorfer Straße sowie am Franz Jonas Platz in Floridsdorf ein umfassendes Maßnahmenpaket für Sicherheit und Wohlbefinden um“, so Öffi-Stadträtin Ulli Sima. Und Sozialstadtrat Peter Hacker ergänzte: „Der öffentliche Raum in unserer Stadt ist selbstverständlich für alle da, es kann aber nicht sein, dass Orte ausschließlich von einer bestimmten Personengruppe in Beschlag genommen werden. Wichtig ist uns ein funktionierendes Miteinander und dass Menschen mit besonderen Problemlagen entsprechen versorgt werden. Wir haben daher den Einsatz von SozialarbeiterInnen bei der Gumpendorfer Straße und am Bahnhof Floridsdorf verstärkt."
Eigenes Maßnahmenpaket für Floridsdorf
Für den Franz-Jonas-Platz wurde ein eigenes Maßnahmenpaket geschnürt. Daran beteiligt sind der Fonds Soziales Wien, die Sucht- und Drogenkoordination, die Wiener Liniene, ÖBB und Polizei. Zusätzlich soll es Schwerpunktaktionen zur Sicherung des öffentlichen Raums rund um den Matzleinsdorfer Platz, der Gumpendorfer und Josefstädter Straße geben.
Ob es an den genannten Plätzen auch ein Alkoholkonsumverbot geben wird, muss laut den Ergebnissen des Evaulierungsberichts im Einzelfall beurteilt werden. Die Maßnahmenbündel basieren auf jahrzehntelangen Erfahrungen der beteiligten Organisationen. Ziel ist, ein auf ganz Wien anwendbares Schema zu finden.
Die Grundausstattung
Verkehrsknotenpunkte - so definiert sind Kreuzungspunkte von öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Plätze und Parkanlagen, die Aufenthaltsmöglichkeiten bieten - sollen über eine Grundausstattung verfügen. Dazu zählen ausreichende Beleuchtung, übersichtliche Orientierungshilfen, ausreichend Mistkübel, regelmäßige Reinigung sowie ein Angebot an Sozial- und Gesundheitseinrichtungen.
Das ist konkret geplant
Rund um die Gumpendorfer Straße soll mit erhöhter Polizeipräsenz uniformiert und zivil gegen Drogenhandel vorgegangen werden. Bei der U6 Station wird ein Polizeicontainer aufgestellt, auch die Wiener Linien erhöhen die Anzahl der Sicherheitsmitarbeiter. Zusätzlich soll der Außenbereich mit Kameras überwacht werden, durch verstärkten Strauchschnitt und baulichen Verbesserungen beim Ausgang in Richtung Mariahilf soll das Sicherheitsgefühl verbessert werden.
Im Innenhof des jedmayer werden zusätzliche Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen, außerdem sollen mehr Sozialarbeiter auf der Straße und bei der U-Bahn-Station unterwegs sein.
Die Josefstädter Straße erhält einen neuen betreuten Außenbereich zur Entlastung der Situation im öffentlichen Raum mit blickgeschütztem Bereich für Nutzer des Tageszentrums Obdach Josi für 20 bis 30 Personen.
Am Franz-Jonas-Platz wird die Polizeipräsenz erhöht und die mobile soziale Arbeit ausgeweitet. Wohnunglose Menschen, die sich oft in diesem Bereich aufhalten, sollen verstärkt in Chancenhäuser vermittelt werden. Der Platz soll neugestaltet und die Reinigungsdichte verstärkt werden, durch aktive Öffentlichkeitsarbeit sowie Kunst und kreative Angebote soll das Image des Areals gehoben werden.
Grüne sehen Maßnahmen positiv
Vizebürgermeisterin Birgit Hebein begrüßt anlässlich der heute präsentierten Evaluierung zum Praterstern, dass die vereinbarte Verstärkung der sozialen und medizinischen Maßnahmen auch an anderen Verkehrsknotenpunkten in Wien umgesetzt wird: „Ich begrüße auch, dass keine weiteren Verbote kommen sollen."