Radau nach Akademikerball-Demo, Lugner tanzte mit Hofer an
Von Daniel Jamernik, Julian Waldbauer
Der Akademikerball und die Demonstrationen dagegen haben in Wien bereits Tradition. Am Freitagabend versammelten sich rund 2.000 Menschen vor der Universität am Ring. Ein Protestzug, der von der „Offensive gegen Rechts“ initiiert wurde.
Unter dem Motto „Kein Platz für Faschos“ zogen sie um kurz nach 18 Uhr über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt und die Rotenturmstraße. Der Demozug erreichte um 19 Uhr den letzten Stopp der Route: Der Stephansplatz. Dort fand eine Schlusskundgebung statt, zuvor waren noch laute Sprechchöre zu hören.
Vermummte zündeten Bengalische Feuer
Aus Sicht der Polizei verlief die Demonstration friedlich: "Es wurden vereinzelt ein paar pyrotechnische Gegenstände gezündet, ansonsten ist die Demo jedoch ruhig verlaufen", sagte Polizeisprecherin Julia Schick. Nach dem offiziellen Ende zogen allerdings Gruppierungen durch die Innenstadt. Einige Personen waren vermummt und zündeten Bengalische Feuer.
„Wir haben diese Gruppen nach der Demo noch weiter beobachtet, wo sie sich aufhalten und wie sie sich verhalten. Sie haben sich in der Nähe des Rathauses befunden, aber es handelt sich um eine dynamische Situation, die Gruppen ziehen durch die Stadt", sagte Polizeisprecherin Schick. Die Personen sollen versucht haben, in Richtung Platzverbot & anschließend in Richtung Josefstadt zu gelangen.
Dies konnten Polizisten aber verhindern, es wurden zudem Identitätsfeststellungen durchgeführt. Zu gröberen Auseinandersetzungen sei es aber nicht gekommen. Medienberichte, dass es zu "Reibereien" zwischen Exekutive und Teilnehmern des sogenannten „Schwarzen Blocks" gekommen sein soll, konnte Schick nicht bestätigen.
Festnahmen gab es laut Angaben der Polizei bislang keine.
„Es bräuchte 100.000 Demonstranten“
Der Demoorganisator Axel Magnus rechnete vorab mit 3.000 bis 4.000 Teilnehmern. „Eigentlich wären 100.000 Demonstranten notwendig. Ein rechtsradikales Vernetzungstreffen wollen wir nicht bei uns haben“, sagt Magnus.
Eine, die an der Protestaktion teilnahm, war Anna Svec. „Alle Menschen, die hier sind, wollen eine Gesellschaft, in der alle gut leben können, niemand ausgegrenzt wird und nicht von gewaltvollen massenhaften Abschiebungen gesprochen werden kann“, sagt die Sprecherin der Partei Links.
Während die Demonstranten durch die Innenstadt zogen, versammelten sich ab 19 Uhr die ersten Gäste vor der Hofburg, die am heutigen Abend in blaues Licht getaucht ist. Die FPÖ ist am diesjährigen Akademikerball wieder prominent vertreten. Volksanwalt Walter Rosenkranz wird wie im vergangenen Jahr auch die Eröffnungsrede halten.
Nicht erwartet wurde, wie üblich, Partei-Chef Herbert Kickl, auch EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky stand trotz des „Superwahljahres“ 2024 nicht auf der Gästeliste. Dafür der Dritte Nationalratspräsident und Ex-FPÖ-Chef Norbert Hofer, der wie letztes Jahr mit Baulöwe Richard Lugner auftauchte.
Auch ein weiterer ehemaliger Parteichef war zu Gast: Heinz-Christian Strache schaute ebenfalls beim Ball vorbei.
Spekulationen gab es auch, was das Kommen des Identitären Martin Sellner betrifft. Darauf angesprochen entgegnete der Veranstalter des Balls mit dem üblichen Hinweis, dass sich jeder eine Karte kaufen dürfe. Der Rechtsextremist traf dann am Abend ein.
Für Dominik, der Freitagabend auch an der Demonstration teilnahm, steht jedenfalls fest, dass es sich bei dem Akademikerball um ein Vernetzungstreffen rechtsextremer Gruppen handle. „Ich bin hier, weil ich schon viele Jahre bei solchen Demos dabei bin. Gerade jetzt nach den Zuständen in Deutschland halte ich es für ziemlich wichtig, gegen demokratiefeindliche Mächte vorzugehen.“
Heftige Ausschreitungen
Erst seit etwas mehr als zehn Jahren findet der Ball unter dem aktuellen Namen statt. Er gilt als Nachfolger des WKR-Balls, der seit 1952 von meist schlagenden Burschenschaften ausgerichtet worden war. Seit Jahren wird der Ball bereits von Demonstrationen begleitet.
In Erinnerung dürften vielen die Ausschreitungen aus dem Jahr 2014 sein – Polizisten und Demonstranten wurden damals verletzt.