Affenpocken: Wien ortet "extrem hohe Nachfrage" nach Impfung
In Wien würden viele Menschen eine Impfung gegen Affenpocken in Anspruch nehmen. Das berichtete Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Mittwoch im Gespräch mit der APA. „Ich merke eine extrem hohe Nachfrage.“ Die vorhandenen Impfdosen würden aber bei weitem nicht ausreichen, beklagte er. Der Bund müsse hier dringend tätig werden.
In Österreich ist im Zusammenhang mit den Affenpocken (Monkeypox, MPX) bisher noch kein lebensbedrohlicher oder gar tödlicher Krankheitsverlauf aufgetreten. Nur in einigen wenigen Fällen mussten Betroffene stationär in Krankenhäusern versorgt werden, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch auf APA-Anfrage mit.
Wien: Empfehlungen nicht umsetzbar
„Wir würden sehr gern mehr impfen“, versicherte Hacker. Das Interesse dafür sei groß. Es gebe rund 10.000 bis 15.000 Menschen, die dies gerne tun würden, sagte er. Dass einige davon zum Beispiel nach Berlin fahren würden, um sich immunisieren zu lassen, sei absurd.
„Ich hoffe, dass sich der Herr Gesundheitsminister (Johannes Rauch, Grüne, Anm.) rasch was einfallen lässt, wie man zu mehr Impfstoff kommt. Wir werden ihn dringend brauchen.“ Die Empfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG) könne derzeit jedenfalls nicht umgesetzt werden.
Das NIG ist nämlich bereits aktiv geworden. Künftig können einer aktualisierten Empfehlung zufolge neben Gesundheitspersonal auch „Personen mit individuellem Risikoverhalten“ auf eine vorbeugende Schutzimpfung zugreifen. Grundsätzlich ist eine Impfung der allgemeinen Bevölkerung gegen Affenpocken (Monkeypox, MPX) zwar nicht vorgesehen und wird weiter nicht empfohlen, der Kreis derer, die geimpft werden sollen bzw. können, wird jedoch ausgeweitet.
Bisher war dieser auf Personal in spezialisierten Laboren oder Kontaktpersonen beschränkt. Jetzt kommt die Impfung unter anderem auch für Personen über 18 Jahren mit multiplen Sexualkontakten in Betracht. Dazu zählen insbesondere Männer, die häufig Sexualkontakt mit wechselnden Männern haben - laut WHO eine von MPX besonders stark betroffene Gruppe. Die LGBTIQ+-Community hat bereits kritisiert, dass es zu wenig allgemein zugänglichen Impfstoff gibt.
Impfstoff "derzeit noch knapp"
Tatsächlich hat Deutschland 250.000 Impfdosen bestellt, in Frankreich werden bereits 180 MPX-Impfzentren betrieben werden. Österreich hat bisher lediglich 4.340 Dosen des Vakzins von Imvanex/Jynneos erhalten, die nach einem Schlüssel auf die Bundesländer aufgeteilt wurden. Wien hat davon gerade einmal 500 Dosen erhalten.
Das ist laut Hacker viel zu wenig, um mehr als Personal oder Kontaktpersonen zu impfen. Derzeit sei man durch einen „extrem einschränkenden Erlass“ des Bundes jedoch nicht in der Lage, hier gegenzusteuern. Denn festgelegt wurde, dass nur Nationalstaaten den Impfstoff beziehen könnten. „Ich kann ihn gar nicht besorgen“, stellte der Ressortchef klar.
Wien hat bereits gestern auf ein Schreiben des Gesundheitsministeriums verwiesen, in dem angekündigt wurde, dass sich die Bundesländer selbst Impfstoff für eine Lieferung kaufen können - und zwar frühestens im ersten Quartal 2023. Dabei, so konstatierte man im Rathaus, wären die Mengen aber ebenfalls stark limitiert.
Der Impfstoff sei „derzeit noch knapp“, räumte das Gesundheitsministerium ein. Gemeinsam mit der Europäischen Union arbeite man aber „mit Hochdruck an der Bereitstellung weiterer Impfdosen“. Wie sich die Nachfrage in den kommenden Wochen entwickeln wird, „kann derzeit noch nicht final abgeschätzt werden“, hieß es abschließend.