Chronik/Wien

Abschied vom Bürgermeister: Sie bringen den Spritzwein

Wenn über Wien heute Abend die Sonne untergeht, beginnt in den Augen vieler Wienerinnen und Wiener eine neue Zeitrechnung. Denn Michael Häupl ist nicht mehr Bürgermeister dieser Stadt. In vielen Herzen wird er wohl trotzdem seinen Platz behalten. Und bei einem Hauptstädter auch jenen unter der Haut: Häupls Haupt ziert nämlich den Oberschenkel von Marco Pogo, Sänger der Simmeringer Band „Turbobier“ – und zwar als Tattoo. „Er ist eine Lichtfigur der Stadt und hat mir per Handschlag versprochen, dass er nach seinem Rücktritt in unserer Bier-Partei aktiv sein wird“, sagt Pogo.

Wie das zusammenpasst – eine Spaß-Partei für Bier und ein Bürgermeister, der für seine Liebe zum Spritzwein bekannt ist – ist nicht überliefert. Und obwohl auch ein Sondierungsgespräch derzeit nicht geplant ist, wird Pogo heute, Donnerstag, die Abschiedsparty für Michael Häupl auf dem Wiener Maria-Theresien-Platz besuchen. Die Sause mit dem klingenden Motto „Man bringe den Spritzwein – Anstoß zum Abschied von Michael Häupl“ schmeißt die sogenannte „Sektion ohne Namen“ der SPÖ – eine Gruppe rund um Nikolaus Kern, Sohn des SPÖ-Chefs.

Um 16 Uhr geht es auf dem Platz zwischen Kunst- und Naturhistorischem Museum mit „gemütlichem Open-Air-Chillen“ und Techno-Beats los. Die Wienerinnen und Wiener sollen dabei die Möglichkeit bekommen, sich von der „Wiener Legende zu verabschieden.“ Wer will, kann sich sogar ein Mikrofon schnappen und auf der Bühne eine „Mini-Laudatio“ auf Häupl halten. Dafür angemeldet haben sich schon Physiker Werner Gruber, Watchado-Gründer Ali Mahlodji und diverse SPÖler.

Ob Häupl selbst zu seiner Party kommt, soll eine „Überraschung“ bleiben, sagen die Veranstalter. Und falls nicht: zumindest Pappkartons mit dem Bürgermeister-Konterfei wird es geben.

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Letzter Tag

Die Abschiedsparty am Ring, zu der sich bis Redaktionsschluss mehr als 7000 Personen via Facebook angemeldet hatten, ist übrigens nicht die einzige, die zu Ehren des scheidenden Bürgermeisters gefeiert wird:

Bei der Afterparty zum Open-Air zwischen den Museen wird ab 22 Uhr im Opera Club (1., Mahlerstraße 11 ) Michi Häupls last day as Bürgermasta“ zelebriert.

Schon um 18.30 Uhr veranstaltet der Radiosender 88.6 einen Flashmob hinter dem Rathaus (1., Friedrich-Schmidt-Platz / Florianipark). Nachdem ein Countdown abgezählt wurde, soll die Menge kollektiv die Becher heben und „Man bringe den Spritzwein“ rufen – und zwar in Richtung Häupls Bürofenster. Davor und danach sollte man besser selbst für Spritzer-Verpflegung sorgen, empfehlen die Organisatoren, denn die Verabschiedung soll „kurz und prägnant sein – genauso, wie die Sager von Michi Häupl immer waren“.

Auch im Unders, einem Pub am Döblinger Gürtel, wird heute, Donnerstag, „der letzte Arbeitstag von unserem Bürgermeister“ gefeiert: Der Spritzer kostet deshalb nur 1,80 Euro – allerdings auch der rote.

Auf dem Oberschenkel von „Turbobier“-Sänger Marco Pogo wird Michael Häupl vorerst übrigens der einzige Bürgermeister bleiben: „Ein Ludwig-Tattoo ist nicht geplant. Vielleicht in 20 Jahren“, sagt Pogo.

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