3x3-EM: Von den Straßen New Yorks in den Wiener Prater
Vom Rathaus bis zum Universitätsring standen vergangenen Sommer rot-weiß-rot gekleidete Fans, um einen Platz in der Freiluftarena am Rathausplatz zu ergattern. Sie kamen, um die Basketballer bei der 3-gegen-3-Weltmeisterschaft anzufeuern – und um richtig abzufeiern.
Denn 3-gegen-3, in der Fachsprache 3x3, ist eine organisierte Form des Streetballs mit Regelwerk und Schiedsrichtern. Ähnlich wie beim Beachvolleyball sorgen DJ und Moderator für Partystimmung, während es am Feld physisch und vor allem schnell zur Sache geht.
Nach dem Andrang im Vorjahr hat der Weltbasketballverband FIBA heuer erneut Wien als Austragungsort einer Großveranstaltung auserkoren. Nächste Woche, von 22. bis 25. August, findet auf der Kaiserwiese im Prater die Europameisterschaft statt. „3x3 ist wie ein zehnminütiger Sprint. Die Spiele sind kurz, aber intensiv. Es gibt keine Verschnaufpausen. Außerdem geht es härter zu als in der Halle, weil die Schiedsrichter mehr durchgehen lassen“, erklärt Österreichs derzeit bester Spieler Matthias Linortner.
Die Sprint-Analogie passt, denn nach Treffern geht es ohne Unterbrechung weiter. Die Spieler müssen im Bruchteil einer Sekunde vom Angriffs- in den Verteidigungsmodus wechseln, zehn Minuten lang oder bis ein Team 21 Punkte erzielt.
Was kompliziert klingt, ist für die Zuschauer zumeist intuitiv verständlich. „Man muss kein Basketballfreak sein, um beim 3x3 Spaß zu haben. Die Regeln hat man schnell intus, dann lässt man sich von der Stimmung mitreißen“, ist EM-Organisator Johannes Wiesmann, der den Trendsport 2021 nach Österreich brachte, überzeugt.
Tatsächlich war der Rathausplatz bzw. das dort aufgebaute 3.000 Fans fassende Stadion im Vorjahr ein Hexenkessel. Zu Bilderbuch, Avicii und Hip-Hop-Beats schafften es Österreichs Nationalteams bis in die K.o.-Phase.
4.000 Leute pro Spiel
Bei der nächste Woche startenden EM dürften es Österreichs Damen und Herren nach Verletzungspech im Vorfeld schwerer haben. So fällt bei den Männern Kapitän Linortner aus. Die Zuschauer werden deshalb nicht ausbleiben, glaubt Wiesmann: „Direkt vor dem Riesenrad bekommen wir 4.000 Leute pro Spiel ins Stadion. Wien mit seiner Streetball-Geschichte ist der perfekte Ort für 3x3-Turniere.“
Im Gegensatz zum herkömmlichen Basketball (5 gegen 5) treten bei dieser Variante 3 Spieler pro Team an, gespielt wird auf einen Korb. 2021 war die Disziplin erstmals olympisch
21 erzielte Punkte eines Teams bedeuten, dass die Partie gewonnen ist. Längstens dauert ein Spiel zehn Minuten
Die Streetball-Wurzeln lassen sich im 3x3 nicht verleugnen, wenn sich die groß gewachsenen und kräftigen Spielerinnen und Spieler unsanft am Korberfolg hindern.
Geboren wurde Streetball in den 1950ern auf den Freiplätzen New Yorks. Eng verbunden mit der Hip-Hop-Kultur schwappte der „rebellische kleine Bruder“ des Hallenbasketballs ab den 1990ern immer mehr nach Europa über. In Wien gab es damals legendäre Käfigduelle mit heimischen Basketballstars wie Stjepan Stazic.
An eine WM war damals noch nicht zu denken. Diese sollte im 3x3 erstmals 2012 stattfinden. Bei Olympia 2021 in Tokio erhielt der einstige Straßensport den sportlichen Ritterschlag. In Wien wird es nun neben Damen- und Herrenbewerben erstmals um Medaillen im Rollstuhl-3x3 gehen. Der Eintritt zu allen Spielen ist frei. Um Wartezeiten zu vermeiden, empfiehlt der Veranstalter, Plätze zu reservieren. Infos:
fiba3x3.com/2024/europecup