Chronik/Welt

Uli Hoeneß tritt Haftstrafe an – ohne Pressefoto

10 Quadratmeter mit vergittertem Fenster hoch oben, Tisch, Stuhl, Bett, kein TV, Handy oder Internet: Das ist das neue Zuhause von Uli Hoeneß. Tagsüber ist es eine der Gefängniswerkstätten, vielleicht die Fleischerei für den gelernten Metzger und Wurstfabrikanten. Am Montagvormittag rückte der derzeit prominenteste Gefangene Deutschlands in die Strafvollzugsanstalt Landsberg am Lech, 70 Kilometer westlich von München, ein. Für wie lange, ist derzeit unklar.

Hoeneß war vor 82 Tagen zu dreieinhalb Jahren wegen Steuerbetrugs verurteilt worden. Er hatte 28,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen, die bei jahrelangen Spekulationsgeschäften über ein Geheimkonto in der Schweiz angefallen wären. Hoeneß hatte gestanden und eine zehn Mal höhere Schadenssumme genannt, als ihm der Staatsanwalt nachweisen hatte können, beide verzichteten auf Berufung.

Bis dahin war Hoeneß der wichtigste Manager und unumschränkte Herrscher des vielfachen deutschen Fußballmeisters Bayern München gewesen, dessen Weltgeltung er als ehemaliger Nationalspieler führend aufgebaut hatte.

Zellen-Führung

Sein Haftantritt erfolgte trotz der vor dem Gefängnis und seiner Wohnung wartenden Fotografen sehr diskret: Nur Bild zeigte das Foto eines Autos ohne identifizierbare Umgebung und Insassen. Hoeneß hatte vergeblich versucht, in eine andere Haftanstalt zu kommen, weil die bayerische Justizverwaltung der Presse eine Führung in seiner Zelle gewährt hatte und er danach von inzwischen überführten Kriminellen mit Schutzgeldforderungen für die Knastzeit erpresst wurde.

Wie lange der 62-Jährige im regulären Vollzug verbringen muss, ist offen. Die meisten Kenner gehen davon aus, dass er nach zehn Monaten die Chance auf Freigang bekommen könnte. Dann müsste er zwar weiter im Gefängnis schlafen, könnte aber tagsüber einer Beschäftigung in Zivilkleidern nachgehen. Bei guter Führung wird das letzte Drittel der Strafe ohnehin ausgesetzt.

Die JVA Landsberg

Bald wird Uli Hoeneß der prominenteste Häftling des Landsberger Gefängnisses sein. Die Haftanstalt bereitet sich auf einen Medienansturm vor. Ende März wurden Reporter zu einer Besichtigung eingeladen. Auch Fotografieren und Filmen war erlaubt – die absolute Ausnahme in Haftanstalten.

Uli Hoeneß , der ehemalige Präsident und Aufsichtsratschef des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München, war am 13. März wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden. Der 62-Jährige verzichtete auf eine Revision und legte seine Ämter beim FC Bayern nieder. Er muss voraussichtlich nach Ostern seine Strafe in der Justizvollzugsanstalt in der Nähe von München antreten.

Hoeneß darf nicht auf einen Promi-Bonus im Gefängnis hoffen: "Es werden alle gleich behandelt", sagte die Leiterin des Gefängnisses von Landsberg, Monika Groß, nun vor etwa 150 Journalisten. Hoeneß müsse nach seinem Haftantritt zunächst eine maximal zweiwöchige Zugangsphase mit mehreren Untersuchungen durchlaufen. In der Zeit sei eine Zwei-Mann-Zelle die Regel, hieß es. Später steht Hoeneß eine etwa acht Quadratmeter große, spartanisch eingerichtete Einzelzelle zu. Wecken ist um 5.50 Uhr, zwei Stunden Freigang am Nachmittag sind die Regel, "Generaleinschluss" in der Zelle ist um 19 Uhr.

Der offene Vollzug mit Arbeit außerhalb des Gefängnisses sei in der Regel erst 18 Monate vor Haftende möglich, sagte Frank Arloth vom bayerischen Justizministerium.