Chronik/Welt

Trump erwärmt sich nicht fürs Klima

"Das Konzept der globalen Erwärmung ist eine Erfindung der Chinesen, die damit die US-Wirtschaft schwächen wollen" – mit diesem Tweet bekannte sich US-Präsident Donald Trump bereits 2012 zum Lager der Klimaleugner. Seit Trump im Amt ist, versucht er, das Vermächtnis seines Vorgängers Barack Obama in puncto Umweltschutz nach und nach zu zerstören, etwa indem er Scott Pruitt, einen engen Vertrauten der Kohle- und Ölindustrie, zum Chef der staatlichen Umweltschutzbehörde machte.

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Nun will er auch in Sachen Klimaabkommen ernst machen. Laut US-Medienberichtenplant er, den Pariser Klimavertrag aufzukündigen – dieser stellt einen bedeutenden Beitrag im Kampf gegen die Erderwärmung dar. Der Fernsehsender CBS und das Online-Portal Axios berufen sich auf anonyme Quellen, die mit der Entscheidung vertraut sind. Eine offizielle Stellungnahme aus dem Weiße Haus blieb bisher aus. Trump selbst kündigte via Twitter an, seine Entscheidung in den kommenden Tagen bekannt zu geben.

Nachahmer befürchtet

Sollte er sich für einen Austritt aus dem Abkommen entscheiden, könnte dies fatale Folgen für den Klimavertrag haben – die USA sind die größte Volkswirtschaft der Welt. Experten befürchten Nachahmer, die sich ebenfalls aus dem Abkommen stehlen könnten. Bereits am G7-Gipfel vergangene Woche in Sizilien bewies Trump seine negative Haltung gegenüber Klimaschutz, indem er die Abschlusserklärung blockierte. Sie hätte ein Bekenntnis zum Pariser Abkommen darstellen sollen. Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn verteidigte ihn und erklärte, ein solches Abkommen würde die US-Wirtschaft schwächen. Viel lieber will man auf Jobs im Kohlesektor setzen.

Daran zweifelt Klimaforscher Ben Marzeion. "Das ergibt überhaupt keinen Sinn," sagt der Ozeanograf und Professor an der Universität Bremen im KURIER-Gespräch. "Gerade in den USA sind viele Jobs im Sektor der erneuerbaren Energien entstanden." Auch in China und Brasilien hätten Investitionen in Solar-, Wind-, Bioenergie und Wasserkraft viele neue Arbeitsplätze geschaffen.

Sogar der Energieriese Exxon habe die Trump-Regierung in einem Brief aufgefordert, bei den Vereinbarungen des Pariser Klima-Abkommens zu bleiben. Freilich nicht uneigennützig: vor allem um eine stärkere Nutzung von Erdgas zu fördern, die einen deutlich niedrigeren Kohlendioxidausstoß verursacht als Kohle. Dies könnte Trumps Haltung durchaus noch beeinflussen – laut Berichten des US-Senders CNN will sich der Präsident deshalb noch mit Außenminister Rex Tillerson beraten.

Signalwirkung

Nach außen hin könnte der Ausstieg aus dem Klimaabkommen aber eine negative Signalwirkung haben, ist Klimaexperte Marzeion überzeugt: "Wenn einer ausschert, dann tun es andere auch." Konkret könnte dies die Investitionsbereitschaft in nachhaltige Energien schwächen, sagt Marzeion. "Der Zeitpunkt ist ungünstig. Wir stehen zwar vor einer Energiewende – es wird viel in nachhaltige Energieträger investiert – wir sind noch nicht über dem Berg." Sobald aber erneuerbare Energien billiger sind als Kohle und Erdöl, hat Trumps Ausstieg keine großen Folgen, erklärt der Experte. "Aber davor könnte es noch in eine andere Richtung gehen."

In welche Richtung Europa in Sachen Klimapolitik geht, ist für den Experten unklar. Denn bei aller Kritik an Donald Trump: Wir hinken bei den Klimazielen nach. Warum, weiß Marzeion: "Die Regierungen können nicht einzelnen vorschreiben, wer wie viel ausstoßen darf. Zudem herrscht Uneinigkeit, ob fossile Energieträger teurer, oder erneuerbare Energien subventioniert werden sollen. Es gibt Ideen, einiges wird getan, aber das Konzept fehlt."

Optimistisch

Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb ist trotz des drohenden Austritts der USA optimistisch: "Einige Staaten haben bereits klargemacht, dass sie den Umweltauflagen treu bleiben werden. Trump kann dann zwar Pipelines bauen, die Kohleenergie stärken und intensiver nach fossiler Energie bohren, aber ein großer Teil der US-Unternehmen wird dabei nicht mitmachen", sagte sie zum KURIER. Es wurden auch Befürchtungen laut, dass Trump aus der Klima-Rahmenkonvention der UN austreten könne – dies ginge sogar schneller als der Ausstieg aus dem Pariser Abkommen, der insgesamt vier Jahre dauert. Kromp-Kolb kann sich jedoch nicht vorstellen, dass dies passiert, da ein solcher Schritt "die Wirtschaft schädigen würde." Und: "Wer beim Klimaschutz nicht mitmacht, gilt als Außenseiter und Verlierer", ist Kromp-Kolb überzeugt. Vielleicht überlegt sich Trump seine Entscheidung noch, immerhin rühmt er sich damit, "kein Loser" zu sein.