Chronik/Welt

Orkan "Friederike": Insgesamt neun Tote

Sturmtief Friederike ist am Donnerstag mit Orkanböen über Europa gefegt und hat mehrere Menschenleben gefordert. Vier Personen starben in den deutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Thüringen, drei weitere in den Niederlanden. In Belgien und Italien waren jeweils ein Opfer zu beklagen. In Deutschland wurde der Bahn-Fernverkehr eingestellt - mit Auswirkungen auf Österreich.

"Eines der Todesopfer war ein Feuerwehrmann", berichtete Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reulam Donnerstagabend. Das Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sei bei einem Sturmeinsatz im sauerländischen Sundern ums Leben gekommen. Auch in Thüringen war ein Feuerwehrmann im Orkan gestorben.

Zuvor waren in NRW bereits ein Lkw-Fahrer in Lippstadt und ein Mann auf einem Campingplatz in Emmerich im Sturm getötet worden. "Dieser Einsatz ist noch lange nicht beendet. Die Folgen des Unwetters werden die Einsatzkräfte in den nächsten Stunden und Tagen weiter beschäftigen", sagte Reul. Es drohe weiterhin Gefahr, etwa durch entwurzelte Bäume, herabstürzende Dachziegel oder Äste.

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Möglicherweise muss ein fünftes Opfer in Deutschland dazugerechnet werden: Bei einem Unfall während des stürmischen Wetters im Süden Brandenburgs kam ein Lastwagenfahrer ums Leben. Das Fahrzeug sei auf der Autobahn 13 (Berlin-Dresden) bei Ortrand nahe der Grenze von Brandenburg zu Sachsen in die Mittelleitplanke geprallt und umgestürzt, teilte das Polizeipräsidium in Potsdam mit. Zum Zeitpunkt des Unfalls sorgte "Friederike" für erhebliche Böen. Ob der Lastwagen eindeutig wegen des Sturms verunglückte, war nach Polizeiangaben am Abend noch unklar.

Schuldach in Thüringen hob ab

In Pößneck (Thüringen) hat das Orkantief das Dach einer Schule abgerissen, in der sich noch Kinder befanden. Nach Angaben des Landratsamtes Saale-Orla-Kreis blieben bei dem Vorfall am Donnerstagnachmittag alle Schüler unverletzt. Das Dach des Volksschulgebäudes landete auf dem Schulhof.

Am Freitag sollen erste Sicherungsmaßnahmen an der Dachkonstruktion vorgenommen werden. Es sei noch unklar, wann der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden könne, hieß es.

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Auswirkungen auf Österreich

Der Stopp des Fernverkehrs hatte auch Auswirkungen auf Österreich: Für die planmäßig im Zweistundentakt verkehrenden Züge Richtung Nürnberg ist in Passau Endstation, wie ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder sagte. Der Bahnverkehr von Salzburg, Kufstein und Lindau nach München und retour verläuft planmäßig. Auch der Korridorverkehr zwischen Salzburg und Kufstein ist nicht betroffen. "Insofern sind wir mit einem blauen Auge davongekommen", sagte Rieder.

Die ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) riet Reisenden, die noch am Donnerstag Richtung Nürnberg und allenfalls weiter nach Frankfurt, Düsseldorf oder Hamburg wollten, sich genau zu informieren. "Es ist möglich, dass doch der eine oder andere Zug fährt, es gibt allerdings keine Garantie", sagte Rieder. Er empfahl grundsätzlich, geplante Reisen zu verschieben.

VIDEO: Dramatische Bilder von "Friederike"

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Unterdessen lief der Bahnverkehr im Norden Deutschlands langsam wieder an. Einzelne Züge seien zwischen Bremen und Norddeich Mole gestartet, teilte die Deutsche Bahn über den Kurznachrichtendienst Twitter am frühen Donnerstagabend an. Auch einige S-Bahnen, etwa von Hannover nach Hildesheim und von Celle nach Hannover, fuhren am Abend wieder.

Höhere Geschwindigkeit als "Kyrill"

Das Tief "Friederike" ist vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zum Orkan heraufgestuft worden. Das Unwetter habe Orkanstärke erreicht, sagte ein DWD-Sprecher am Donnerstag in Offenbach. Es treten Böen mit Geschwindigkeiten von bis 130 Kilometern pro Stunde auf. Der DWD warnt vor entwurzelten Bäumen, herabstürzenden Dachziegeln oder anderen umherfliegenden Gegenständen.

Unterdessen teilte der Deutsche Wetterdienst via Twitter mit, dass "Friederike" eine höhere Windgeschwindigkeit erreicht hat als der Sturm "Kyrill" im Jahr 2007. "Friederike schlägt Kyrill, was die maximale Windböe betrifft. Vor exakt 11 Jahren gab es 202 km/h auf dem Wendelstein, heute meldete der Brocken eine Böe von 203 km/h", hieß es.

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Niederlande

In den Niederlanden kamen nach Behördenangaben drei Menschen ums Leben, die von Bäumen oder Trümmerteilen getroffen wurden. In der Ortschaft Olst im Osten des Landes sei ein 62-jähriger Mann von einem abgebrochenen Ast erschlagen worden, teilte die Polizei mit. In Enschede nahe der deutschen Grenze starb nach Polizeiangaben ein Autofahrer, nachdem ein Baum auf das Auto gefallen war. Über das dritte Todesopfer war zunächst nichts Näheres bekannt.

Im ganzen Land herrschte höchste Alarmstufe und Verkehrschaos wegen des Orkantiefs "Friederike": Der AmsterdamerFlughafen Schipholwurde zeitweise geschlossen, so dass Hunderte Flüge gestrichen wurden. Auch der Bahnverkehr brach zeitweise zusammen.

Belgien

Bei schwerem Sturm ist in Belgien eine Autofahrerin von einem umfallenden Baum erschlagen worden. Sie war in ihrem Fahrzeug auf einer Straße durch einen Wald südöstlich von Brüssel unterwegs. Wegen heftiger Winde wurde zudem der Betrieb im Hafen von Gent am Donnerstagmorgen eingestellt. Betroffen seien etwa zehn Schiffe.

Italien

In der süditalienischen Stadt Crotone wollte ein Mann sein Dach auf Sturmschäden prüfen. Der Wind warf ihn um, sodass er in den Tod stürzte.

Schweiz

Auch in der Schweiz war das Sturmtief ein Problem: Am Donnerstagmorgen mussten wegen der starken Winde erneut zahlreiche Bahnen und Züge ihren Betrieb einstellen. Betroffen waren unter anderem die Jungfraujochbahn im Berner Oberland, die Pilatusbahnen im Kanton Luzern und die Verbindungen Visp-Täsch und Aigle-Les Diablerets im Wallis.

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