Chronik/Welt

Pottwal-Sterben an der Nordseeküste

Erneut sind an der deutschen Nordseeküste mehrere junge tote Pottwale gesichtet worden. Im Wattenmeer bei Friedrichskoog in Dithmarschen seien acht Tiere verendet, teilte der schleswig-holsteinische Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz am Montag mit. Vor drei Wochen waren an mehreren Stellen der Nordsee zwölf tote gestrandete Wale gefunden worden.

Tierschützer machen vor allem den massiven Unterwasserlärm dafür verantwortlich, dass die großen Meeressäuger bei der Orientierung gestört werden und so von ihren ursprünglichen Kursen abkommen.

Gestrandete Jungbullen

Bei den acht Tieren nahe bei Friedrichskoog handle es sich ebenso wie bei den früheren Funden um Jungbullen, teilte die Nationalparkbehörde mit. Sie lägen dicht beieinander etwa zwei Kilometer vor der Deichlinie im nicht zugänglichen Bereich des Nationalparks Wattenmeer. Am Dienstag soll trotz Sturms und Hochwassers mit der Bergung der etwa neun bis zwölf Meter langen Tiere begonnen werden.

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Gruppen von jungen Pottwal-Bullen biegen bei ihren winterlichen Wanderungen durch den Nord-Atlantik nach Expertenangaben bisweilen irrtümlich in die recht flache Nordsee ab, die für sie ungeeignet ist und kaum Nahrung bereithält.

Dem Landesbetrieb zufolge können sie dort mit ihrem akustischen Orientierungssinn schlecht navigieren und geraten leicht auf Grund. Ohne den Auftrieb durch das Wasser drückt ihr eigenes Körpergewicht Blutgefäße und Lunge ab. Sie sterben an Herz-Kreislaufversagen.

Seit den 1990er Jahren strandeten der schleswig-holsteinischen Behörde zufolge schon 82 Pottwale an der deutschen, dänischen und niederländischen Wattenmeerküste. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF kam es dabei auch früher schon zu gehäuften Todesfällen. Demnach wurden in der Saison 1997/98 schon einmal 20 Tiere aufgefunden.

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Massiver Unterwasserlärm

Warum die Tiere bei ihren Wanderungen nördlich von Großbritannien vom Kurs abkommen und in die Nordsee abbiegen, ist unklar. Wanderungsverhalten und Orientierungssinn der Tiere sind längst nicht vollständig erforscht. Zumindest nach Angaben des WWF und der Umweltschutzorganisation Greenpeace gilt aber Unterwasserlärm als eine wahrscheinliche Ursache dafür, dass die Wale bei der Orientierung gestört werden. Vor Großbritannien und Norwegen gibt es große Offshore-Förderfelder mit vielen Bohrinseln und Schiffen.