Pottwal-Sterben an der Nordseeküste

Bei den toten Walen handelt es sich vorwiegend um Jungbullen.
In den letzten Wochen sind über 20 Meeressäuger in der Nordsee verendet.

Erneut sind an der deutschen Nordseeküste mehrere junge tote Pottwale gesichtet worden. Im Wattenmeer bei Friedrichskoog in Dithmarschen seien acht Tiere verendet, teilte der schleswig-holsteinische Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz am Montag mit. Vor drei Wochen waren an mehreren Stellen der Nordsee zwölf tote gestrandete Wale gefunden worden.

Tierschützer machen vor allem den massiven Unterwasserlärm dafür verantwortlich, dass die großen Meeressäuger bei der Orientierung gestört werden und so von ihren ursprünglichen Kursen abkommen.

Gestrandete Jungbullen

Bei den acht Tieren nahe bei Friedrichskoog handle es sich ebenso wie bei den früheren Funden um Jungbullen, teilte die Nationalparkbehörde mit. Sie lägen dicht beieinander etwa zwei Kilometer vor der Deichlinie im nicht zugänglichen Bereich des Nationalparks Wattenmeer. Am Dienstag soll trotz Sturms und Hochwassers mit der Bergung der etwa neun bis zwölf Meter langen Tiere begonnen werden.

Pottwal-Sterben an der Nordseeküste
ABD0020_20160116 - Einer der beiden Pottwale, die vor ein paar Tagen auf der ostfriesischen Insel Wangerooge strandeten, wird am 15.01.2016 mit einem Autokran aus der Nordsee auf die Pier des JadeWeserPorts in Wilhelmshaven (Niedersachsen) gehievt. Der Kadaver des dreizehn Meter langen und achtzehn Tonnen schweren männlichen Meeressäugers soll hier in den nächsten Tagen zerlegt werden. Foto: Ingo Wagner/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Gruppen von jungen Pottwal-Bullen biegen bei ihren winterlichen Wanderungen durch den Nord-Atlantik nach Expertenangaben bisweilen irrtümlich in die recht flache Nordsee ab, die für sie ungeeignet ist und kaum Nahrung bereithält.

Dem Landesbetrieb zufolge können sie dort mit ihrem akustischen Orientierungssinn schlecht navigieren und geraten leicht auf Grund. Ohne den Auftrieb durch das Wasser drückt ihr eigenes Körpergewicht Blutgefäße und Lunge ab. Sie sterben an Herz-Kreislaufversagen.

Seit den 1990er Jahren strandeten der schleswig-holsteinischen Behörde zufolge schon 82 Pottwale an der deutschen, dänischen und niederländischen Wattenmeerküste. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF kam es dabei auch früher schon zu gehäuften Todesfällen. Demnach wurden in der Saison 1997/98 schon einmal 20 Tiere aufgefunden.

Pottwal-Sterben an der Nordseeküste
ABD0074_20160114 - Zwei Bagger bergen am 14.01.2016 auf dem Strand von Wangerooge (Niedersachsen) einen verendeten Pottwal. Auf der Nordseeinsel haben die Vorbereitungsarbeiten für den Abtransport der beiden gefunden toten Pottwale begonnen. Foto: Peter Kuchenbuch-Hanken/dpa (zu lni "Auf Wangerooge laufen Vorbereitungen für die Walbergung" vom 14.01.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Massiver Unterwasserlärm

Warum die Tiere bei ihren Wanderungen nördlich von Großbritannien vom Kurs abkommen und in die Nordsee abbiegen, ist unklar. Wanderungsverhalten und Orientierungssinn der Tiere sind längst nicht vollständig erforscht. Zumindest nach Angaben des WWF und der Umweltschutzorganisation Greenpeace gilt aber Unterwasserlärm als eine wahrscheinliche Ursache dafür, dass die Wale bei der Orientierung gestört werden. Vor Großbritannien und Norwegen gibt es große Offshore-Förderfelder mit vielen Bohrinseln und Schiffen.

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