Chronik/Welt

Mehrere tausend Menschen bei Trauerfeier für Otto Warmbier

Mehrere tausend Menschen haben im US-Bundesstaat Ohio an der Trauerfeier für den nach seiner Freilassung aus nordkoreanischer Haft verstorbenen Studenten Otto Warmbier teilgenommen. Die Feier fand am Donnerstag in der früheren Schule Warmbiers in Wyoming, einem Vorort von Cincinnati, statt.

Das Auditorium, das 2500 Menschen Platz bietet, war laut US-Medienberichten dicht gefüllt. Unter Dudelsackklängen wurde der Sarg anschließend zu dem Leichenwagen gebracht, der ihn zum Friedhof fuhr.

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Warmbier war im März 2016 in Nordkorea zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden, weil er in einem Hotel ein Agitprop-Poster gestohlen hatte. Kurz nach seiner Inhaftierung fiel er ins Koma, aus dem er nicht mehr erwachte. In der vergangenen Woche wurde er von Nordkorea aus "humanitären Gründen" freigelassen. Der 22-Jährige verstarb kurz nach seiner Ankunft in der Heimat.

Wegen Schlafmittel?

Warum Warmbier ins Koma fiel, ist unklar. Nach nordkoreanischer Darstellung erlitt er eine Lebensmittelvergiftung und erhielt danach Schlafmittel, woraufhin er nicht mehr aufwachte. Laut den Angaben des Krankenhauses in Cincinnati, das den jungen Mann nach seiner Rückkehr behandelt hatte, hatte er schwere Hirnverletzungen von der Art, wie sie normalerweise durch einen Atemstillstand verursacht werden.

Die US-Gerichtsmedizin verzichtete auf Antrag der Eltern auf eine Autopsie von Warmbiers Leichnam. Stattdessen wurde dieser nur von Außen untersucht. Warum die Eltern die Autopsie nicht wollten, wurde nicht bekannt. Die Familie prangerte in einem Statement die "schreckliche und qualvolle Behandlung" des Studenten durch die Nordkoreaner als Ursache seines Todes an.

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Der Tod Warmbiers hat die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea weiter verschärft. US-Präsident Donald Trump verurteilte das "brutale Regime" in Pjöngjang und erklärte, er sei entschlossen, künftig "derartige Tragödien zu verhindern". In dem kommunistischen Land sind weiterhin drei Menschen mit US-Staatsbürgerschaft in Haft.

Diplomatische Krise

Aus Nordkorea wiederum wurde Trump als "Psychopath" beschimpft. Der US-Präsident befinde sich innenpolitisch in einer "schwierigen Situation" und erwäge daher einen Präventivschlag gegen Nordkorea, um von seinen Problemen abzulenken, hieß es am Donnerstag in einem Leitartikel der kommunistischen Parteizeitung "Rodong Sinmun".

Die Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang hatten sich bereits seit Trumps Amtsantritt im Jänner weiter verschärft. Der zentrale Konfliktpunkt ist das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm.

US-Außenminister Rex Tillerson und Verteidigungsminister Jim Mattis forderten den chinesischen Staatsrat Yang Jiechi und den Generalstabschef der Volksbefreiungsarmee, Fang Fenghui, am Mittwoch bei einem Treffen in Washington auf, mehr wirtschaftlichen und diplomatischen Druck auf Pjöngjang auszuüben. China ist der engste Verbündete Nordkoreas.