Dianas Tod: Ein tragischer Weckruf für die Royals
Der Tod von Diana vor 20 Jahren schockierte Großbritannien und die Welt - und wurde für das britische Königshaus zu einem Weckruf. Denn nach dem tödlichen Autounfall der "Königin der Herzen" brachten die Royals ihre Landsleute mit tagelanger Funkstille gegen sich auf. Steif, unnahbar, kaltherzig wirkte die Königsfamilie im Moment der Trauer.
Dianas Tod wurde zum Anlass für eine Umwälzung der Öffentlichkeitsarbeit des Buckingham-Palasts. Heute wird das Image des Königshauses von einer gut geölten PR-Maschinerie bestimmt. "Paradoxerweise waren es der Tod der 'Prinzessin des Volkes' und die folgenden Gefühlsausbrüche, die die Königsfamilie zur Anpassung gezwungen haben", sagt PR-Experte Mark Borkowski. "Sie musste sich modernisieren."
"Die Königsfamilie hat uns fallengelassen"
Dass am Buckingham-Palast die Flaggen nicht auf Halbmast gesetzt wurden, erboste die Briten. "Die Königsfamilie hat uns fallengelassen", zürnte das Boulevardblatt Sun. Erst am Tag vor der Beisetzung ihrer einstigen Schwiegertochter wandte sich Elizabeth II. in einer höchst ungewöhnlichen Fernsehansprache an ihre Landsleute.
PR-Experte Borkowski erzählt, früher habe ein gängiger Witz gelautet, dass am Wochenende, wenn Boulevardblätter die wichtigsten People-Geschichten beispielsweise über Diana veröffentlichten, in der königlichen Pressestelle nur der Anrufbeantworter drangegangen sei. Die Mitarbeiter ließen an Freitagen um 17.00 Uhr die Stifte fallen.
"Produkt einer sehr ausgeklügelten Informationskampagne"
Nach Dianas Tod begriff das Königshaus, dass es die Hoheit über die Nachrichten zurückerlangen musste. Im trägen Pressedienst der Royals wurde aufgeräumt, PR-Profis übernahmen das Kommando. "Alles wurde revolutioniert", sagt Dianas früherer Privatsekretär Patrick Jephson. "Die Monarchie ist mehr und mehr das Produkt einer sehr ausgeklügelten Informationskampagne."
Auch der als ungelenk und distanziert verschriene Charles ließ sich sein Image aufpolieren. "Er hat enorm viel Geld ausgegeben, damit sehr raffinierte, professionelle, politische Spindoktoren sich um sein Ansehen kümmern", sagt Jephson.
"Sie wollten eine zugänglichere Familie sein"
"Sie wollten eine zugänglichere Familie sein", sagt PR-Experte Borkowski. Die Offensive trug Früchte: Die Briten stehen heute fest hinter ihrem Königshaus, Elizabeth II. genießt 65 Jahre nach ihrer Thronbesteigung großes Ansehen in der Bevölkerung. Dianas Biograf Andrew Morton sagt, insbesondere die Prinzen William und Harry ließen die Royals "menschlicher, nahbarer" erscheinen.
Martine Pauwels/AFP
Prinzessin Diana und ihr Freund Dodi Al Fayed starben nach einer Verfolgungsjagd mit Paparazzi am 31. August 1997 in Paris. Ihre letzte Nacht:
- 30. August, 19.00 Uhr: Das Paar bricht vom Hotel Ritz an der Place Vendome zur Wohnung von Dodi Al Fayed nahe der Prachtstraße Champs-Elysees auf.
- 21.30 Uhr: Aus einem geplanten Abendessen in einem Restaurant wird nichts, da das Paar von rund 30 Paparazzi verfolgt wird. Diana und Dodi kehren ins Ritz zurück und essen dort.
- 31. August, 00.20 Uhr: Das Paar hat sich entschlossen, doch noch zu Al Fayeds Wohnung in der Rue Arsene-Houssaye zu fahren. Der Mercedes mit Henri Paul am Steuer fährt vor dem Hotel los, verfolgt von Fotografen.
- 00.25 Uhr: Der Wagen rast gegen den 13. Pfeiler im Tunnel Pont de l'Alma. Al Fayed und der Fahrer sterben sofort.
- 00.30 Uhr: Die ersten Polizisten treffen am Unglücksort ein. Es folgen Feuerwehr und Rettungskräfte. Sieben Paparazzi werden festgenommen.
- Gegen 01.00 Uhr: Diana wird aus dem Wagen befreit und erleidet einen Herzstillstand.
- Gegen 01.30 Uhr: Sie wird mit einem Krankenwagen in die Klinik Pitie-Salpetriere gebracht.
- Gegen 02.00 Uhr: Ankunft im Krankenhaus. Dianas Herz bleibt wenig später erneut stehen.
- 04.00 Uhr: Die Prinzessin wird offiziell für tot erklärt. Sie starb an einer Lungenblutung.
- 08.00 Uhr: Eine Autopsie des Fahrers wird angeordnet. Es stellt sich später heraus, dass er betrunken war und Medikamente genommen hatte.
- Gegen 18.00 Uhr: Dianas Sarg wird begleitet von ihrem Ex-Ehemann Prinz Charles mit der Royal Air Force nach London gebracht und in der königlichen Kapelle des St. James's Palastes aufgebahrt.
An den Toren des Palastes hingen Bilder von Lady Di mit der Aufschrift "Königin der Herzen". Fans der Prinzessin brachten einen Kuchen mit ihrem Abbild vorbei. "Ich war so traurig", erinnert sich die eigens aus Schweden angereiste Lena Pettersson an den Todestag ihres Idols. "Sie hat sich um Leute gekümmert, sie war sehr besonders." Die 62-jährige Helen Zacharia erzählt: "Ich komme jedes Jahr her, weil ich Diana immer gern gehabt habe."
Lady Di war am 31. August 1997 im Alter von 36 Jahren nach einer Verfolgungsjagd mit Paparazzi in Paris bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Sie war zu diesem Zeitpunkt schon von Prinz Charles geschieden, den sie 1981 geheiratet hatte. An ihrem Todestag am Donnerstag gibt es keine offizielle Zeremonie.
Anschließend trafen sich die jungen Royals mit Vertretern der von Diana unterstützten Stiftungen, darunter solche für HIV-Infizierte und bedürftige Kinder. Ziel sei es, an die "bedeutenden Leistungen der Prinzessin zu erinnern und an das Vermächtnis ihrer Arbeit, die weiterhin so viele bewegt", sagte eine Sprecherin des Kensington-Palastes, wo die Prinzessin von Wales zuletzt residierte.
In einem ungewöhnlichen Fernsehinterview Ende Juli beschrieben die beiden Prinzen Dianas ansteckenden Humor und wie sie ihnen ihre Liebe zeigte. Außerdem berichteten William und Harry von ihrem Leben nach der Trennung ihrer Eltern.
Nicht besser kommt Charles' Frau Camilla davon: Nur 14 Prozent der Befragten wollen, dass sie Königin wird, wenn Charles eines Tages seiner Mutter Elizabeth II. auf dem Thron nachfolgt. 39 Prozent wollen ihr lediglich den Titel einer Prinzgemahlin zugestehen, 30 Prozent meinen, Camilla solle überhaupt keinen Titel erhalten.
Der Tod von Charles' geschiedener Frau Lady Diana jährt sich am 31. August zum 20. Mal. Im Vorfeld hatten die britischen Fernsehsender in den vergangenen Wochen zahlreiche Dokumentationen gesendet, in der Boulevardpresse häuften sich die Artikel rund ums Königshaus.
"Ich möchte Königin im Herzen der Menschen sein, aber ich sehe mich nicht als Königin dieses Landes. Ich glaube nicht, dass viele Leute mich als Königin wünschen. Ich meine damit vor allem das Establishment, in das ich hineingeheiratet habe. Für die bin ich eine Versagerin." (in einem BBC-Interview vom November 1995)
"Ich richte mich nicht nach Regeln, weil ich vom Herzen geleitet werde und nicht vom Kopf." (im BBC-Interview)
"Die (britische) Presse ist grausam. Sie verzeiht nichts, sie sucht nur den Irrtum." (Ende August 1997 in einem "Le Monde"-Interview)
"Mein Gehirn hat die Größe einer Erbse." (in einem im September 1986 veröffentlichten Gespräch mit Schülern)
"Nun, wir waren zu dritt in unserer Ehe. Das war ein bisschen viel." (im BBC-Interview auf die Frage, ob sie die heutige Herzogin Camilla für einen Faktor im Scheitern ihrer Ehe mit Prinz Charles halte)
Zitate über Diana:
"Hocherfreut und offen gestanden verblüfft, dass Diana mich nehmen will." (Charles im Februar 1981 bei der Bekanntgabe der Verlobung)
"Was auch immer Verliebtsein heißen mag." (Charles kurz nach der Verlobung)
"Sie hat uns mit Liebe überschüttet." (Prinz Harry 2017 in einer TV-Dokumentation anlässlich des 20. Todestages seiner Mutter)
"Ich hätte es gern gehabt, wenn sie Catherine kennengelernt und die Kinder aufwachsen gesehen hätte." (Prinz William in einem "GQ"-Interview im Mai 2017)
"Sie war eine außergewöhnliche und begabte Persönlichkeit. In guten Zeiten wie in schlechten verlor sie nie ihre Fähigkeit zu lächeln und zu lachen oder andere mit ihrer Wärme und Güte aufzumuntern." (Königin Elizabeth II. im September 1997 zum Tod Dianas)
"Sie war die Prinzessin des Volkes." (der damalige britische Premierminister Tony Blair im August 1997 zu Dianas Tod)