Chronik/Welt

Italienischer Winzer verspricht Aus für Hitler-Wein

Seit 1995 gehören Weine der selbst ernannten „historischen Linie“ („Linea Storia“) zum Geschäft des friulanischen Weinguts Vini Lunardelli. Unter den 125 Etiketten finden sich Abbildungen von Sisi, Che Guevara und Napoleon, aber eben auch Hitler, Mussolini, Stalin.

Das sorgte für weltweite Empörung und deshalb will der Juniorchef des Weingutes, Andrea Lunardelli, wenn er den Betrieb im nächsten Jahr von seinem Vater Alessandro übernimmt, die Etiketten der schlimmsten Diktatoren aus dem Sortiment nehmen. Obwohl "das meistgefragte Label in unserer historischen Reihe Adolf Hitler ist". 

Vor allem bei Touristen aus Deutschland, aber auch bei vielen Briten, Nordländern, Franzosen und Russen“, sagte Andrea Lunardelli zum US-amerikanischen Magazin „Vice“. Tatsächlich stammen von über 20.000 Flaschen, die jedes Jahr weltweit verkauft werden, 12.000 vom deutschen Diktator. Auf nur halb so viele Flaschen kommt etwa Mussolini.

Allein die Motivsammlung „Der Führer“ enthält 35 Etiketten mit Fotos von Hitler sowie von nationalsozialistischen Funktionären und Generälen wie Göring, Hess, Himmler und Rommel. Die Familie Lunardelli behauptete immer, dass seine „historische“-Weinlinie nie politisch motiviert gewesen sei.  Die Flaschen seien viel mehr für Menschen gedacht, die sich „der Geschichte erinnern“ wollen.

Morddrohungen erhalten

Der Juniorchef möge die Linie nicht und habe die Kontroverse darum satt, so Andrea Lunardelli. Kürzlich habe er sogar Morddrohungen aus Russland erhalten, nachdem das russische Staatsfernsehen Rossija 1 Anfang Mai einen Dokumentarfilm aus dem Jahr 2018 über neonazistische Bewegungen in Italien mit Aufnahmen der Weine wiederholt hatte. Außerdem sei seine Lebensgefährtin aus der Ukraine. „Wir möchten nicht mehr mit Nazismus in Verbindung gebracht werden“, sagte der Winzer.