Chronik/Welt

Sohn des Ex-Bundespräsidenten Weizsäcker im Wahn getötet

Von der deutschen Bundesregierung abwärts herrscht in Berlin tiefe Betroffenheit über den gewaltsamen Tod von Fritz von Weizsäcker, dem jüngsten Sohn des früheren deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

Der 59-jährige Chefarzt wurde Dienstagabend bei einem Vortrag für Laien in der Berliner Privatklinik, in der er Chef der Abteilung für innere Medizin war, von einem fast gleichaltrigen Mann niedergestochen.

Stiche in den Hals

Ein junger Polizist, der zufällig im Publikum saß, konnte den Angreifer zwar überwältigen, aber den Arzt nicht mehr retten. Der mutmaßliche Mörder hat Fritz von Weizsäcker gezielt in den Hals gestochen. Auch der Polizist wurde schwer verletzt, schwebt aber nicht mehr in Lebensgefahr.

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„Mein Freund Fritz von Weizsäcker wurde heute Abend in Berlin erstochen. Ein passionierter Arzt und feiner Mensch. (...) Einmal mehr fragt man sich, in welcher Welt wir leben“, twitterte FDP-Chef Christian Lindner noch in der Nacht.

Psychisch akut krank

Ein wahnhafter Hass auf die bekannte Familie von Weizsäcker, die so viele erfolgreiche Persönlichkeiten hervorgebracht hat, soll das Motiv für die Messerattacke gewesen sein. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Berlin reiste der mutmaßliche Mörder aus seiner Heimat in Rheinland-Pfalz am Dienstag eigens wegen des Vortrags des Arztes an, den er im Internet entdeckt hatte.

Messer für geplante Tat gekauft

Vor seiner Abfahrt kaufte er noch das Tatmesser. Die Generalstaatsanwaltschaft beantragte die Unterbringung des Mannes, der akut psychisch krank sei, in der Psychiatrie.

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Die Tat erinnert an das Attentat auf Wolfgang Schäuble: Der CDU-Politiker und heutige Bundestagspräsident wurde 1990 von einem psychisch kranken Mann niedergeschossen. Schäuble sitzt seitdem querschnittgelähmt im Rollstuhl.

Einfühlsamer Arzt

Fritz von Weizsäcker starb noch im Vortragssaal der Schlosspark-Klinik in Berlin-Charlottenburg. Er sei einer der feinsten, klügsten und humorvollsten Vertreter der Familie gewesen, unglaublich freundlich und einfühlend, heißt es im Nachruf in der B.Z. „Fritz von Weizsäcker gab nicht viel auf Berühmtheit, aber alles für seine Patienten.“

Der dreifache Vater war ein gefeierter, vielfach ausgezeichneter Experte für Erkrankungen an Magen und Darm.

Weiterer Schlag für die Familie

Richard von Weizsäcker sei sehr stolz auf ihn gewesen, schreibt die B.Z.. Diesen weiteren Schicksalsschlag – nach dem Krebstod von Sohn Andreas vor elf Jahren – muss der 2015 im Alter von 94 Jahren verstorbene Politiker nicht mehr erleben.

Seine Witwe Marianne (87) hingegen wird zum zweiten Mal einem Kind ins Grab nachschauen. Von ihren vier Kindern leben nun nur noch zwei: der Ökonom Robert (65) und Buchautorin Beatrice (61). Sie postete auf Instagram ein Bild von einem Kreuz und twitterte: „Wir können es weder fassen noch glauben.“

"Ich fand ihn wunderbar"

Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker würdigt seinen Cousin Fritz mit warmen Worten: „Ich fand ihn ganz wunderbar. Ich habe ihn ungewöhnlich lieb gehabt.“