Chronik/Welt

Seltenes Ereignis: Überraschung für Touristen in Venedig

Hochwasser im August ist ein seltenes Ereignis in Venedig. Wegen des Schirokko-Windes kam es am Donnerstag in der italienischen Lagunenstadt zu einer Fluthöhe von einem Meter. Das bedeutet eine Wassermenge, die den Markusplatz, einen der tiefsten Punkte der Stadt, zum Teil überflutet.

Touristen schossen Fotos des teilweise überschwemmten Platzes. Die Markusbasilika ist durch eine halbbewegliche Barriere aus Glasplatten vom Wasser geschützt.

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Das mobile Dammsystem MOSE wurde nicht aktiviert, weil es nur bei prognostizierten Werten von 130 Zentimetern in Betrieb gesetzt wird, berichtete die Tageszeitung La Nuova Venezia. Die Flutschutztore sind an drei Einfahrten zum Hafen der Lagunenstadt in milliardenschweren Bauprojekt im Meer errichtet worden.

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Hochwasser im August ist in der Lagunenstadt ein sehr seltenes Phänomen. In der Nacht auf den 13. November 2019 wurde Venedig von einer katastrophalen Flutwelle heimgesucht. Das Wasser - angetrieben durch Schirokko-Wind - stieg damals auf 187 Zentimeter über dem Meeresspiegel. Das war der höchste Stand seit der verheerenden Überschwemmung im Jahr 1966, als 194 Zentimeter erreicht wurden.

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Venetiens Präsident urgiert Anmeldesystem für Touristen

Unterdessen droht Venedig die Einstufung als bedrohtes Weltkulturerbe. Daher urgiert Luca Zaia, Präsident der Region Venetien, zu der die Lagunenstadt gehört, ein Anmeldesystem für Touristen in Venedig. "Die Zahl der Besucher in Venedig zu planen, ist von wesentlicher Bedeutung. Die Digitalisierung hilft uns dabei. Wenn wir einen Sitzplatz im Kino, im Stadion oder im Flugzeug buchen, können wir auch einen Besuch in Venedig buchen", sagte Zaia im Interview mit dem TV-Sender Canale 5.

"Venedig ist ein Weltkulturerbe und ein Freilichtmuseum, das unbedingt bewahrt werden muss", sagte Zaia. Er hob die Bedeutung des mobilen Dammsystems MOSE hervor, das die Lagunenstadt vor Überschwemmungen bewahrt. Dafür habe Italien neun Milliarden Euro ausgegeben, erinnerte Zaia.

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Experten der UNO-Kulturorganisation UNESCO haben empfohlen, Venedig und seine Lagune auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Es gebe eine "anhaltende Verschlechterung durch menschliches Eingreifen", hieß es jüngst in einer Mitteilung. Durch Klimakrise und Massentourismus drohten irreversible Veränderungen der Gegend.

Man hoffe, dass es mit einer Aufnahme in die Liste mehr Engagement lokaler, nationaler und internationaler Akteure gebe, um wirksame und nachhaltige Korrekturmaßnahmen zu entwickeln. Das Welterbekomitee entscheidet bei seiner Sitzung im September darüber, ob es der Empfehlung nachkommt. Venedig und seine berühmte Lagune stehen seit 1987 auf der Weltkulturerbeliste.

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