Notre-Dame: Darum breiteten sich die Flammen so schnell aus
Weltweit hielten die Menschen am Montagabend den Atem an, als sich die Nachricht über das Feuer in der Kathedrale Notre-Dame de Paris verbreitete. Bilder der in den Nachthimmel lodernden Flammen waren auf allen Social-Media-Kanälen zu sehen. Dienstagmorgen dann die Nachricht: Der Brand ist vollständig gelöscht, das monumentale Bauwerk teilweise geblieben. Auch zahlreiche in der Kathedrale aufbewahrte Kunstschätze und Reliquien - etwa die Dornenkrone Jesu - konnten gerettet werden. In vielen Ländern zeigte man sich über den Brand bestürzt, auch in Wien läutet die Pummerin als Zeichen der Solidarität, auf der Hofburg wehte die französiche Flagge.
In Paris leitete die Staatsanwaltschaft indes eine Untersuchung ein - denn einige Fragen sind offen und die Brand-Ursache liegt derzeit noch im Dunkeln.
Schwachstellen entdeckt
Nach dem verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame haben Fachleute „einige Schwachstellen“ im Gebäude entdeckt. Diese betreffen vor allem das Gewölbe, also die Gebäude-Decke, sagte Innen-Staatssekretär Laurent Nuñez am Dienstag. „Im Ganzen hält die Struktur gut“, fügte er hinzu.
Wie ist das Feuer ausgebrochen?
Die Pariser Polizei geht von einem Unfall aus. So könnte der Brand mit den Restaurierungsarbeiten auf dem Dach der Kirche zusammenhängen, wo derzeit ein Baugerüst angebracht ist. Das Feuer sei zunächst am Dachboden der Kathedrale ausgebrochen und dann rasend schnell auf das restliche Gebäude übergeschlagen, heißt es. Möglicherweise könnte ein defektes Elektrogerät das Feuer verursacht haben. Brandstiftung oder ein Terrorangriff gelten derzeit als unwahrscheinlich.
Gab es zuvor massive Sicherheitsmängel?
Nein, behauptet der Direktor des Gotteshauses, Patrick Chauvet. Es habe Brandaufseher gegeben, die drei Mal täglich den Dachstuhl prüften.
Warum war der Brand so verheerend?
Das Dach der Kathedrale stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde liebevoll "der Wald auf Notre-Dame" genannt, weil es aus Balken von 1300 verschiedenen Eichen konstruiert war. Es hatte beeindruckende Dimensionen, selbst für ein modernes Gebäude: über 100 Meter lang, 13 Meter breit im Kirchenschiff, 40 Meter im Querhaus und zehn Meter hoch. Das alte Holz ging sofort in Flammen auf.
Was verkomplizierte die Löscharbeiten?
Laut einem Sprecher der Pariser Feuerwehr spielte der Wind eine entscheidende Rolle. Beim Zusammenbruch von Gebäudeteilen habe die plötzliche Luftzufuhr die Flammen zusätzlich verstärkt.
Auch die Höhe der Kathedrale hatte die Löscharbeiten erschwert. Es mussten spezielle Vorrichtungen zur Verlängerung der Feuerwehr-Leitern installiert werden, um die Türme zu erreichen.
Löschflugzeuge, wie von US-Präsident Trump vorgeschlagen, konnten aufgrund der Fragilität des Gebäudes nicht eingesetzt werden. Durch den Druck des Wassers hätte die Kirchenkonstruktion sonst einstürzen und die tonnenschweren Glocken abstürzen können.
Was wurde zerstört?
Die Feuerwehr sprach noch in der Nacht von "dramatischen Schäden", das Schlimmste sei aber verhindert worden, teilte Frankreichs Präsident Emanuel Macron später mit. Die Feuerwehr war während des Brandes in großer Sorge um die beiden Türme des massiven Baus. Priorität der Arbeiten sei es gewesen, ihre Struktur zu schützen, sagte ein Sprecher. Das gelang. Der Spitzturm des Mittelschiffs war allerdings in der Nacht eingestürzt.
Über den Zustand der Fenster an der Süd- und Westfassade ist noch nichts bekannt. Unklar ist auch, wie es um die berühmte Orgel auf der Westempore der Kirche steht.
Was wurde gerettet?
Das goldene Kreuz von Notre-Dame im Inneren der Kathedrale dürfte unversehrt sein. Auch die wichtigsten Reliquen, etwa die Dornenkrone, die Jesus bei seier Kreuzigung getragen haben soll und andere Gegenstände seien vorläufig im Pariser Rathaus untergebracht worden, vermeldete die Pariser Feuerwehr.
Auch das Rosenfenster an der Nordfassade des Kirchenschiffs konnte bewahrt werden, andere gothischen Rosettenfester wurden beschädigt, sollen laut einem Glashistoriker aber restauriert werden können.