Neuer Feiertag "Juneteenth" sorgt in den USA für Chaos
Die schnelle Einführung des neuen US-Nationalfeiertags "Juneteenth" zur Erinnerung an das Ende der Sklaverei ist etwas holprig verlaufen.
Nachdem Präsident Joe Biden den landesweiten Feiertag am Donnerstag offiziell gemacht hatte, blieben schon am Freitag viele Schulen, Bundesbehörden, Gerichte, Botschaften und Konsulate geschlossen. Eltern mussten kurzfristig eine Betreuung für ihre Kinder organisieren, zahlreiche Behördentermine wurden gestrichen.
Vielen Menschen war vollkommen unklar, welche Einrichtungen öffnen oder geschlossen bleiben. "Sind Banken und Postfilialen geschlossen?", fragte etwa der Fernsehender ABC und versuchte für seine Zuschauer, etwas Ordnung ins Chaos zu bringen. "'Juneteenth' ist jetzt ein bundesweiter Feiertag. Was bedeutet das in diesem Jahr für Arbeiter?", fragte der Sender NBC.
Freitag statt Samstag
Biden hatte am Donnerstagnachmittag mit seiner Unterschrift ein kurz zuvor vom Kongress beschlossenes Gesetz in Kraft gesetzt, das den 19. Juni - "Juneteenth" ist ein Schachtelwort aus den englischen Wörtern für Juni und 19 - zu einem landesweiten Feiertag macht.
Weil der 19. Juni in diesem Jahr auf einen Samstag fällt, erklärte die US-Behörde für Personalmanagement kurzerhand, die meisten Bundesbediensteten bekämen den Freitag frei.
In den USA bekommen Angestellte in der Regel einen Montag oder Freitag frei, wenn ein Feiertag auf das Wochenende fällt. Gerichtsverhandlungen wurden deswegen am Freitag kurzfristig verschoben, die Gesundheitsbehörde CDC vertagte eine Sitzung zur Corona-Pandemie, und im Ausland wurden Konsulatstermine gestrichen.
"Habt ein schönes Wochenende"
Viele private Arbeitgeber zogen nach. Und so verschickte ein Kindergarten nahe der Hauptstadt Washington am Donnerstag nur Minuten vor Mitternacht eine E-Mail mit dem Inhalt: "Liebe Eltern, wir werden morgen anlässlich des bundesweiten Feiertages 'Juneteenth' geschlossen bleiben. (...) Habt ein schönes Wochenende!"
Am 19. Juni 1865 - zwei Monate nach der Kapitulation der Südstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg - hatte ein Nordstaaten-General in Galveston im Bundesstaat Texas die Freilassung aller Sklaven verkündet.
Präsident Abraham Lincoln hatte zwar bereits zweieinhalb Jahre zuvor mit der sogenannten Emancipation Proclamation die Freilassung aller Sklaven in den abtrünnigen Südstaaten angeordnet. Das konnte aber erst nach Ende des Bürgerkriegs durchgesetzt werden. Deswegen hat der 19. Juni 1865 eine wichtige symbolische Bedeutung.
Debatte über Rassismus
"Juneteenth" war bereits in einigen Bundesstaaten ein Feiertag und wurde lange Zeit vor allem von Afroamerikanern begangen. Der Tag bekam nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten in Minneapolis im Mai 2020 eine größere Beachtung. Der Fall Floyd hatte in den USA eine neue landesweite Debatte über Rassismus und das Erbe der Sklaverei entfacht.