Mosambik: Die Hilfe für die Zyklon-Opfer läuft voll an
Von Walter Friedl
Das „Binnenmeer“ von der Größe Luxemburgs zieht sich in den betroffenen Regionen Mosambiks langsam zurück, die Cholera kommt. Und die Not wird noch für Monate und Jahre bleiben.
Denn die Schneise, die der Zyklon „Idai“ durch das afrikanische Land und die Nachbarstaaten Simbabwe sowie Malawi gezogen hat, ist verheerend: An die zwei Millionen Menschen sind betroffen, Zehntausende Häuser sind zerstört, mindestens 500.000 Menschen obdachlos, die Ernten auf einer Fläche von mindestens 500.000 Hektar vernichtet. Und bisher sind rund 450 Todesopfer bestätigt.
„Stadt ohne Dächer“
„Die Zahl muss sicher nach oben korrigiert werden. Ganze Dörfer wurden weggeschwemmt. Vielerorts werden die Leichen aus Angst vor Seuchen schnell beerdigt und gar nicht gezählt“, sagt Jan Wiesenmüller von der österreichischen entwicklungspolitischen NGO „Horizont 3000“ im KURIER-Telefonat. Der Deutsche setzt mit der heimischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (ADA) in der Region um die devastierte Stadt Beira Hilfsprojekte um.
„Hier sind 95 Prozent der Unterkünfte ganz oder teilweise zerstört, man nennt Beira jetzt ,Stadt ohne Dächer’“, sagt der 59-Jährige, der den Monstersturm unbeschadet in seinem verbarrikadierten Haus überlebte. Spitäler, Schulen, Supermärkte, Behördengebäude – alles wurde ein Raub des Zyklons.
Wenigstens funktioniere die Wasserversorgung Beiras wieder (mittels vier riesiger Generatoren, die sauberes Trinkwasser in die Stadt pumpen). Das Mobilnetz sei ebenfalls wieder halbwegs stabil, was die Arbeit der internationalen Hilfsorganisationen erleichtere, die nun voll angelaufen sei.
Auch Österreich ist dabei, mit der Aktion „Nachbar in Not Mosambik“, unter deren Dach CARE, Caritas, Diakonie, Hilfswerk International, Malteser, Rotes Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe ihre Kräfte bündeln (Spendenkonto: IBAN: AT21 2011 1400 4004 4003).
Notversorgung per Helikopter
„Besonders dramatisch ist die Lage weiter im Hinterland“, betont Wiesenmüller, „da gibt es immer noch weite Teile, die nur aus der Luft zu erreichen sind. Hier erfolgt die Nothilfe für die Menschen per Helikopter.“
Der Afrika-Experte ortet derzeit die Cholera als eine der größten Gefahren: „Viele haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, so es eine Kanalisation gab, ist sie zumindest beschädigt, und in den Straßen gärt der Müll vor sich hin – ein fataler Mix.“ Die gesamte Familie eines Mitarbeiters von ihm leide bereits an der Durchfallerkrankung, die unbehandelt schnell zum Tod führt.
Schon 150 Cholera-Fälle
Die Weltgesundheitsorganisation hat schon rund 150 Fälle bestätigt und will rasch fast eine Million Impfdosen in das Katastrophengebiet senden.
Österreichs Caritas-Präsident Michael Landau und sein Auslandshilfe-Chef Christoph Schweifer richteten indes einen emotionalen Hilfsappell an ihre Landsleute: „Es ist eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes und ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Menschen in Afrika sind unsere Nachbarn und brauchen unsere Hilfe. Es geht auch um den Geist des Füreinander-Einstehens.“