Chronik/Welt

Die Lage in Marokkos Erdbebengebiet bleibt schwierig

In den Erdbebengebieten von Marokko ist die Versorgungslage für die traumatisierten Überlebenden weiter sehr problematisch. Die Menschen, von denen viele durch das Beben obdachlos wurden, müssen dringend mit Lebensmitteln und Wasser versorgt werden.

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Während sich Soldaten und internationale Helfer zuletzt nur langsam zu den zerstörten Dörfern im Atlasgebirge vorkämpften, wird in den Katastrophengebieten für Mittwoch und Donnerstag leichter Regen erwartet.

Regen könnte Rettung in Marokko behindern

Selbst leichte Niederschläge könnten die Rettungs- und Hilfsbemühungen in der am stärksten betroffenen Region im Atlasgebirge "behindern und auch die Bewohner gefährden, die seit Freitag ohne Unterkunft sind", berichtete das marokkanische Nachrichtenportal Hespress. Das Wetteramt dementierte Gerüchte über bevorstehende heftige Regenfälle.

In einem Zeltlager des marokkanischen Innenministeriums in Asni südlich von Marrakesch kamen unterdessen viele Überlebende des Bebens unter. Die meisten Menschen hier haben alles verloren - auch Angehörige. Den jüngsten Zahlen des Innenministeriums zufolge kamen mehr als 2.900 Menschen ums Leben. Bisher seien mit Stand vom Dienstagmittag 5.530 Verletzte gezählt worden.  Ein Großteil der Opfer sei bereits begraben.

Am fünften Tag nach dem schweren Beben schwindet die Hoffnung zunehmend, unter den Trümmern noch Überlebende zu finden. Dutzende Dörfer seien zerstört, berichtete die marokkanische Nachrichtenseite Hespress.

Mehr als 300.000 Menschen in Marrakesch und Umgebung betroffen

Die Einwohner müssten nicht nur die Toten bergen und begraben, es mangele auch an Lebensmitteln und Wasser, hieß es. Das Beben vom späten Freitagabend war das schlimmste seit Jahrzehnten in Marokko. Es hatte eine Stärke von 6,8.

König Mohammed VI. ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300.000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten von dem Unglück betroffen.

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Steigendes Risiko von Krankheiten

Der Einsatzleiter eines britischen Hilfstrupps warnte im Sender BBC vor einem steigenden Risiko von Krankheiten, wenn sich die Hilfe weiter verzögere. Die Einsatzkräfte versuchten unterdessen weiter, in entlegene Bergdörfer vorzudringen. Mit schwerem Gerät wie Bulldozern mussten in dem zerklüfteten Gelände Straßen von Geröll befreit werden, damit Krankenwagen nach Erdrutschen durchkommen.

Die marokkanische Regierung steht angesichts dieser verzweifelten Situation in den Katastrophengebieten unter wachsendem Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen. Bisher hat Marokko nur Unterstützung aus vier Ländern akzeptiert - Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Beamte des Landes rechtfertigten dies damit, dass es ihrer Einschätzung nach zu chaotisch wäre, wenn plötzlich Teams aus der ganzen Welt in Marokko eintreffen würden.

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Seit dem Abflauen der Corona-Pandemie sind sie wieder da: Unzählige Touristen aus aller Welt, die die Sehenswürdigkeiten Marrakeschs bestaunen wollen. Knapp zwei Millionen Gäste zählte die alte marokkanische Königstadt jedes Jahr vor der Pandemie. Seit Jahrzehnten stehen die Altstadt und die weltberühmte Koutoubia-Moschee, auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Das Minarett  der Moschee ist das Wahrzeichen der Stadt und des gesamten Landes. Die über tausend Jahre alte Metropole hatte sich von der Pandemie endlich völlig erholt – da kam in der Nacht auf Samstag der nächste Schock: das stärkste Erbeben, das je in Marokko gemessen wurde.

Das könnte die wieder auf Rekordkurs liegenden Tourismuszahlen einbrechen lassen. 2019 hatte Marokko rund 13 Millionen Touristen gezählt. Zu Jahresmitte waren es heuer bereits wieder 6,5 Millionen ausländische Gäste. Auch bei Österreichern ist Marokko ein immer beliebteres Reiseziel. Derzeit befinden sich etwa 250 österreichische Urlauber im  Land.  

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Am Sonntag flog eine Spezialeinheit des spanischen Militärs in das nordafrikanische Land. 56 Mitglieder der Militärischen Nothilfe-Einheit UME hätten am Sonntag in Saragossa zusammen mit vier Suchhunden eine Transportmaschine vom Typ A400 bestiegen, teilte das Verteidigungsministerium auf Twitter (X) mit. Zuvor hatte das nordafrikanische Land eine formelle Bitte um Beistand an Spanien gerichtet, wie spanische Medien übereinstimmend berichteten.

 Während etwa deutsche Hilfsorganisationen wie das Technische Hilfswerk (THW) am Sonntag ihre Bereitschaft in Erwartung nach bisherigem Ausbleiben eines Hilfsersuchens zurückfuhren, hielten andere Länder ihre Hilfsangebote weiterhin aufrecht. Das österreichische Außenministerium unterstrich am Sonntagnachmittag nochmals auf APA-Anfrage helfen zu wollen.

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270 Personen aus Österreich in Marokko

Laut dem österreichischen Außenministerium halten sich in Marokko aktuell rund 270 Personen aus Österreich (Stand Dienstagnachmittag) auf. "Wir haben glücklicherweise weiterhin keine Infos dazu, dass jemand von ihnen verletzt wurde", sagte eine Sprecherin. Das Außenministerium sei in ständigem Kontakt mit den Österreicherinnen und Österreichern, hieß es. Man leiste Unterstützung bei der Suche nach Transportmöglichkeiten sowie bei Fragen rund um die Sicherheit in Marokko.

Der Generalsekretär des österreichischen Roten Kreuzes, Michael Opriesnig, richtete am Sonntag einen Appell an alle hilfswilligen Menschen in Österreich. "Sehr viele Menschen aus Österreich und Deutschland melden sich bei uns und wollen helfen. Allerdings raten wir momentan davon ab, ins betroffene Gebiet zu reisen", sagte er. "Die Gefahr ist zu groß und Menschen von außen, die untergebracht und verköstigt werden müssen, stellen eine zusätzliche Belastung für Hilfsorganisationen dar." Finanzielle Unterstützungen an professionelle NGOs oder lokale Initiativen würden die Betroffenen in Marokko am besten unterstützen, hieß es. Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) gab am Sonntag zudem rund eine Million Schweizer Franken (umgerechnet 1,05 Millionen Euro). Erneute Spendenaufrufe kamen am Sonntag auch von der Caritas sowie dem Hilfswerk.

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Heftigste Beben: Das stärkste je gemessene Erdbeben  – 9,5 auf der Richterskala ereignete sich 1960 in Chile. 1.655 Menschen starben damals, fast die Hälfte davon bei einem Tsunami.

2023 in der Türkei: Anfang Februar bebte die Erde mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala  im Grenzgebiet  zur Syrien – 56.700 Menschen kamen ums Leben. Das bis dato jüngste Beben in der Türkei: 4. September, südlich von Izmir, 4,8 auf der Richterskala. 

Höchste Opferzahl: Eines der verheerendsten Beben in der Menschheitsgeschichte ereignete sich  1976 in Tangshan, in der chinesischen Provinz Hebei:  650.000 Menschen starben.