Hochwasser in Osteuropa: Kampf gegen die Fluten von Polen bis Rumänien
Tausende Einsatzkräfte kämpfen derzeit in den Hochwassergebieten in Osteuropa gegen die Fluten - eine Entspannung der Lage ist in vielen Regionen nicht in Sicht. In Tschechien gilt für zahlreiche Pegel weiter höchste Alarmstufe. In der benachbarten Slowakei ist der Wasserstand der Donau in Bratislava weit über dem Normalwert, und in Polen stehen ganze Landstriche unter Wasser, zuletzt kämpften Kräfte gegen einen Dammbruch in der Stadt Nysa, 90 Kilometer südlich von Breslau.
"Nysa wurde vor dem Schlimmsten bewahrt", sagte die Chefin der Gebietsadministration, Monika Jurek. Mittlerweile gehe der Wasserstand in der Glatzer Neiße zurück. In der Kleinstadt rund 90 Kilometer südlich von Breslau hatten sich in der Nacht auf Dienstag dramatische Szenen abgespielt. Die angeschwollenen Wassermassen der Glatzer Neiße, eines Nebenflusses der Oder, drohten einen Deich zu durchbrechen, der die Innenstadt schützt. Rund 60 Feuerwehrleute und 200 Soldaten des Heimatschutzes waren im Einsatz, um den Deich zu verstärken. Von Hubschraubern wurden große Säcke mit Füllmaterial abgeworfen. Auch 2.000 Einwohnerinnen und Einwohner halfen freiwillig mit.
Deiche gesprengt? Falschinfos in den sozialen Medien
Indes warnte die Stadtverwaltung von Breslau die Bevölkerung vor Falschinfos in den sozialen Medien. Im Netz sei etwa zu lesen, dass die Deiche demnächst gesprengt würden, teilte die Stadtverwaltung auf sozialen Medien mit. Auch kursierten die Fake News, dass das Leitungswasser in der Stadt vergiftet sei, und dass "Tausende Menschen zwangsweise evakuiert und ins Stadion gebracht" würden, hieß es weiter. All dies entspreche nicht den Tatsachen. Die polnische Stadt appellierte an die Bürger, nur Informationen der lokalen Medien und der örtlichen Behörden zu vertrauen.
In Breslau kam erneut der Krisenstab mit Regierungschef Donald Tusk zusammen. Tusk sagte, es gebe derzeit sehr widersprüchliche Prognosen der Meteorologen dazu, wann das Hochwasser die Stadt Breslau erreichen könne. Zunächst hatte es geheißen, dass die Flutwelle in der Oder am Mittwoch auf Höhe der Stadt ankommt. Mittlerweile ist von Freitag die Rede. Dies müsse noch genau analysiert werden, forderte Tusk. Beim Oderhochwasser 1997 stand Breslau zu einem Drittel unter Wasser.
Hilfskräfte in Tschechien und der Slowakei im Dauereinsatz
Im tschechischen Usti nad Labem wird die Scheitelwelle der Elbe erst am Dienstagabend erwartet. In Südböhmen droht der rund sechs Quadratkilometer große Rosenberg-Fischteich überzulaufen. Mindestens drei Menschen starben bereits wegen der Überschwemmungen. 2.000 Soldatinnen und Soldaten stehen in den Katastrophengebieten im Einsatz.
In der Slowakei bereitet vor allem der Wasserstand der Donau den Menschen Sorgen. Die Scheitelwelle des Flusses erreichte die Hauptstadt Bratislava, rund 50 Kilometer östlich von Wien. Es wurde ein Höchststand von rund 9,7 Metern über dem örtlichen Pegel-Nullpunkt gemessen. Normalerweise sind es rund zwei Meter. Die Uferflächen standen unter Wasser, Hochwasserschutzwände schützten die historische Altstadt. Im Zoo wurden Tiere in Sicherheit gebracht. Im Außenbezirk Devinska Nova Ves mussten Menschen ihre Wohnungen verlassen. Umweltminister Tomas Taraba schätzte die Schäden in der Slowakei auf mindestens 20 Millionen Euro.
Deutschland rüstet sich vor Flut
Deutschland rüstet sich vor den Fluten aus den Nachbarländern. Der Pegelstand der Elbe in Sachsen steigt bereits seit Tagen. In der Elbe in Dresden nähert sich der Pegelstand in langsamen Schritten der Sechs-Meter-Marke. Das Wasser stand am Pegel Dresden am Vormittag bei knapp 5,90 Metern, wie aus Daten des sächsischen Hochwasserzentrums hervorging. Demnach könnte noch die Alarmstufe 3 erreicht werden, die an dem Pegel ab gut sechs Metern Wasserstand gilt - normal sind 1,42 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter. In Bayern sollten am Mittag die Dauerregenfälle langsam aufhören.
Auch Brandenburg rechnet mit Hochwasser. Ab Mitte der Woche mache ein Anstieg des Wassers in der Oder die größte Sorge, sagte Sebastian Gold vom Technischen Hilfswerk dem Sender RBB-Inforadio. Die Lage sei aber noch unklar, man richte sich auf alles ein. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt wird für einige Oder-Regionen wie in Ratzdorf, Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder) ab Mittwoch oder Donnerstag voraussichtlich die Hochwasser-Alarmstufe 1 ausgerufen. Das bedeutet, dass Gewässer über ihre Ufer treten.
Sieben Todesopfer in Rumänien
In den Überschwemmungsgebieten im Osten Rumäniens sind mittlerweile Aufräumarbeiten im Gange. Etwa 6.000 Häuser in zumeist abgelegenen Dörfern waren von den Fluten erfasst worden, viele wurden völlig zerstört. Tausende Menschen haben all ihren Besitz verloren.
Weiterhin muss Wasser abgepumpt und Schlamm beseitigt werden. Die Feuerwehrzentrale schickte aus dem ganzen Land 1.000 zusätzliche Helfer in die Region. Im Einsatz sind außerdem hunderte Soldaten. Geplant ist zudem, dass Strafgefangene aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Galati zum Helfen herangezogen werden.