Chronik/Welt

Große Gesten, leere Drohungen gegen Brasiliens Brandstifter

Großflächige Ermittlungen gegen die Organisatoren der Brandstiftungen im Amazonasgebiet: So lauten zumindest die Ankündigungen der brasilianischen Polizei. Zu groß war der internationale Druck geworden, seit klar ist, dass weniger Missgeschick und Naturgewalten, sondern strategische Planung für die Feuer verantwortlich ist, die den Regenwald des Amazonas vernichten.

Am sogenannten „Tag des Feuers“ am 10. August waren mehr als die Hälfte aller Brände seit Jahresbeginn ausgebrochen. Im Bundesstaat Pará hatten sich etwa mehr als 70 Personen in einer WhatsApp-Gruppe dazu verabredet, große Flächen entlang der Landstraße BR-163 in Brand zu stecken.

Ziel der koordinierten Aktion sei gewesen, den rechten Präsidenten Jair Bolsonaro bei seinem Plan zu unterstützen, die Umweltkontrollen zu lockern, hieß es in einem Bericht von Globo Rural. Nach Einschätzung von Naturschützern werden die meisten Brände von Farmern gelegt, die sich damit neue Weideflächen für ihr Vieh schaffen wollen.

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„Kriminelle Brandstiftung im Amazonasgebiet wird hart bestraft“, ergänzte nun Justizminister Sérgio Moro die Ankündigungen der brasilianischen Polizei. Eine späte Kehrtwende unter wachsendem Druck. In Rio de Janeiro ist es bereits zu heftigen Protesten gegen den Präsidenten Jair Bolsonaro gekommen. Die Demonstranten skandierten: „Der Amazonas bleibt, Bolsonaro geht.“ Populäre brasilianische Künstler schließen sich den Protesten an.

Bolsonaro selbst setzte mit großer Geste die Armee in Marsch, um bei der Brandbekämpfung zu helfen. 43.000 Soldaten sind in den sieben betroffenen Bundesstaaten im Einsatz, allerdings nur zwei Armeelöschflugzeuge.

Macho-Spielchen

Bolsonaro gönnte sich am Wochenende unterdessen ein Macho-Spielchen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und seiner Frau Brigitte. Er machte sich am Sonntag einen Facebook-Beitrag zu eigen, in dem ein Nutzer über das Aussehen von Brigitte Macron herzieht und die Differenzen zwischen Macron und Bolsonaro mit dem „Neid“ des Franzosen auf die 37-jährige Frau Bolsonaros erklärt. Brasiliens Präsident setzte einen belustigten Kommentar unter den Post und schrieb: „Demütige den Typen nicht.“

Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP, ob der Kommentar von Bolsonaro selbst abgegeben wurde, wollte sich sein Sprecher nicht äußern. Auch Brasiliens Bildungsminister griff in die unterste Schublade und nannte Macron „einen opportunistischen Schweinehund“, der bei den Waldbränden „nicht auf der Höhe“ sei.