Chronik/Welt

Ghislaine Maxwell: Epsteins Helferin als Kronzeugin

Ghislaine Maxwell, frühere Freundin und Geschäftspartnerin von Jeffrey Epstein, könnte im Missbrauchsskandal zur Kronzeugin werden. Der 58-Jährigen drohen wegen Verführung Minderjähriger zu illegalen Sexhandlungen bis zu 35 Jahre Haft. Wenn sie mit der Staatsanwaltschaft kooperiert, könnte ihre Strafe im Falle einer Verurteilung geringer ausfallen.

Einer der wichtigsten Zeugen in diesem Fall ist Prinz Andrew, den das New Yorker Gericht endlich anhören will. Seine früher enge Freundin Maxwell, die ihn mit Epstein bekannt gemacht haben soll, könnte ihn allerdings noch schwer in die Bredouille bringen, wenn Maxwell die Aussagen eines damals zu jungen Mädchens bestätigt. Dieses gab an, zu Sexhandlungen mit dem Sohn der Queen gezwungen worden zu sein.

„Entscheidende Rolle“

Heute, Dienstag, wird Ghislaine Maxwell erstmals per Video aus ihrer Zelle in New York dem Gericht zugeschaltet. Die Anwälte der 58-Jährigen wollen für sie eine Fußfessel herausverhandeln gegen fünf Millionen Dollar Kaution und die Abgabe ihrer drei Pässe. Maxwell ist Britin, Französin und US-Amerikanerin. Ihr Vermögen wird auf rund 20 Millionen Dollar geschätzt, dazu gehört ein Stadthaus in London, in dem auch Prinz Andrew übernachtet haben soll. Es soll dem Gericht als Pfand überantwortet werden. Daher bestünde auch gar keine Fluchtgefahr.

Der Missbrauch von Frauen und Mädchen, von denen eines nur 14 Jahre alt gewesen sein soll, habe hauptsächlich in Epsteins Anwesen in New York, Palm Beach und Santa Fe sowie in Maxwells Wohnsitz in London stattgefunden. Maxwell gehörte laut Staatsanwaltschaft zu Epsteins „engsten Verbündeten“ und spielte eine „entscheidende Rolle“ bei seinen Vorlieben für Teenager. Sie soll die jungen Mädchen für ihn ausgewählt und teilweise brutal „abgerichtet“ haben. Die Anklagepunkte beziehen sich auf die Jahre 1994 bis 1997.

Ihre Anwälte und vor allem ihre Londoner Freunde versuchen, Ghislaine als Opfer darzustellen. In der Daily Mail behauptete ein Freund, dass Maxwell immer eine ganz Liebe gewesen sei und keinesfalls die „Cruella“ aus den „101 Dalmatinern“, als die sie hingestellt werde.

Fast perfektes Versteck

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Die jüngste Tochter der Verlegenlegende Robert Maxwell hatte sich nach Epsteins Suizid in seiner Zelle im Sommer 2019 komplett zurückgezogen. Beamte des FBI verhafteten sie Anfang Juli in einem abgelegenen Haus in Bradford im nordöstlichen Bundesstaat New Hampshire. Dieses Haus am Ende einer Sackgasse mitten im Wald hatte sie im Dezember um eine Million Dollar in bar gekauft. Offizieller Käufer war eine Tarnfirma namens Tuckedaway – auf Deutsch Versteck. Laut FBI „ein wunderschönes Anwesen“ mit vier Badezimmern und vier Schlafzimmern auf einem riesigen Grundstück.

Ghislaine Maxwell weist alle gegen sie erhobenen Vorwürfe weit von sich: Sie habe sich gar nicht versteckt, sondern wollte nur der unerbittlichen und aufdringlichen Presse entfliehen. Mit Epstein hätte sie seit mehr als zehn Jahren gar keinen Kontakt mehr gehabt.