Chronik/Welt

Weil er mit ihrer Schwester über Sex sprach: Brüder töten 15-Jährigen

Nach einem tödlichen Angriff auf einen 15-Jährigen in Frankreich ermittelt die Justiz gegen vier Verdächtige, unter ihnen drei Minderjährige. Alle befinden sich in Polizeigewahrsam.

Einer von ihnen habe die Polizei zunächst auf eine falsche Fährte gelockt, sagte der Bürgermeister von Viry-Châtillon, Jean-Marie Vilain, am Montag: "Er war noch am Tatort und hat der Polizei gesagt, dass er drei oder vier Menschen habe fliehen sehen", berichtete der Bürgermeister im Radio.

Die Brüder wollten den 15-Jährigen "bestrafen"

Bei den Verdächtigen handelt es sich demnach um einen 20-Jährigen, seinen 17 Jahre alten Bruder sowie zwei weitere 17-Jährige. Drei von ihnen waren der Polizei bereits bekannt. Nach ersten Ermittlungsergebnissen hatten die beiden Brüder den 15-jährigen Shemseddine dafür "bestrafen" wollen, dass er mit ihrer 15 Jahre alten Schwester über Sex geredet habe.

Die Brüder hätten "aus Angst um den Ruf des Mädchens und den ihrer Familie" mehrere Burschen angewiesen, nicht mehr mit der 15-Jährigen in Kontakt zu treten, sagte Staatsanwalt Grégoire Dulin. Als sie erfuhren, dass Shemseddine "damit prahlte, frei mit ihr sprechen zu können", hätten sie sich mit zwei Bekannten zur Schule des Jugendlichen in Viry-Châtillon südlich von Paris begeben.

Ermittlungen gegen das Mädchen, das im Zentrum des Streits stand

In der Eingangshalle eines nahe gelegenen Wohnhauses sei es dann zu einer Auseinandersetzung gekommen, bei der Shemseddine zusammengeschlagen wurde. Der 20-Jährige habe den Rettungsdienst gerufen, dann aber falsche Angaben zu den angeblichen Tätern gemacht, erklärte die Staatsanwaltschaft. Das Opfer wurde ins Krankenhaus gebracht und erlag am Freitag seinen Verletzungen. Es soll am Dienstag bestattet werden.

Die Justiz ermittelt auch gegen das Mädchen, das im Zentrum des Streits stand. Die Jugendliche war laut Staatsanwaltschaft nicht bei der Tat anwesend, habe aber gewusst, was ihre Brüder vorhatten. Sie steht daher im Verdacht, eine Straftat nicht verhindert zu haben. Die 15-Jährige wurde vorläufig in einer Einrichtung für Jugendliche untergebracht.

Zu einem schrecklichen Vorfall kam es auch in Montpellier

Es war die zweite schwere Gewalttat unter Schülern innerhalb einer Woche. Am Dienstag war eine 13-Jährige im südfranzösischen Montpellier so heftig verprügelt worden, dass sie ins Koma fiel. Sie ist inzwischen aus dem Koma erwacht, hat aber nach Angaben ihrer Ärzte "schwere Verletzungen". Drei Jugendliche im Alter zwischen 14 und 15 Jahren wurden als mutmaßliche Täter festgenommen. Gegen alle drei wird wegen versuchten Mordes ermittelt. 

Ersten Erkenntnissen zufolge hatten sich das Opfer und die drei Tatverdächtigen vor der Prügelattacke gegenseitig in Online-Netzwerken beleidigt.