Ein bisschen Krawall, viel Abstand: So "feierte" die Welt den 1. Mai
Millionen Menschen gehen traditionell weltweit zum Tag der Arbeit auf die Straßen, doch wegen der Corona-Pandemie gestaltete sich der 1. Mai diesmal deutlich anders als sonst: In vielen Ländern verlegten die Gewerkschaften am Freitag ihre Aktivitäten ins Internet, nur wenige Demonstranten wagten sich wirklich auf die Straßen. In der Türkei und auf den Philippinen kam es zu Festnahmen.
In Frankreich wollten die Menschen außer mit virtuellen Kundgebungen im Internet den Tag mit Gesängen und Töpfeschlagen auf den Balkonen begehen.
In Istanbul versuchten Gewerkschafter und einige Abgeordnete der Opposition, trotz einer dreitägigen Ausgangssperre wegen der Corona-Epidemie zu einer kleinen Kundgebung zum Taksin-Platz in Istanbul zu marschieren. Rund zwei Dutzend von ihnen wurden nach Angaben eines AFP-Fotografen von der Polizei festgenommen.
Ohne Zwischenfälle verlief in Griechenland eine Kundgebung von Hunderten Mitgliedern der kommunistischen Gewerkschaft Pame vor dem Parlament in Athen. Rote Klebestreifen auf dem Boden sorgten dafür, dass die Demonstranten den gebührenden Abstand voneinander hielten. Viele hatten ihre Gesichter mit roten Schals verhüllt oder trugen Masken mit Botschaften der Solidarität für das Personal in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Trotz Missachtung der Corona-Einschränkungen verzichtete die Polizei auf Festnahmen.
Auch auf den Philippinen trotzten kleinere Gruppen dem Versammlungsverbot, um finanzielle Hilfen der Regierung zu fordern. Die Polizei nahm mehrere Demonstranten fest. Nach den Worten des Gewerkschafters Jerome Adonis sind rund 23 Millionen Menschen im Land wegen der Epidemie "ohne Arbeit und ohne Bezahlung" und deshalb vom Hunger bedroht - gleichzeitig aber drohe ihnen die Verhaftung, wenn sie auf der verzweifelten Suche nach Abhilfe die Quarantäne-Bestimmungen missachteten.
In Indonesien protestierten die Gewerkschaften im Internet gegen ein neues Gesetz, das Entlassungen erleichtern soll. Ihr Dachverband organisierte zudem Spendensammlungen, um gefeuerte Arbeiter mit Lebensmitteln zu versorgen und deren Kollegen, die noch in den Fabriken beschäftigt sind, mit Schutzmasken auszurüsten.
In Hongkong patrouillierten mit Tränengas und Gummigeschoßen ausgerüstete Polizisten in den Straßen, nachdem Pro-Demokratieaktivisten trotz des Versammlungsverbots Massenkundgebungen angekündigt hatten. Außer den Antiaufruhr-Einheiten war aber kaum ein Mensch zu sehen.