Corona-Hotspot Indien: 400.000 Fälle in 24 Stunden
Die Schreckensmeldungen aus Indien reißen nicht ab. Bei einem Brand in einem Krankenhaus im westindischen Bundesstaat Gujarat kamen in der Nacht auf Samstag mindestens 18 mit dem Coronavirus infizierte Patienten ums Leben. Weitere 50 Menschen seien am frühen Samstagmorgen von Einheimischen und Feuerwehrleuten aus dem vierstöckigen Welfare Hospital in der Stadt Bharuch gerettet worden, berichtete die Zeitung Times of India unter Berufung auf die Polizei. Sie seien in andere Krankenhäuser gebracht worden.
Ein kleiner Zwischenfall angesichts des Chaos, in dem sich Indien derzeit wiederfindet. Indien hat als weltweit erstes Land mehr als 400.000 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages verzeichnet. Binnen 24 Stunden seien 401.993 Fälle gemeldet worden, teilte das indische Gesundheitsministerium am Samstag mit.
Allein seit Anfang April wurden rund sieben Millionen Ansteckungen verzeichnet. Die ohnehin schon schlecht ausgestatteten Krankenhäuser sind komplett überlastet.
Rare Impfungen
Zugleich berichteten mehrere indische Bundesstaaten, dass ihnen die Impfdosen ausgehen. Nach dem Plan der Regierung sollen sich von diesem Samstag an eigentlich alle Erwachsenen impfen lassen können. Dem Land, das auch als "Apotheke der Welt" bekannt ist und selbst massenhaft Corona-Impfstoff herstellt, fehlt es jedoch an Impfstoffen. In der Hauptstadt Neu Delhi ist unklar, wann wirklich alle Menschen über 18 Jahren geimpft werden. In der Finanzmetropole Mumbai wurden am Freitag die Impfzentren für mindestens drei Tage geschlossen.
Bisher erhielten weniger als zehn Prozent der Inder mindestens eine Impfdosis. Etwa zwei Prozent sind vollständig geimpft. Die Gesamtzahl der Corona-Infektionen liegt inzwischen bei mehr als 18,7 Millionen. Zudem starben seit Beginn der Pandemie mehr als 200.000 Menschen in Verbindung mit dem Virus.
Die USA kündigten am Samstag an, Einreisebeschränkungen für Indien einzuführen. Das US-Außenministerium hatte amerikanischen Staatsbürgern bereits am Donnerstag die Ausreise aus dem Land nahegelegt. Zugleich wurde die freiwillige Ausreise von Familienmitgliedern amerikanischer Mitarbeiter der diplomatischen Vertretungen in Indien genehmigt.
Erster Verdachtsfall in Österreich
In Österreich wurde am Freitag der erste Verdachtsfall auf eine Coronavirus-Infektion mit der indischen Virusvariante bekannt. Die genaue Sequenzierung steht noch aus. Betroffen ist eine im Flachgau lebende Inderin, die vorige Woche nach einem Heimataufenthalt nach Salzburg zurückgekehrt ist, sagte Franz Wieser, der Sprecher des Landes, zur APA.
In Österreich gilt aktuell eine "Sonderbestimmung für Brasilien, Indien und Südafrika" bei der Einreise aus einem dieser Länder. Einreisende aus diesen Ländern müssen ein ärztliches Zeugnis oder ein Testergebnis mitführen und bei einer Kontrolle vorlegen. Kann das ärztliche Zeugnis oder das Testergebnis nicht vorgewiesen werden, ist binnen 24 Stunden nach der Einreise, ein molekularbiologischer Test auf SARS-CoV-2 oder Antigen-Test auf SARS-CoV-2 durchführen zu lassen. Zusätzlich ist unverzüglich eine zehntägige Quarantäne anzutreten.
Corona-Comeback
In den ersten drei Monaten des Jahres hatte Indien noch Dutzende Millionen Dosen überwiegend an ärmere Länder exportiert. Der Gesundheitsminister verkündete damals, dass sich Indien im "Endspiel" der Corona-Pandemie befinde. Damals kehrte das Leben wieder mehr oder weniger zur Normalität zurück. Es gab große religiöse Feste und Wahlkampfveranstaltungen. Der neue Anstieg wird auch mit der Virusmutante B.1.617 in Verbindung gebracht.
UNICEF schickte indes 3.000 Sauerstoffkonzentratoren und andere wichtige Hilfsgüter nach Indien. "Die Covid-19-Pandemie überfordert das indische Gesundheitssystem", sagte Yasmin Haque, Leiterin von UNICEF-Indien.
Neben den Sauerstoffkonzentratoren hat UNICEF bereits mehr als 500 High-Flow-Nasenkanülen sowie 85 RT-PCR-Testgeräte geliefert. Darüber hinaus unterstützt UNICEF die Beschaffung und Installation von 25 Sauerstoffanlagen für Krankenhäuser im Nordosten des Landes und in Maharashtra sowie die Installation von mehr als 70 Thermoscannern an verschiedenen Einreisehäfen im ganzen Land. UNICEF-Experten sind in den am stärksten betroffenen Staaten wie Maharashtra im Einsatz, um die staatlichen und lokalen Behörden zu unterstützen.