Chronik/Welt

Weltärztebund-Chef fordert Quarantäne für Ballermann-Urlauber

Menschenmassen, dicht an dicht, drängten sich am Wochenenden durch die Party-Hotspots auf Mallorca. Vor allem deutsche Touristen in Feierlaune, als gäbe es kein Corona: "Chaos", titelte die Regionalzeitung Ultima Hora am Sonntag.

"Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird", sagte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Er hätte auch "Gütersloh" sagen können, aber angesichts der vielen Landsleute, die auf die Abstandsregel von eineinhalb Metern genauso pfiffen, wie auf eine Maske, schien das ablenkende Bild vom Alpen-Wuhan wohl gelegener.

"Die Gefahr einer zweiten Wellen ist real. Wir sollten wachsam bleiben und sollten nicht übermütig werden", warnte Spahn. Frank Winkler, Sprecher des Nachbarschaftsvereins Playa de Palma, wurde gegenüber der ARD-Tagesschau deutlicher: "Ich verstehe diese Art von Touristen nicht, die hierher kommen und einfach so tun, als wäre nie irgendetwas passiert. (...) Es ist einfach verantwortungslos. Und das lässt natürlich die Deutschen auch in einem sehr schlechten Licht dastehen."

Auch zahlreiche Gesundheitsexperten haben umgehend Konsequenzen gefordert, darunter der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebunds, Fank Ulrich Montgomery. Man müsse den Menschen sagen: "Wer heute nach Mallorca fährt, der läuft durchaus Gefahr, wenn er wiederkommt, erst einmal in Quarantäne zu müssen", so Montgomery. Einen "normalen" Urlaub werde es laut ihm in diesem Jahr nicht mehr geben.

Verschärfte Maskenpflicht

Fest steht: Vor Ort hat man bereits reagiert. Zum Schutz vor einer Ausbreitung des Coronavirus tritt auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln ab Montag eine verschärfte Maskenpflicht in Kraft. Der Mund- und Nasenschutz muss auf Anordnung der Regionalregierung in allen geschlossenen öffentlichen Räumen sowie auch auf der Straße und im Freien getragen werden, sobald die Möglichkeit besteht, auf andere Menschen zu treffen.

Am Strand, am Pool sowie beim Sport muss hingegen weiterhin niemand eine Maske tragen. Die Balearen folgen damit dem Beispiel Kataloniens, wo aufgrund von neuen Infektionsherden bereits seit Donnerstag eine verschärfte Maskenpflicht gilt. Mallorca zieht besonders viele deutsche Touristen an, schon vor Spaniens Grenzöffnung durften Mitte Juni wieder Tausende von ihnen auf die Insel.

Wer sich nicht an die Maskenpflicht hält, riskiert dein Bußgeld von 100 Euro. In den ersten Tagen soll es jedoch zunächst nur Ermahnungen geben. Am Freitag wurde ein neuer Strafenkatalog beschlossen, der für illegale Partys in Bars oder Parks Bußgelder bis zu 600.000 Euro vorsieht.

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Erstmals wieder Ausgangsbeschränkung in Spanien

In Spanien gilt erstmals seit Lockerung der Corona-Maßnahmen im Juni wieder eine Ausgangsbeschränkung. Die Menschen in der Stadt Lleida und sieben umliegenden Gemeinden dürfen ab Montag das Haus nur noch zur Arbeit, zum Einkaufen oder wegen dringender Angelegenheiten wie etwa Arztbesuchen verlassen, berichtete die Zeitung La Vanguardia am Sonntag unter Berufung auf die katalanische Regionalregierung.

Damit wurden Maßnahmen in der im Westen Kataloniens gelegenen Region weiter verschärft, die schon seit einer Woche für mehr als 200.000 Menschen gelten. So war das Gebiet, in dem es einen Anstieg der Infektionszahlen gibt, bereits weitgehend von der Außenwelt abgeriegelt worden. Seither kontrolliert die Polizei die Zufahrtsstraßen.

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In den Krankenhäusern im Bereich von Lleida würden inzwischen schon mehr als 100 Covid-19-Patienten behandelt, berichtete La Vanguardia. In ganz Katalonien, wo es auch in der Stadt L'Hospitalet de Llobregat unmittelbar südlich von Barcelona vermehrt neue Corona-Fälle gibt, wurden binnen 24 Stunden am Sonntag 816 neue Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus registriert. Das waren mehr als doppelt so viele wie noch am Samstag, als 361 Fälle gemeldet wurden.

Katalonien im Nordosten Spaniens ist eine der am dichtesten besiedelten Regionen des Landes. Seit vergangenem Montag gilt dort eine Maskenpflicht auch im Freien, die Medienberichten zufolge - wie weiter oben berichtet, ab Montag auch auf den Balearen mit Mallorca - sowie im Laufe der Woche in den Regionen La Rioja und Navarra angeordnet werden soll. Am Ballermann auf Mallorca sorgten Hunderte Touristen für Empörung, die unter Missachtung der Vorsichtsmaßnahmen feierten.

Spanien ist mit knapp 28.400 Corona-Toten und 250.000 Infizierten eines der am schwersten von der Pandemie getroffenen Länder Europas. Landesweit sind die Zahlen seit Mitte Mai stark gesunken. Seit dem Ende der Beschränkungen kommt es aber lokal zu neuen Corona-Ausbrüchen.