Chronik/Welt

Alkolenker raste in Gruppe: Fahrer wollte Opfer wiederbeleben

Nur wenige Meter trennten die jungen Deutschen von ihrem Hotel, doch sie kamen niemals an. Als die Mitglieder der Reisegruppe in der Nacht auf Sonntag aus Deutschland die Hauptstraße in Luttach in Südtirol überquerten, wurden sie vom Auto eines 27-Jährigen erfasst.

Stefan L. soll mit hoher Geschwindigkeit in die Gruppe gerast sein, er hatte 1,97 Promille im Blut. Bei dem Unfall starben sechs Urlauber, elf weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Montagabend erlag schließlich eine junge Deutsche  im Universitätsklinikum Innsbruck ihren schweren Verletzungen. Ein weiteres Opfer befindet sich in kritischem Zustand. Die Gruppe war zuvor im Alpenpub Hexenkessel feiern gewesen, ein Bus hatte sie zurück – in die Nähe ihrer Unterkunft – gebracht.

Am Montag wurde L. ins Gefängnis in Bozen eingeliefert. Anfang der Woche soll er dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Ihm drohen bis zu 18 Jahre Haft. Nach dem Unfall wurden L.’s Handy sowie sein Fahrzeug beschlagnahmt, es muss geklärt werden wie schnell der 27-Jährige unterwegs war.

Stefan L. hatte sich von Freundin getrennt

Zuletzt wurden weitere Details bekannt. So soll L., der aus dem Nachbarort Kiens stammt, nach dem Unfall versucht haben, mehrere Opfer wiederzubeleben. Das sagte er seinem Anwalt, Alessandro Tonno, wie mehrere italienische Medien – unter anderem die Tageszeitung Corriere della Sera – berichteten. Die Menschen waren zum Teil bis zu 30 Meter weit geschleudert worden. L. soll sich zudem eben erst von seiner Freundin getrennt haben. Das habe aber laut Tonno nichts mit dem Unfall zu tun.

Und: L. war laut seinem Anwalt am Weg in den Hexenkessel – eben jenes Lokal, in dem die jungen Deutschen wenige Stunden zuvor gefeiert hatten. Gegenüber seinem Pflichtverteidiger soll er mehrmals gesagt haben, dass er lieber anstelle der Jugendlichen gestorben wäre. L. soll sich zudem bewusst gewesen sein, dass er vor der Fahrt getrunken hatte. Dass er aber derart stark alkoholisiert war, sei ihm nicht klar gewesen. L. musste nach dem Unfall auf der psychiatrischen Abteilung eines Spitals behandelt werden, er hatte Selbstmordabsichten geäußert.

Verwandte am Unfallort

Am Montag haben mehrere Angehörige der getöteten Urlauber die Unglücksstelle besucht. Abgeschirmt von der Polizei hielt sich die Gruppe zunächst in dem Hotel auf, in dem die Skiurlauber untergebracht waren. Anschließend hielten sie kurz an den am Straßenrand stehenden Grablichtern inne.

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Bereits am Sonntagnachmittag waren Verwandte eingetroffen, um die Toten zu identifizieren. Sie mussten notfallpsychologisch betreut werden. Von den Opfern, drei Frauen und drei Männer, hatte eine junge Studentin erst vor wenigen Jahren eine Krebskrankheit überstanden. Ein junger Mann wäre in wenigen Tagen 23 Jahre alt geworden.

Nur einen Tag später ereignete sich in Italien das nächste Drama: In der Region Marke überfuhr in der Nacht auf Montag ein Alkolenker zwei Frauen nach einem Diskobesuch. Sie starben.