Älteste Briefmarke um 3,8 Millionen Pfund versteigert
Die vermutlich älteste Briefmarke der Welt kam im Londoner Auktionshaus Sotheby's unter den Hammer. Dabei hat die Marke jedoch weniger Geld eingebracht als erwartet: Der Hammer fiel für die "Penny Black" aus dem ersten Druck von 1840 bei 3,8 Millionen britischen Pfund (4,46 Mio. Euro), dazu kommen Gebühren. Sotheby's hatte den Wert zuvor allerdings auf vier bis sechs Millionen Pfund geschätzt, damit blieb der Zuschlag unter den Erwartungen. Es war ein Rekordpreis nicht ausgeschlossen worden.
Der wurde aber nicht erreicht. 2014 hatte Sotheby's eine sogenannte British Guiana One-Cent Magenta für 9,48 Millionen US-Dollar (heute 8,40 Mio. Euro) versteigert.
Die Bedeutung der gut erhaltenen "Penny Black" wurde erst vor kurzem und nach jahrelangen Untersuchungen erkannt, wie Sotheby's mitgeteilt hatte. Zuletzt war das Artefakt im Besitz des britischen Briefmarkensammlers und Geschäftsmanns Alan Holyoake gewesen, der Dokument und Marke vor zehn Jahren für weniger als 60.000 Euro erworben hatte. Es gibt vermutlich nur noch zwei weitere ähnlich gut erhaltene Exemplare der "Penny Black" aus dem ersten Druck, beide in der Sammlung des British Postal Museum.
Begründerin des Portosystems
Die Marke mit dem Profil von Queen Victoria, die aus dem allerersten Druck stammt, soll das Portosystem, wie wir es kennen, begründet haben. Außerdem ist sie ungezähnt und erstaunlich gut erhalten, auch das trägt zum Wert bei.
Die nun versteigerte Marke klebt auf dem "Wallace Document". Dabei handelt es sich um einen Eintrag in ein Album, das der britische Postreformer und Parlamentarier Robert Wallace anlegte. "Erster Nachweis einer Penny-Briefmarke, die Herrn Wallace von Schatzkanzler Francis Thornhill Baring vorgelegt wurde - 10. April 1840", lautet der handschriftliche Begleittext, der den Gebrauch der Marke vom 6. Mai des Jahres ankündigte.
Wallace spielte eine maßgebliche Rolle bei der Einrichtung des modernen Postwesens. Denn bis dahin wurden Briefe noch vom Empfänger bezahlt, sobald er sie beim Postamt abholte. Die Gebühren wechselten oft, meistens wurden sie erhöht, vor allem wenn die Regierung Geld benötigte. Das änderte sich mit der "Penny Black": Fortan zahlte der Versender die Postgebühr - Sendungen mit einem Gewicht von maximal 14 Gramm kosteten unabhängig von der Distanz einen Penny.
Schon bald wurde die schwarze Briefmarke von einer roten ersetzt, der "Penny Red". Schwarze Poststempel entpuppten sich als sicherer gegen Fälschungen, konnten aber naturgemäß auf schwarzen Marken schlechter erkannt werden. Die "Penny Black" aber blieb die Wegbereiterin. Auch mehr als eineinhalb Jahrhunderte später konnten ihre Nachfolgerinnen noch immer nicht vollständig von neueren Technologien verdrängt werden, wie Sotheby's betont.