140 Meter Luxusjacht: Gehört sie Putin?
140 Meter lang, sechs Stockwerke, zwei Hubschrauberlandeplätze, ein Swimmingpool, ein Spa-Komplex, ein Schönheitssalon: Im Hafen von Marina di Carrara in der Toskana liegt die Luxusjacht Scheherazade vor Anker. Ihr geschätzter Wert: 633 Millionen Euro.
In Italien laufen derzeit Ermittlungen, um festzustellen, ob die Luxusjacht dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gehört. Anfang März erklärten US-Beamte gegenüber der New York Times, dass sie untersuchen würden, ob das Schiff dem russischen Präsidenten zugeordnet werden kann.
Die Enthüllungsjournalistin Maria Pevchikh und der Aktivist Georgy Alburov haben gestern, Dienstag, auf YouTube ein Video über das Schiff veröffentlicht.
Demnach sollen mehrere Mitglieder des russischen Sicherheitsdienstes (FSO) regelmäßig an Bord gesichtet werden. Pevchikh konnte nach eigenen Angaben mindestens zehn FSO-Offiziere als Besatzungsmitglieder identifizieren. Der FSO ist für den Schutz des russischen Präsidenten verantwortlich.
Der Kapitän des Schiffes, Guy Bennett-Pearce, sagte gegenüber der New York Times und auch gegenüber italienischen Medien, er könne aufgrund einer Geheimhaltungsklausel nichts zu Besitzverhältnissen sagen. Der Brite meinte jedoch, dass der Eigentümer nicht auf einer Sanktionsliste stehe und wollte auch nicht ausschließen, dass der Eigentümer Russe sei. Putin soll laut dem Kapitän aber nie einen Fuß auf das Schiff gesetzt haben.
Die Finanzpolizei in Italien prüft, ob der noch Eigentümer der Megajacht auf der schwarzen Liste der EU steht, die das Einfrieren von Vermögenswerten russischer Oligarchen angeordnet hat. Die Scheherazade ist nicht erst seit kurzem im Hafen von Marina di Carrara angekommen, sondern hat nach Gewerkschaftsangaben die Reederei Nuovi Cantieri Apuani (Nca) verlassen, wo sie mehr als ein Jahr lang vor Anker gelegen war. Dort waren einige Umrüstungsarbeiten durchgeführt worden.
Die Yacht wurde in den Jahren 2020 und 2021 auch schon in Sotschi gesichtet - zu diesem Zeitpunkt hielt sich auch Putin in der beliebten Sommerdestination auf.
Imposante weiße Planen hatten die Arbeiten am Rumpf vor neugierigen Blicken geschützt. Das "Rätsel" um die Herkunft der Scheherazade rührt unter anderem von dieser "mysteriösen" Rumpfabdeckung her, von der man zunächst annahm, dass sie den Namen der Jacht und damit ihres Eigners verbergen sollte. Werften führen diese Art abgeschirmter Umrüstung auf See häufig durch, vor allem wenn es sich um Schiffe dieses Wertes handelt und wenn es notwendig ist, die Identität und Vertraulichkeit eines Kunden zu schützen.
Vorerst keine Durchsuchung
Die italienische Finanzpolizei will vorerst keine Durchsuchungen an Bord des Schiffes vornehmen, sondern auf die Auswertung von Datenbanken zurückgreifen.
In den vergangenen Tagen haben italienischenBehörden die Luxusjachten und Immobilien mehrerer russischer Oligarchen beschlagnahmt. Zu ihnen zählt die Luxusjacht "Lady M" im Besitz des russischen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, die in der ligurischen Hafenstadt Imperia konfisziert wurde. Der Wert der Jacht wurde auf 65 Millionen Euro beziffert.
Im Zuge der Strafmaßnahmen gegen Russland wegen des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte die Europäische Union Sanktionen gegen mehrere Oligarchen verhängt, denen eine Nähe zu Kreml-Chef Wladimir Putin vorgeworfen wird.