Chronik/Vorarlberg

Vorarlberg vor Koalitionsneuordnung? FPÖ dominiert, ÖVP verliert Boden

Um 13 Uhr war die Vorarlberger Landtagswahl geschlagen. Erste Ergebnisse aus Kleingemeinden lassen massive Gewinne der Freiheitlichen bei starken Verlusten der ÖVP erwarten. Die Grünen büßen Stimmenanteile ein, halten sich aber vorerst passabel. SPÖ und NEOS könnten leicht zulegen. Erste Hochrechnungen dürfte es rund um 14 Uhr geben.

In diversen Kleingemeinden brach die Volkspartei massiv ein, in Dünserberg sogar um fast 30 Prozentpunkte. Die meisten anderen Kommunen, die bisher ausgezählt sind, zeigten dann doch etwas geringere Verluste, jedoch meist im zweistelligen Bereich. Die Gewinne gehen fast ausschließlich an die FPÖ. Die Grünen büßten meist einige wenige Prozentpunkte ein, NEOS und SPÖ gewannen mal leicht, mal fiel man minimal zurück.

Bei den Stimmabgaben hatten die Spitzenkandidaten noch Optimismus verbreitet. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hoffte auf einen "klaren Auftrag", sein freiheitlicher Herausforderer Christof Bitschi auf einen "historischen Tag".

Nicht minder zuversichtlich gaben sich die Spitzen der anderen Parteien. SP-Listenerster Mario Leiter sah Chancen auf ein "rotes Wunder", Claudia Gamon hätte gerne ein viertes Mandat für die NEOS und Grünen-Spitzenkandidat Daniel Zadra würde gerne in der Regierung bleiben.

Ob die Chancen dazu wirklich groß sind, bleibt abzuwarten. Wallner machte bei der Stimmabgabe in seiner Heimatgemeinde Frastanz (Bez. Feldkirch) klar, dass zu Ende der Gesetzgebungsperiode eine gewisse Distanz zu den Grünen erkennbar geworden sei, etwa in der Verkehrs- und in der Zuwanderungspolitik. Freilich betonte der VP-Spitzenkandidat auch, dass der Wahlkampf so sachlich abgelaufen sei, dass mit allen Parteien eine Gesprächsbasis da sei.

Es hatten sich ja schon vor dem Wahltag sämtliche Parteien als Koalitionspartner der Volkspartei angeboten. Als am wahrscheinlichsten gilt eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen, wobei die sogar in Richtung Platz eins linsen, betrug der Abstand bei der Nationalratswahl in Vorarlberg doch nur noch zwei Prozent. Bitschi meinte dann auch bei der Stimmabgabe, man wolle möglichst nah an die ÖVP herankommen und im Idealfall an ihr vorbeiziehen.

Der Noch-Koalitionspartner gab sich ebenfalls guten Mutes. Zadra betonte bei der Stimmabgabe in Lustenau, dass man trotz schwieriger Rahmenbedingungen die vergangenen Wochen um jede Stimme für den Klimaschutz gekämpft habe.

Als unsicher bis unwahrscheinlich gilt, dass sich eine Mehrheit aus ÖVP und entweder SPÖ oder NEOS ausgeht. Erwartet wird, dass die beiden Parteien um Rang vier kämpfen. Leiter glaubte dennoch, dass das "rote Wunder" geschehen könnte und seine SPÖ mit einem Stimmenzuwachs in die Landesregierung einzieht. NEOS-Spitzenkandidatin Gamon meinte am Sonntag vor ihrem Wahllokal in Schwarzenberg (Bez. Bregenz) ebenfalls, man würde gerne "mitspielen", wenn es um die Koalitionsfrage gehe.

Alle Inhalte anzeigen

Die Vorarlberger Landtagswahl ist als besonders kurz bekannt. Schon um 13.00 Uhr war Wahlschluss, eine Hochrechnung wurde nicht vor 14.00 Uhr erwartet. Mit dem vorläufigen Endergebnis ist zwischen 17.00 und 18.00 Uhr zu rechnen.

Wahlberechtigt waren 271.882 Personen, 455 davon leben im Ausland. Im Vergleich zur Landtagswahl 2019 mit 270.521 Wahlberechtigten dürfen heuer um 1.360 Personen (0,5 Prozent) mehr ihre Stimme abgeben.

Wer dies tat, setzte in der Regel auf einen Regenschirm. Denn im ganzen Land zeigte sich das Wahlwetter trüb und regnerisch. Wer die Spannung auf das Wahlergebnis gar nicht aushielt, hatte zumindest Ablenkung parat. Just am Wahltag gingen mit dem Drei-Länder-Marathon und der Kilbi, Vorarlbergs größtem Volksfest in Lustenau, gleich zwei weitere Ländle-Highlights in Szene.