Baby durch Spezial-Operationen gerettet: Eriks Starthilfe ins Leben
Als Nina Mohorko und Tadej Iršič sich an die Grazer Klinik wandten, befand sich Nina in der 22. Schwangerschaftswoche. Doch ihr ungeborener Sohn wies da bereits schwere Schäden an der Lunge auf - sie hatte massive Zysten statt Atemgewebe, sie verdrängten das Herz, in der Bauchhöhle sammelte sich Flüssigkeit.
"Unbehandelt führt das nahezu immer zum Tod des Ungeborenen", erinnert sich Philipp Klaritsch, Leiter der Fetalmedizin an der Abteilung für Geburtshilfe am Uni-Klinikum Graz.
Das Kind sei "massiv bedroht" gewesen: Erik hatte eine angeborene Lungenfehlbildung, CPAM genannt, die schon auf den ersten Ultraschallbildern deutlich erkennbar war.
Das Gewebe des rechten Lungenflügels war durch große Zysten derart verändert, dass Ärzte in Slowenien, der Heimat der Familie, dem Baby kaum Chance auf Überleben gaben.
Nina und Tadej recherchierten auf eigene Faust, stießen auf die Ambulanz für pränatale Diagnostik in Graz und kamen zu Philipp Klaritsch.
Eingriff im Mutterleib und nach der Geburt
"Wir haben uns für einen innovativen Therapieansatz entschieden", beschreibt Klaritsch am Mittwoch: Erik sollte sowohl im Mutterleib als auch direkt nach der Geburt operiert werden - das war Premiere an der Grazer Klinik,
Zunächst bekam der Fötus einen sogenannten Shunt eingesetzt, damit konnte Flüssigkeit aus der großen Zyste abfließen und den Druck auf das Herz verringern. Der Eingriff klappte, das Ungeborene lebte: "Wir waren so unendlich glücklich und dankbar", erinnert sich Mama Nina.
- CPAM (Congenital Pulmonary Airway Malformation) ist eine angeborene Fehlbildung der Lunge. Sie betrifft eine von 3.000 Schwangerschaften
- Im Lungenlappen kommt es zu Zystenbildungen dort, wo sonst das normale Atemgewebe entsteht
- Die Ursache für die Erkrankung ist unbekannt, meist wird sie im pränatalen Ultraschall entdeckt
- Am Klinikum Graz werden pro Jahr drei bis fünf Kinder mit CPAM behandelt; derart große zystische Veränderungen wie bei Erik seien aber extrem selten, hieß es
Das Problem mit der Atmung
Wenige Tage nach der Geburt folgte der zweite Teil von Eriks Starthilfe ins Leben: Sein linker Lungenflügel war bereits derart vom rechten zusammengedrückt worden, dass der Bub nicht selbstständig atmen konnte. Erik brauchte eine Drainage und Intubierung, doch "ohne Drainage war der Kleine nicht lebensfähig, mit der Drainage war er nicht entlassungsfähig", beschreibt Klinikvorstand Holger Till.
Das Team entschied sich für einen Eingriff, der in Graz bisher nie durchgeführt und speziell für den kleinen Erik adaptiert wurde: Zwei Lungenlappen links wurden entfernt, konkret der obere und der mittlere, der untere belüftet - eine schwierige und lebensgefährliche Operation für den Neugeborenen.
Doch das Kind habe keine andere Chance gehabt, versichern die Experten.
Und heute? Heute ist Erik zwölf Wochen alt, seine Eltern durften mit ihm vor kurzem das Spital verlassen und heim zur großen Schwester Lana fahren.
Dem Baby geht es gut
"Er hat das alles auf wundersame Weise gut überstanden", freut sich Holger Till. "Keine Nachblutung, keine Fisteln, keine anderen Komplikationen, gar nichts."