Chronik/Steiermark

Christopher Drexler, ÖVP: Der langjährige "Kronprinz"

Christopher Drexler (ÖVP) hat Anfang Juli 2022 - etwa zur Mitte der zu Ende gehenden Legislaturperiode des steirischen Landtags - die Landeshauptmannfunktion übernommen. Er galt schon lange als designierter Nachfolger des damaligen Landeschefs Hermann Schützenhöfer.

Drexler wird als liberal eingestellt, rhetorisch versiert und umfassend gebildet beschrieben, für manche überraschend war daher seine Positionierung zu mehr Restriktion bei Einbürgerung und Zuwanderung.

Der studierte Rechtswissenschafter Drexler war von 2003 bis 2014 Obmann des Landtagsklubs der steirischen Volkspartei (wie Schützenhöfer von 1994 bis 2000, Anm.), ehe er 2014 zum Landesrat aufstieg und von da an stets an der Seite von Schützenhöfer auch seinen eigenen politischen Werdegang vorantrieb.

Fixpunkt - die Frankfurter Buchmesse

2019 erhielt er sein Wunschressort, die Kultur, in dem sich der gebürtige Grazer - auch als Landeshauptmann - sichtlich wohl fühlt und Kompetenzen hat. Die jährliche Reise - mit einer Delegation steirischer Autoren - zur Frankfurter Buchmesse ist Fixpunkt.

Seit Jahren war der vierfache Vater - die Kinder stammen aus seinen beiden früheren Ehen - als Nachfolger Schützenhöfers gehandelt worden. Ob Drexler die Profilierung als "Erster" gelungen ist, wird der Wahltag weisen. Der Druck dürfte enorm sein. Der Verlust des Landeshauptmannsessels - Waltraud Klasnic (ÖVP) hatte 2005 gegen Franz Voves (SPÖ) verloren - hatte bei der steirischen Volkspartei teils traumatisierend gewirkt.

Zehn Jahre lang regierte SPÖ-Landeshauptmann

Rund zehn Jahre lang führten die Sozialdemokraten bis Mitte 2015 die Regierung, bis Voves nach Verlusten seinem Freund Schützenhöfer den Landeshauptmannsessel anvertraute und die SPÖ plötzlich trotz Landtagsmehrheit Juniorpartner war. Dem pragmatischen und als einem der letzten Landeschefs ausgesprochen volkstümlichen Schützenhöfer gelang dann auch im Sog der Ibiza-Affäre, die ÖVP mit plus 7,6 Prozentpunkten auf unangefochtene 36,05 Prozent zu bringen.


Man darf gespannt sein, ob Drexler im ländlichen Raum ebenso reüssiert wie in urbanen Gefilden - Tracht und Leutseligkeit, von Schützenhöfer erfahren verkörpert - sind eine schwer zu meisternde Konfektionsgröße. Mangelnden Einsatz wird niemand Drexler bescheinigen - seit seinem Amtsantritt tourt er unermüdlich durch die Steiermark und ist auch bei den mittlerweile allgegenwärtigen Hochwasser- und Unwettersituationen vor Ort.

Christopher Drexler (*1971), vier Kinder, verheiratet mit Iris Drexler. Die Familie lebt seit Juli 2020 in Passail in der Oststeiermark.

Drexler studierte 1989 bis 1995 Rechtswissenschaften und wurde bereits 1991 Landesobmann der Jungen ÖVP. Von da an führte ihn der Weg über den ÖAAB nun bis in die Spitze der steirischen Volkspartei - und ins Landeshauptmannzimmer der Grazer Burg.

Auch um sich ausschließlich auf die Führung der Landesregierung und wohl auch schon des Wahlkampfes zu konzentrieren, gab Drexler im Juni 2023 den seit 2006 innegehabten Vorsitz beim steirischen ÖAAB ab, an Bundesrat Günther Ruprecht.

Schwierig wird es am 24. November allemal. Die Opposition aus FPÖ, Grünen, KPÖ und Neos und auch Teile der Bevölkerung tragen Drexler immer sein Agieren als damaliger Gesundheitslandesrat hinsichtlich des obersteirischen Leitspitals Liezen nach - und halten die Debatte um die Notwendigkeit des Spitals eifrig am Köcheln.

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Mut wird Drexler von der Opposition jedenfalls nicht abgesprochen: Für ihn ist es selbstverständlich, sich Gegenwind bei Diskussionen zu stellen, weiland etwa bei Info- bzw. Dialogveranstaltungen in der Obersteiermark bei Veranstaltungssälen voller Leitspital-Skeptiker.

Und zur oft von Landespolitikern bundesweit bisweilen stiefmütterlich behandelten Kultur: Drexler hatte immerhin die Kulturstrategie 2030 in die Wege geleitet, u. a. mit "Kulturdrehscheiben" in den Regionen.

Kein Plan B


Sollte es Drexler übrigens nicht schaffen, seinen Landeshauptmannsessel zu verteidigen, habe er "keinen Plan B". Das hatte er Ende 2023 in einem APA-Interview eingestanden. Als Landeshauptmannstellvertreter könne er sich jedenfalls keine Legislaturperiode vorstellen.