Chronik

„Signal für die Weltoffenheit Wiens“

Während SPÖ-Parteichef Michael Ludwig noch an seinem neuen Regierungsteam feilt, steht auf Bezirksebene die nächste personelle Entscheidung bei den Roten an: Mireille Ngosso wird neue stellvertretende Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt und folgt damit Daniela Ecker-Stepp nach, die dieses Amt seit 2006 innehatte.

Nach der Kurdin Saya Ahmad (sie wird im Juni SPÖ-Bezirksvorsteherin im Alsergrund) bekommt innerhalb kurzer Zeit eine zweite Frau mit Migrationshintergrund eine Spitzenfunktion auf Bezirksebene. „Das ist ein Signal für die Weltoffenheit dieser Stadt und der SPÖ“, sagt die 37-jährige Ngosso.

Sie wurde in der Demokratischen Republik Kongo geboren und musste mit vier Jahren mit ihren Eltern nach Österreich fliehen, weil ihr Vater im Widerstand gegen das Mobuto-Regime aktiv war. Aufgewachsen am Schöpfwerk in Meidling, studierte sie an der MedUni Wien. Derzeit arbeitet sie als Turnusärztin in der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Hietzing.

Schon als Kind begleitete Ngosso ihren Vater, der sich ehrenamtlich bei der SPÖ engagierte, bei Hausbesuchen. Seit 2010 ist sie selbst in der SPÖ aktiv, 2015 wurde sie Bezirksrätin. Dabei lagen ihre thematischen Schwerpunkte unter anderem in den Bereichen Kinder und Jugend sowie Soziales.

„Ich bin sehr dankbar für alles, was ich in Wien und in Österreich erleben durfte. Es war für mich nicht immer eine einfache, aber dennoch eine gute Zeit“, sagt die verheiratete Mutter eines Sohnes. Nicht einfach – damit meint die Politikerin rassistische Anfeindungen, denen sie manchmal ausgesetzt war, und erzählt von „blöden Meldungen und Beschimpfungen“.

Ngosso will sich dafür einsetzen, dass der traditionell von der ÖVP regierte erste Bezirk, dessen Bevölkerungszahl seit Jahrzehnten massiv schrumpft, wieder zu einem Wohnbezirk wird. Um Wohnen wieder leistbar zu machen, fordert sie strengere Regeln für Vermittlungsplattformen wie Airbnb: „Mehr als 200 Wohnungen werden in der Inneren Stadt ganzjährig gewerblich vermietet. Das bedeutet, dass bis zu 400 Wienern die Möglichkeit entzogen wird, hier zu wohnen“, sagt Ngosso, die sich eine Beschränkung der Vermietungsdauer auf 60 Tage pro Jahr vorstellen kann. Zu dem Thema will sie einen Runden Tisch einberufen.

Weiters möchte die Ärztin leer stehende Geschäftslokale für die Einrichtung von Gruppenpraxen prüfen lassen und sich für mehr öffentliche Grünflächen einsetzen.