Wintersport: Das richtige Verhalten bei einem Lawinenunfall
Von Elisabeth Hofer
Das Jahr 2019 ist noch nicht einmal einen Monat alt, zählt aber alleine in Österreich schon zehn Lawinentote. Die massiven Schneefälle haben zu einem rapiden Anstieg der Lawinengefahr geführt. Hinzu kommt, dass sich nicht alle Sportler an die Warnungen der Bergrettung halten und sich trotz schlecher Bedingungen in die Gefahrenzonen begeben.
Wie gefährlich ein Lawinenabgang sein kann, zeigt ein Blick auf die Statistik. „Bei der vollständigen Verschüttung einer Person liegt die Sterberate bei 50 Prozent“, sagt Maria Riedler von der Österreichischen Bergrettung. „Zehn Prozent davon sterben innerhalb der ersten 15 Minuten an mechanischen Verletzungen, etwa durch Bäume oder einfach durch die Wucht der Lawine“.
Wie groß die Überlebenschancen nach einer Verschüttung sind, hängt stark vom zeitlichen Faktor und einer funktionierenden Rettungskette ab. 70 Prozent der Lawinenopfer erstickten innerhalb von 35 Minuten in den Schneemassen. „Darum ist es besonders wichtig, nicht alleine unterwegs zu sein und einen Partner mitzuhaben, der mit der Notfallausrüstung umgehen kann“, sagt Riedler.
Die wichtigsten Tipps für Helfer
- Notruf absetzten (Bergrettung: 140)
- Vom Verschwindepunkt in Fließrichtung abwärts suchen
- Nach dem Auffinden sofort Atemwege befreien
- Betroffene warm halten
Bei der Suche nach einem Verschütteten sollten sich die Helfer vom sogenannten Verschwindepunkt (also dort, wo die Person zuletzt zu sehen war) in Fließrichtung der Lawine abwärts bewegen.
Auch die Tiefe der Verschüttung ist für eine erfolgreiche Rettung relevant. Die meisten Verschütteten liegen unter einem bis eineinhalb Metern Schnee. Dieser wird, wenn er zusammensackt, hart wie Beton. Wer darunter begraben ist, hat keine Möglichkeit, sich zu bewegen. Wurde der Verschüttete geborgen, sollten zunächst die Atemwege von Schnee befreit werden. Um zu verhindern, dass der Körper des Betroffenen weiter abkühlt, muss er mit einem Biwaksack oder einer Rettungsdecke warmgehalten werden.
Die wichtigsten Tipps für Betroffene
- Niemals alleine unterwegs sein
- Skistöcke abwerfen
- Versuchen, seitlich aus der Lawine zu fahren
- Versuchen, an der Oberfläche zu bleiben
- Mit den Händen Atemhöhle formen
Nicht nur für die Helfer, auch für Wintersportler, die selbst in eine Lawine geraten, gibt es einige Handlungsanweisungen, wie etwa, sich durch Schwimmbewegungen an der Oberfläche zu halten „das ist aber alles sehr theoretisch“, sagt Riedler. Die Situation sei vergleichbar mit dem Moment, in dem einem ein Teppich plötzlich unter den Füßen weggezogen wird – der Handlungsspielraum ist extrem gering.
Um Verletzungen zu vermeiden, ist es wichtig, die Skistöcke sofort wegzuwerfen bzw. sie nicht durch Schlaufen an den Handgelenken fixiert zu haben. Kann man nicht seitlich aus der Lawine fahren und befürchtet eine Verschüttung, empfiehlt es sich, die Hände vor Mund und Nase zu legen, um eine Atemhöhle zu formen.
Besser zu Hause bleiben
Auch die richtige Ausrüstung, wie etwa ein Lawinenrucksack, ist entscheidend. Allerdings solle man sich nicht zu sehr darauf verlassen. „Die Ausrüstung ist keine Lebensversichung“, sagt Riedler. Auch nützt das beste Equpiment nicht, wenn es nicht funktioniert. Lawinenverschüttetensuchgeräte (LVS) sollten daher regelmäßig gewartet werden. Am klügsten ist aber ohnehin, die Warnungen der Bergrettung ernstzunehmen und bei schlechten Bedingungen zuhause zu bleiben.