Wie ein Salzburger den Atlantik in einem Ruderboot überquert
Von Matthias Nagl
Die ersten Tage waren am schlimmsten. „Ich wurde in der ersten Nacht seekrank, habe sechs Tage nicht wirklich essen können. Und die ersten drei Tage hatten wir auch Sturm“, erzählt Wolfgang Fankhauser im Interview, das über Satellitentelefon geführt wird. Seit Donnerstag voriger Woche rudert der Salzburger von La Gomera auf den Kanaren Richtung Karibik. Alleine – über den Atlantik.
Rund 3.000 Seemeilen oder 4.800 Kilometer beträgt die Distanz bis Antigua, die Fankhauser im Rahmen der „Talisker Whisky Atlantic Challenge“ zurücklegen will. 35 Boote stehen am Start, sieben sind Einzelstarter wie der Salzburger, dazu gibt es Zweier, Dreier- und Viererteams. Jeder Ruderer, der möchte, stellt seine Teilnahme unter einen selbst gewählten guten Zweck.
Fankhauser bestreitet das Abenteuer für sich selbst, um andere Leute zu motivieren, ihre Komfortzonen zu verlassen – und für die Salzburger Kinderkrebshilfe. 2015 arbeitete der 39-Jährige auf einem Begleitboot des 2013 erstmals ausgetragenen, jährlichen Rennens mit. So kam er mit dem Bewerb in Berührung, den er als erster Österreicher bestreitet.
Crashkurs im Rudern
Vor zwei Jahren, zu Weihnachten 2017, beschloss er schließlich, selbst teilzunehmen. Ohne jegliche Rudererfahrung. Selbst von seiner Lebensgefährtin wurde er zunächst belächelt. Im Frühjahr 2018 trat er dem Ruderklub Wolfgangsee bei und begann mit dem Training. Im folgenden Sommer startete er mit der Sponsorensuche für das 94.000-Euro-Budget, das inzwischen weitgehend gesichert ist.
In der Vorbereitung bauten sich viele Hürden auf, Fankhauser hat sie alle beseitigt. „Er setzt sich etwas in den Kopf und zieht das dann durch“, sagt seine Lebensgefährtin Julia Irnberger. Doch auch die beste Vorbereitung kann die Teilnehmer auf die Bedingungen auf hoher See nicht einmal ansatzweise einstimmen. „Es ist viel heftiger und intensiver, als ich es mir vorgestellt habe“, sagt Fankhauser. „Die Einsamkeit ist das Schlimmste.“ Dazu kommen die körperlichen Anstrengungen, vor allem in den ersten Tagen mit beschränkter Nahrungsaufnahme. „Man merkt richtig, wie die Kraft aus den Beinen geht“, erzählt der Salzburger.
Mozart und Red Bull
Für die besonders harten Tage auf dem Wasser hat sich Fankhauser kleine Motivatoren mitgenommen: Mozartkugeln und 20 Red-Bull-Dosen. Doch auch der Atlantik entschädigt immer wieder für die Strapazen. Kurz vor dem Anruf des KURIER hat der Ruderer einen „superschönen Sonnenaufgang“ miterlebt, Meerestiere sind seine ständigen Begleiter.
„Vögel fliegen den ganzen Tag vorbei, in der Früh sieht man viele Schildkröten, und die Wale kommen bis auf zwei Meter ans Boot heran“, erzählt Fankhauser. 80 bis 100 Kilometer täglich will er schaffen, damit er Ende Jänner, Anfang Februar in der Karibik an Land gehen kann. Informationen und Spendenmöglichkeit:
www.d73000miles.com