Wie die Landesregierung aus der Wasserstoffzug-Einbahn kommen will
Von Christian Willim
Es war ein schmales Statement, das ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle und sein SPÖ-Stellvertreter Georg Dornauer am vergangenen Dienstag veröffentlicht haben. Zuvor hatten die Koalitionsspitzen über eine Causa beraten, die beide Seiten zusehends spaltet: Den Wasserstoffzug für das Zillertal.
Man habe „eine finanzielle und technische Bewertung aller relevanten Grundlagen betreffend Zillertalbahn neu durch eine unabhängige Stelle vereinbart“, wurde nach dem Gespräch mitgeteilt.
Offene Fragen
Was das für das zuletzt immer umstrittenere Projekt, die Zillertalbahn von Diesel auf Wasserstoffantrieb umzustellen, genau hieß, blieb allerdings offen. Auch die konkrete weitere Vorgangsweise wurde nicht erläutert.
Die Rede war nur von einer „unabhängigen Bewertung“, die „im Sinne der Transparenz nach Abschluss der Öffentlichkeit von der Regierung bekannt gegeben“ werde.
Laut KURIER-Informationen soll ein auf dem Gebiet bewanderter Wissenschafter damit beauftragt werden, erneut eine Alternativenprüfung durchzuführen. Und dabei sollen nicht nur die bereits durch eine deutsche Beratungsfirma gegenübergestellten Möglichkeiten einer Oberleitung – diese wird von der Zillertaler Regionalpolitik kategorisch abgelehnt – und eines Wasserstoffzugs bewertet werden. Auch die bislang vernachlässigte Möglichkeit, auf der Zillertalbahn einen Akku-Zug fahren zu lassen, der sich in Teilabschnitten aus einer Oberleitung speisen könnte, soll ins Spiel gebracht werden.
"Stiefmütterlich behandelt"
Diesen habe man „stiefmütterlich behandelt“, hatte zuletzt der Zillertaler ÖVP-Bürgermeister Dominik Mainusch, der auch im Aufsichtsrat der Zillertalbahn sitzt, eingestanden. Aus seiner Sicht sei es gegenüber dem Steuerzahler unverantwortlich, auf der bisherigen Datengrundlage eine Entscheidung zu treffen, ließ er aufhorchen.
Mainusch hatte in der Vergangenheit hinter der Projekt-Lokomotive Franz Hörl, ÖVP-Nationalrat und Tiroler Wirtschaftsbundchef, zu den gewichtigen Unterstützern des Wasserstoff-Projekts gehört. Die technische Grundlage dafür kam aber bei den Zillertaler Verkehrsbetrieben (ZVB) von jenem Vorstand, der sich vor einigen Wochen als falscher Doktor herausgestellt hatte.
Hohe Mehrkosten
Diese Kalamitäten griff die Landesregierung vergangene Woche noch einmal auf, um das eigentlich bereits – trotz Mehrkosten von bis zu 180 Millionen Euro in 30 Jahren im Vergleich zu einem klassischen Oberleitungszug – beschlossene Wasserstoffzug-Projekt noch einmal auf den Prüfstand zu stellen:
Die Vorkommnisse der letzten Wochen, insbesondere die notwendig gewordene Ablöse des Vorstandes der Zillertalbahn, hätten in der Bevölkerung allerdings einen merkbaren Vertrauensverlust in das Projekt zur Folge gehabt, erklärten Mattle und Dornauer ihre Schubumkehr.
Insbesondere auf SPÖ-Seite hat man mittlerweile ziemliche Bauchschmerzen, das Vorhaben nach all dem Wirbel einfach durchzuziehen. Der Grundsatzbeschluss für das Projekt war vor allem aus Koalitionsräson gefallen, da der Wasserstoffzug im Arbeitsprogramm paktiert war. Darauf hatte in der ÖVP vor allem das Zillertaler Polit-Schwergewicht Hörl gedrängt. Der versucht im Hintergrund weiter Druck auszuüben.