Chronik/Österreich

Orkan "Niklas" fordert Todesopfer

Mit bis zu 130 km/h fegte Sturm „Niklas“ über Österreich hinweg. In Oberösterreich forderte er sogar ein Todesopfer: Ein 63-jähriger Pensionist stürzte am frühen Nachmittag in Mauthausen von einer Leiter – er wollte wegen des Orkans die Überdachung der Terrasse befestigen. Der Mann fiel mit dem Kopf voran auf einen Steinboden und erlitt tödliche Verletzungen.

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Die Zerstörungskraft des Sturmtiefs bekam man imTiroler Außerfern zu spüren. „Wir haben alle Hände voll zu tun“, meldete Reuttes Feuerwehrkommandant Alexander Amann. Sturmböen hatten das Dach von einem Mehrparteienhaus gerissen. ImSalzburger Saalbach Hinterglemm mussten 54 Bewohner eines Jugendgästehauses von der Feuerwehr evakuiert werden. Der Sturm hatte das Dach des Gebäudes komplett abgedeckt.

Mehrfach mussten die Einsatzkräfte zum Bezirkskrankenhaus Reutte ausrücken und umgestürzte Bäume aus der Einfahrt räumen. In Innsbruck-Land kam es deshalb zu Stromausfällen. Auf der Inntalautobahn riss der Sturm nahe der Ausfahrt Ötztal ein Straßenschild aus der Verankerung und schleuderte es auf die Fahrbahn.

4000 Feuerwehrleute hielt „Niklas“ Nachmittags in Oberösterreich auf Trab: Gebäude wurden abgedeckt, Plakatwände wirbelten durch die Luft. Fünf Lkw in OÖ und einer in Salzburg wurden laut ÖAMTC von der Straße geweht. Unter anderem auf der Innkreisautobahn bei Aistersheim und auf der Lamprechtshausener Straße. Dort ließ eine Windböe einen Sattelschlepper umstürzen.

"Niklas" zog Spur der Verwüstung:

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Sperren

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Zahlreiche Bundes- und Landesstraßen mussten wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden. Immer wieder kam es zu Stromausfällen. Besonders stark betroffen war zunächst dasInnviertel; später wütete „Niklas“ auch in den übrigen Landesteilen. In Marchtrenk lösten sich Dachteile von einem Altenheim und stürzten auf einen Lkw. In Zentrum von Bad Ischl drohte ein Blechdach auf die Kaiser-Franz-Josef-Straße zu stürzen(siehe Bild links). Die Feuerwehr musste die Abdeckung mit einem Winkelschleifer herunterschneiden.

In den Skigebieten reagierten die Betreiber bereits im Vorfeld: Die Lifte standen still. In der Stadt Salzburg wurden außerdem alle Friedhöfe und der Hellbrunner Park gesperrt.

Bahnverbindungen

Massive Probleme gab es beim Bahnverkehr – speziell bei Zügen nach oder durch Deutschland. Railjets und Intercitys fuhren zum Teil nur bis Salzburg, andere wurden umgeleitet – was zu Verspätungen von bis zu 80 Minuten führte. „Fahrgäste sollten sich unbedingt vor Fahrtantritt informieren, ob die Züge fahren“, rät ÖBB-Sprecher Michael Braun. Er rechnet auch am Mittwoch mit Behinderungen.

Am Mittwoch wird der Wind etwas nachlassen. Dennoch: Windspitzen bis zu 90 km/h von Salzburg bis Niederösterreich können schwere Schäden verursachen.

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Mit voller Wucht traf der Sturm „Niklas“ am Dienstag auf Deutschland. Während des Sturmtiefs sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz mindestens neun Menschen ums Leben gekommen.

Bei Osnabrück stürzten drei Bäume auf den letzten Waggon eines Intercity-Schnellzugs. Die rund 350 Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Im Bundesland Nordrhein-Westfalen wurden zur Sicherheit sämtliche Zugverbindungen ausgesetzt. Bei Arbeiten an einer Autobahn-Brücke der A45 bei Hagen wurde ein Bauarbeiter schwer verletzt: Der Sturm wehte das Gerüst um; der Mann wurde mitgerissen. Im Frankfurter Bahnhofsviertel krachte ein 15 Meter hohes Baugerüst auf vier parkende Autos. In München musste der Viktualienmarkt gesperrt werden. Stände waren zusammengebrochen, Trümmer wurden durch die Luft gewirbelt. Einschränkungen im Flugverkehr gab es vor allem in Frankfurt und Amsterdam-Schiphol. Dutzende Flüge – unter anderem nach Wien – wurden gestrichen.

Es sei einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre, sagte Meteorologe Lars Kirchhübel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Am heftigsten tobte „Niklas“ auf Deutschlands höchstem Berg, der für die Öffentlichkeit gesperrten Zugspitze (2962 Meter) in den Alpen, mit Böen von 192 Stundenkilometern. Der Spitzenwert im Tiefland wurde laut DWD bis zum frühen Abend mit 140 Stundenkilometern erreicht.

Schweiz

Heftige Sturmwinde haben auch in der Schweiz Probleme bereitet. Eine Person kam ums Leben, mindestens acht Personen wurden verletzt. Mehrere Bahnen und Bergbahnen stellten den Betrieb sicherheitshalber ein.